Tagebuch Dienstag, 29. Oktober 2019 – Melodie der Anmut

Die letzten zwei Nächte eher mies geschlafen. Mein Gelästere über angebliche Anpassungsschwierigkeiten nach der Zeitumstellung hat mich anscheinend eingeholt. Danke auch, Universum, du Nervensäge. Trotzdem weiterhin Team Zeitumstellung. Ich habe es im Sommer gerne länger und im Winter gerne früher hell.

Zeug eingekauft: Druckerpatronen, Brot, Sahne, die ich neuerdings in meinen Tee kippe, ich Luxusweib, keine Sobanudeln bekommen.

Eher zufällig beim Rumgucken nach was anderem in einem großen deutschen Warenhaus auf Handtücher in einer Farbe gestoßen, die ich gar nicht auf dem Schirm hatte, weil sie mir immer zu rottenmeiermäßig vorkommt. Mein Bad ist auch ein Jahr nach dem Einzug mein Sorgenkind, weil es neben weißen Kacheln, die bis viel zu weit unter die Decke gehen, fiese bunte Dekokacheln hat. Und mit bunt meine ich alle Farben des Regenbogens. Mein erstes Farbschema beim Einzug war hellblau, was aber doof aussah und mit irgendwas im Regenbogen clashte, dann bin ich auf den Alleskönner weiß und grau ausgewichen, habe mich aber zu sehr damit gelangweilt, dann habe ich alles in grün dekoriert wie im alten Badezimmer, was die Dekokacheln total ignorierte, nicht zum Rest der Wohnung passte und überhaupt eh nur ein Lückenbüßer war … und jetzt bin ich bei: Rosé. Oder wie Alpina es nennt: Melodie der Anmut. (Bitte, was habt ihr geraucht? Oder gespritzt?)

Das wird der letzte Versuch, ein bisschen Wohnlichkeit in die Nasszelle zu zaubern, und dann werde ich mein Bad ignorieren. Oder die Dekokacheln mit Dekofolie überkleben, was aber bei meinen handwerklichen Fähigkeiten eher ein Massaker werden wird.

#schlimmefirstworldprobleme

Zum late lunch Pfannengemüse mit Rostbratwürstchen.

Wieder eine Spende erhalten, vielen Dank, dieses Mal mit der schönen Betreffzeile „Für Frühlingszwiebelfladen gegen Nazis.“ Beste Leser der Welt.

Mich über eine Mail-Konversation mit meiner Steuerberaterin gefreut; wir setzen gerade mein Arbeitszimmer ab, weswegen das Finanzamt einen Fragebogen geschickt hat, auf den ich unter anderem mit einer Skizze meiner Wohnung und dem dort deutlich markierten Arbeitszimmer antworten muss.

Sie so:

„Sie haben in dem Formular das Zimmer mit Balkon als Arbeitszimmer schraffiert. Das könnte etwas problematisch werden, da es das Zimmer ist, das üblicherweise als Wohnzimmer genutzt werden würde. Bitte prüfen Sie, ob das richtige Zimmer schraffiert wurde und ob das Zimmer auch ausschließlich betrieblich genutzt wird, also kein Fernseher, keine Couch, etc.“

Ich so:

„Ja, das ist das richtige Zimmer. Wenn ich schon den ganzen Tag am Schreibtisch sitze, möchte ich auch das schönste Zimmer dafür haben.

Im Arbeitszimmer steht eine kleine Couch, die allerdings nur da steht, weil sie nirgends anders Platz hat. Die anderen beiden Zimmer sind Wohn- und Schlafzimmer; im Wohnzimmer steht die große Couch, auf der ich in der Freizeit rumlungere. Das Sofa im Arbeitszimmer nutze ich ab und zu, um dort mit dem Laptop auf den Knien zu schreiben, wenn ich am Schreibtisch auf keine Gedanken mehr komme. Könnte die wirklich ein Problem werden?“

Sie so:

„Bei der schönen Schilderung eher nicht.

Herzlichen Dank für die schnelle Rückmeldung.“

Den Rest des Tages an der Diss gebastelt und mich so verfranzt, dass ich irgendwann F. eine hysterische DM schrieb: „WO HAB ICH DIE GROSSBERG-AUTOBAHNBRÜCKE GEFUNDEN? ICH FIND NIX IN MEINEN FOTOS!“ Der gute Mann wusste wo und konnte es mir sogar zeigen. Mein Gehirn ist anscheinend jetzt endgültig Matsch und kann nur noch über Rosa im Bad nachdenken.