Tagebuch Montag, 3. Februar 2020 – Don’t stop dancing til the curtains fall
Eigentlich wollte ich ins ZI, wo ich mir letzte Woche mal wieder einen kleinen Handapparat gebastelt hatte. Aber ebenso eigentlich regnete es den ganzen Tag, was für die innere Anke bedeutet: Tee! Gemütlichkeit! Indirekte Beleuchtung! Immerhin die ersten beiden Dinge konnte ich abhaken, denn ich machte es mir mit der üblichen Kanne Tee aus Omis Teeservice am Schreibtisch bequem und dissertierte vor mich hin.
Endlich mal die Bestände im Bundesarchiv angefordert, die seit zwei Wochen als PDF rumliegen, Hotel und Flug hatte ich schon letzte Woche gebucht. (Ja, Flug, ich habe keine Zeit.) Zwischendurch Steuer gemacht, ist ja Monatsanfang. Weiter am Werkverzeichnis des Künstlers entlanggehangelt, das Kapitel bis 1925 Korrektur gelesen und zufrieden gewesen, und den Tag damit beschlossen, das letzte von Protzens 29 Gemälden zur Reichsautobahn (von denen ich weiß) zu beschreiben. Das ist für mich das Nervigste an meinem Fach, so albern es klingen mag, aber bei Werkbeschreibungen kommt bei mir immer die Werberin durch, die den Lesenden sagen möchte: „Da ist doch ne Abbildung, was muss ich das denn noch beschreiben?!“ Denn schließlich habe ich mein Gehirn jahrelang darauf trainiert, Dinge zu zeigen, die man nicht erklären muss, so ein Fernsehspot ist ja nur 30 Sekunden lang bzw. für eine Printanzeige nehmen sich Leute nur 7 Sekunden Zeit (meine ich mal gelesen zu haben). Das war ein ziemlicher Umdenkprozess für mich, haarklein zu beschreiben, was ich sehe. Aber weil es für die Autobahnmalerei noch kein Überblickswerk gibt, sondern alle bisherige Literatur ähnlich arbeitet wie ich – einen Künstler aufarbeiten und daran sein Werk erklären –, ist jede Beschreibung wichtig, denn mit ihr kann man vergleichen. Und das ist der Job.
Eigentlich wollte ich gestern nur das Jahr 1940 abschließen und dann Feierabend machen, aber Protzen malte als erstes Bild im Jahr 1941 noch eine letzte Autobahn, und die beschrieb ich dann eben auch noch. Das war mal wieder ein kleines Meilensteinchen, aber ich war trotz allem Stolz ein bisschen traurig.
Auf der Website des Prüfungsamts mal die Abgabetermine für die Arbeit angeguckt. Ich dürfte in diesem Jahr im März, im Juni und im Oktober abgeben. Team Oktober! Die Disputation wäre dann allerdings erst im Februar, was mich etwas irritiert hat. Bis dahin habe ich doch alles wieder vergessen, was derzeit ganz vorne im Kopf liegt, damit ich gut rankomme.
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Abendessen nach nur Flat White und Tee den Tag über, man kommt ja zu nix, dringend nötig: Oriecchiette mit Speck, Zwiebeln und Erbsen.
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Die letzten Folgen BoJack Horseman geguckt und auch hier ein bisschen traurig gewesen. Seltsamer Tag. (Don’t stop dancing til the curtains fall.)