Tagebuch Dienstag, 18. Februar 2020 – Neues achievement unlocked

Geschlafen wie ein Stein, vom Wecker aus tiefen Träumen gerissen worden. Es ging ums Kinderkriegen, das weiß ich noch. Ich glaube, mein Uterus möchte mir auf den letzten Metern noch was mitgeben.

Den halben Vormittag mit Büro- und Orgakram am Schreibtisch verbracht, bis ich um 11 einer spontanen Eingebung folgte und ins Deutsche Museum fuhr, genauer gesagt, in die dortige Bibliothek. Mich interessierten erstmal nur die Jahresbände von Die Straße, einer Zeitschrift, die den Autobahnbau begleitete. In einigen der Bände hatte ich schon in der Stabi gewühlt, wobei ich da eher zielgerichtet Quellen nachgeschlagen hatte, die mir in Sekundärliteratur-Fußnoten aufgefallen waren. Nun wollte ich einfach alles mal durchblättern, auch um zu sehen, ob irgendwann Gemälde von Protzen als Illustration benutzt wurden.

An der Tramhaltestelle „Deutsches Museum“ steuerte ich auf den Haupteingang zu, von dem mir ein Wegweiser aber wegwies (ja, ich kann über derart billige Wortspiele lachen) und mich an der Seite des Riesengebäudes langlotste. Ein Schild zeigte mir den Eingang der Bibliothek an und nachdem mir eine freundliche Dame den Türöffner gezeigt hatte, als ich kläglich an der schweren Tür scheiterte, fand ich die Schließfächer und staunte danach mit dem Laptop im Arm erstmal über die heiligen Hallen.

Da ich noch nie in dieser Bibliothek gewesen war, nahm ich professionell meinen Personalausweis und einen Zehner mit in den Lesesaal, weil ich nicht nachgeschaut hatte, ob der Ausweis was kostet (tut er nicht). Mir wurde sehr freundlich weitergeholfen, und ich konnte sofort bestellen und meinen Kram vor allen Dingen 30 Minuten später in den Händen halten; deswegen wollte ich in diese Bibliothek und nicht in die Stabi, wo ich mindestens drei Tage auf Zeug warte.

Ich suchte einen Platz mit Steckdose und sah sofort, dass diese eine Tischecke, die vollständig mit Menschen belegt war, was mich beim ersten Vorbeigehen gewundert hatte, der Saal war doch fast leer?, die einzige Ecke war, die Steckdosen hatte. Aber ich wollte ja bloß bestellen und blättern, die paar Stündchen müsste mein Akku durchhalten. Der mitgegebene Flyer sagte mir, dass ich mich einfach ins Museum-WLAN einloggen könne, was aber nicht funktionierte. Ich testete stattdessen den eduroam-Zugang an und der ging.

In diesem Augenblick fiel mir wieder ein, was ich neben dem Semesterticket ab Oktober, wenn das Studium wirklich echt jetzt unwideruflich zu Ende ist, noch vermissen werde: eben diesen Zugang. Ich nutze ihn in jeder Uni-Bibliothek, weil das Uni-WLAN irre langsam ist, ich nutze ihn in der Stabi und sogar im ZI, obwohl dort ein WLAN ist, für das ich aber bis heute noch nicht das Passwort erfragt habe, wozu denn, ich hab ja meinen eduroam-Zugang. Du wirst mir fehlen, Schatz! (In Archiven funktioniert er, meine ich, nicht, da sitze ich meist herrlich ungestört von der Welt. Auch schön. Zum mal eben was Nachgucken allerdings sehr doof; da zücke ich meist ernsthaft mein Handy.)

Und so blätterte und blätterte ich und fand ein paar Dinge, die für mich neu und spannend waren. Nichts direkt zu Protzen, aber Kontext: So fand ich mehrere Anzeigen einer Firma, die 1937 ein Werk von ihm gekauft hatte, und ab 1936 bebilderte sie ihre Anzeigen auch mit einem Foto jener Brücke, von der Protzen ein Bild gemalt hatte. Ich kann nun also belegt behaupten, dass diese Firma an dieser Brücke beteiligt war und sein Werk – eine Kopie eines anderen – vermutlich eine Auftragsarbeit. Für derartigen Kleinkram blättert man halt Zeug durch anstatt nur das zu lesen, was die anderen vor einem schon gelesen haben.


(Anzeige von 1934, war in mehreren Heften drin.)

Als mein Rechner fast leer war, war ich mit den drei Jahrgängen fertig, die ich mir hatte ausheben lassen. Inzwischen waren die Steckdosenplätze wieder frei. Mal sehen, ob ich heute einen abkriege, wenn ich die nächsten drei Jahre durchschaue.