Tagebuch Donnerstag/Freitag, 30./31. Januar 2020 – Archiv und ZI

Der letzte Archivtag im Januar war eher nervig als erfolgreich, Schwamm drüber.

Wenigstens gut zum späten Mittag gegessen.

Und quasi als Ausgleich Post vom Sächsischen Staatsarchiv bekommen, die wieder etwas bessere Laune machte.

Abends eigentlich zu einem Konzert verabredet gewesen, aber nach zwei Nächten, in denen ich ab morgens um 4 wach war und meinen Kopf nicht mehr ausmachen konnte, der auf 800 noch zu bearbeitenden Diss-Lücken beschäftigt war, war ich so müde, dass ich in der Pause ging. Schade, denn das zweite Stück des Abends hatte mir sehr gut gefallen, das erst ging an mir unkonzentriertem Wusel eher vorbei.

Wie ein Stein geschlafen, aber gestern morgen irgendwie traurig aufgewacht, so ein Mittelding zwischen Überarbeitung und Zukunftspanik, tolle Kombi. Eine Stunde unentschlossen im Bett rumgewälzt und dann zum Allheilmittel gegriffen: in die Bibliothek fahren. Am besten ins Zentralinstitut für Kunstgeschichte, denn irgendwas steht da immer im Regal, was bessere Laune macht.

War dann eher nicht so, weil ich den Forschungsstand zur Kunst im NS finalisierte und mal wieder feststellen durfte, wie wenig vorhanden war. Dazu kam die Tatsache, dass mein Doktorvater, der ein Big Player in dem Bereich ist, quasi in jedem Ausstellungskatalog vertreten ist, den ich heranziehe, und ich ihn deswegen dauernd zitieren müsste. Was ich versuche zu vermeiden, weil das albern ist. Trotzdem fragte ich spaßeshalber auf Twitter, ab wievielen Nennungen im Literaturverzeichnis es komisch werden würde, woraufhin Herr @mediumflow die beste aller Antworten gab: „Als Doktorvater empfehle ich meinen Promovend*innen sachliche Distanz & Zurückhaltung beim Zitieren des Doktorvaters. Andernfalls rollen die Leser*innen nur die Augen & nehmen den Zitiergrund nicht ernst. Das größte Kompliment für den Doktorvater ist halt eine brillante Thesis.“


(Da wir immer noch kein finales Urteil zur Kunst im NS haben, ist alles zwischen Dings und Anpassung möglich.)

Ich puschelte weiter, als mein Handy stumm klingelte, was ich natürlich wegdrückte, Nummer aus München, keine Ahnung. Kurze Zeit später schlug eine Mail meines Doktorvaters auf, der mich anscheinend angerufen hatte, er hätte da ein paar Fragen, die er mir gleich in der Mail mitschickte, woraufhin meine Laune sehr viel besser wurde.

Ich habe da nämlich vor einiger Zeit eine Entdeckung gemacht, die für meine kleine Ecke der Kunstgeschichte nicht ganz unwichtig sein könnte. Über was ich per Zufall gestolpert bin, ist noch nirgends in der Forschungsliteratur verzeichnet, würde sie aber durchaus sinnvoll erweitern. Davon erzählte ich Vati im letzten Gespräch, und er war interessiert, aber nicht so enthusiastisch wie ich es gewesen war. Das hatte mich etwas enttäuscht, aber innerlich dachte ich, okay, der Mann weiß zehnmillionenmal mehr als du, dann war die Entdeckung wohl doch nicht so irre.

Und dann kam gestern die Mail mit sehr vielen Fragen. Ich beantwortete sie, schickte aber gleich noch eine hinterher: „Ich sitze gerade 50 Meter von Ihnen entfernt in der Bibliothek, soll ich kurz rumkommen?“ Was ich dann mit meinem Laptop tat, ein Kollege, der in der Mail auch CC gewesen war, guckte sich das ebenfalls gespannt an, ich zeigte Dokumente und Fotos, wir diskutierten, und ich fühlte mich wie eine richtige erwachsene Kunsthistorikerin. Das war schön.

Dieses Mal hatte ich auch brav einen Jogurt mit ins ZI genommen, damit ich nicht beim ersten Hunger nach Hause fahren müsste, was sonst immer mein Arbeitsmodus ist. Daher blieb ich bis gegen 17 Uhr, ließ mich dann nach Hause shutteln, obwohl gestern herrliches Fahrradwetter war, aber ich morgens noch zu bräsig für dieses Verkehrsmittel gewesen war, machte mir ein Käsebrot an Gemüseberg und verheulte das Finale von The Good Place. Wenn ihr auf der Suche nach einer perfekten Serie seid – nehmt diese hier.