Tagebuch Donnerstag, 6. Februar 2020 – Spaß im Prüfungsamt

Über den Mittwoch möchte ich nicht reden, vor allem nicht über die Farce im Thüringer Landtag. Ich sage nur so viel: Ich kam gegen 16 Uhr nach Hause und habe mir ein Bier aufgemacht. Half aber auch nichts.

(emilyscartoons)

Gestern ließ ich mich von der S-Bahn nach Dachau schaukeln, um in der dortigen Gemäldegalerie im Nachlass eines Malers zu stöbern. Ich fand leider nicht viel, aber doch ein bisschen, wenn auch nur über Bande zu Protzen selbst, eher zum Umfeld. Erstmal aufgeschrieben, wie bisher immer, wenn ich irgendwo saß und Quellen vor der Nase hatte, man weiß ja nie, was man damit noch anfangen kann.

Ich bin dann jetzt bei ungefähr 240 Seiten, habe seit zwei Wochen nicht mehr gezählt.

Nachmittags war ich im Prüfungsamt, um dort persönlich eine wichtige Frage loszuwerden, weil ich telefonisch nie durchkam.

Mein Plan ist es, im Oktober die Diss abzugeben. Wir dürfen in diesem Jahr im März, im Juni und im Oktober abgeben. März ist illusorisch, Juni fühlt sich zu knapp an, aber Oktober sollte wirklich drin sein, mit meinen üblichen 25 Korrekturschleifen und der noch anzufragenden Leistung einer meiner schnuffigen Art-Direktorinnen, ob von denen eine zum Freundschaftspreis 300 Seiten layouten möchte plus ein Abbildungsverzeichnis aus der Hölle. Das machen die bestimmt alle total gern!

Jedenfalls mailte ich vor ein paar Tagen die gewünschte Zweitgutachterin an, ob Oktober für sie okay wäre, denn nach der Abgabe kommt ja noch die Disputatio und die ist auf Februar 2021 festgelegt. Da kann die Dame aber leider nicht, wie sie mir mailte, ob wir die Disputatio auch im Januar machen könnten? Den Doktorvater angemailt, ob der das Gutachten bis Januar schafft, er meinte ja, aber ich müsste im Prüfungsamt nachfragen, ob die Disputatio-Verschiebung okay wäre. Ich also ins Prüfungsamt, wo anscheinend gerade Abgabe der Masterarbeiten von ein paar Fachbereichen ist, denn es war ungewöhnlich voll und alle hatten Papierstapel im Arm. Ich ging entspannt zur Tür für die Promovierenden und trug mein Begehr vor.

Antwort: Verschiebung ja, ungern, aber ja. Ob ich dazu auch noch eine Verlängerung meines Betreuungsverhältnisses bräuchte?

Ich so: Äh … ich bin bis September eingeschrieben, kann aber ja erst im Oktober abgeben.

Sie so: *zückt den Ordner, wo ich mit meinen ganzen tollen damals eingereichten Dokumenten drin bin inklusive des Führungszeugnisses, das ich zur Abgabe nochmal anfertigen muss, Bayern, du Schnuffel* Ihr Betreuungsverhältnis hat nichts mit der Immatrikulation zu tun. Das wurde im September 2017 begonnen, gucken Sie, das heißt, das ist im September 2020 beendet. Wenn Sie erst im Oktober abgeben, müssen Sie das Betreuungsverhältnis um ein Jahr verlängern, sonst können Sie nicht abgeben.

Ich so: *mind-blown emoji* Gut zu wissen. Gibt’s da Vordrucke oder so zum Download?

Sie so: Da reicht ein formloses Schreiben, muss Ihr Doktorvater halt unterzeichnen. Für die Verlegung der Disputatio reicht auch ein formloses Schreiben. Am besten vorbeibringen. Ach ja, und Sie brauchen auch noch einen Drittprüfer für die Disputatio, den müssten Sie uns auch mitteilen. Da könnte es im September online was geben, weiß ich aber noch nicht.

Ich so: *schreibe hektisch alles auf und nehme mir vor, es zu verbloggen, dann finde ich die Infos auf jeden Fall besser wieder als in meinem Moleskine*

Hiermit erledigt. Gut, dass wir darüber gesprochen haben!

(Ich schreib jetzt bis April durch und geb im Juni ab, was soll der Quatsch.)

Ich reichte die Infos an Doktorvater und Zweitgutachterin weiter. Letztere fragte nach dem Umfang meiner Arbeit und nachdem ich ihr die jetzige Seitenzahl und meine persönliche Schmerzgrenze von ca. 300 Seiten mitgeteilt hatte, meinte sie: Ihre Doktorand*innen bekämen immer den Richtwert 220 Seiten plusminus zehn Prozent. Das behalte ich gern im Hinterkopf.

Es beißt sich allerdings etwas mit dem, was mir mein Doktorvater im letzten Gespräch mitteilte, als ich fragte, ob dieses und jenes aus dem Nachlass auch noch in die Arbeit müsse. O-Ton: „Frau Gröner, Sie sind die erste, die sich ausführlich mit Protzen beschäftigt, und, seien wir ehrlich – vermutlich vorerst auch die letzte. Es ist also Ihre Pflicht, der wissenschaftlichen Community zumindest zu sagen, was alles noch im Nachlass liegt, auch wenn Sie es nicht groß verarbeiten.“

Ich sehe eine sehr lange Fußnote und mindestens zwei leerkorrigierte Rotstifte vor mir. F. hatte gestern abend aber einen sehr guten Tipp, als ich jammerte, was ich alles Schönes rausgefunden hätte, was ich aber streichen werde, weil es eher Infos zu Zeitumständen sind, die nicht direkt auf meine Fragestellung einzahlen: „Das kannste alles ins Buch packen.“ Wir haben einen Plan.