Tagebuch Sonntag, 22. Dezember 2019 – Kochen, schieben, backen

Papa hat ewig geschlafen, Mama konnte endlich mal wieder ausschlafen, ich war brav um 7 aufgestanden, war frisch geduscht und hatte um kurz vor acht das Frühstück fertig – und keiner wollte es haben. Papa habe ich vorsichtig gegen halb 9 geweckt, bevor die Morgenpflege kam, denn davor sollte er gefrühstückt haben. Ein Scheibchen Brot mit Apfelgelee, ein Scheibchen mit Honig, eine Kanne Tee für ihn und eine halbe für mich. Das Mütterchen hatte ich irgendwann auch auf Wunsch geweckt, sie war aber wieder eingeschlafen, und das passte auch so.

Vormittags den Baum geschmückt, wie es Papa immer gemacht hat: alles in rot, ein paar Dekoglocken aus Glas, echte Kerzen. Papa wurde von mir dazu eingeteilt, die Kerzen in die Halter zu friemeln, und wenn ich ihm den Halter direkt in die Hand gegeben habe, hat er es auch hervorragend hinbekommen.

„Alles in rot“ bis auf zwei Blechtrompeten in türkis und blau, die schon bei Omi am Baum gehangen haben. Meine Schwester und ich haben auf denen als Kinder immer rumgetrötet, und wir hatten auch mal welche in gold und rot, aber die sind irgendwie verschollen und die beiden letzten geben keine Töne mehr von sich.

Danach gefühlt zwei Gallonen Kürbissuppe gekocht, weil Mama die so gern mag.

Normalerweise halte ich keinen Mittagschlaf, wenn die Eltern dösen, aber gestern war ich dann doch jahresendzeitmüde und schlief komatös ein Stündchen.

Nachmittags testete ich erstmals den Außenlift an, der seit Oktober da ist, damit Papa irgendwie vor die Tür kommt. Danach schob ich ihn im Rollstuhl zu drei Nachbarn, die eine Riesenpackung Merci bekamen und ein persönliches Dankeschön für ihre Hilfe, falls das Mütterchen mal ungeplant wegmusste und niemand bei Papa war. Ich stellte fest, dass Rollstuhlschieben ganz schön anstrengend ist und jede noch so kleine Bordsteinkante ein echtes Hindernis, wer hätte es gedacht. Die elektrische Schiebehilfe, bei deren Vorführung ich im November dabeigewesen war, wurde vom Arzt schon bewilligt, von der Krankenkasse allerdings noch nicht.

Aufgeräumt, Kuchen gebacken, Stollen gegessen, den uralten vierarmigen Leuchter aus der ehemaligen DDR angezündet, bei dem ein Holzengelchen inzwischen auch behindert ist, der ist mittig durchgebrochen und liegt jetzt auf seinem Platz anstatt zu stehen, aber anscheinend kann man auch im Liegen Geige spielen.

Abends noch ein bisschen an der Diss gesessen, Henri Nannens Rezension zur ersten GDK von 1937 gelesen und zitiert. Sehr müde gewesen, nicht mehr mit Mama in der Küche bei einem Sektchen gesessen, einfach nur noch ins Bett gefallen.