Tagebuch Donnerstag, 23. April 2020 – Letzter Satz

Verschlafen, bei Flat White und O-Saft Masterchef Australia geguckt, interessiert festgestellt, wie DHL momentan bei uns im Haus Pakete zustellt, die ich nicht in die Packstation hatte kommen lassen können: Sie werden unten im Hausflur abgelegt, während oben mein Handy mit der Nachricht „Paket zugestellt“ plingt. Okee. Ist ein gutes Haus, hier kommt nix weg.

Eingekauft, an einer Ladentür ein Gut erworben, das ich nicht näher beschreiben kann (Empfänger liest mit), mit ausgestrecktem Arm und Mundschutz Bargeld rübergereicht wie eine Bankräuberin in Bizarro-World. Die Community-Folge mit den unterschiedlichen Timelines geguckt und wie immer völlig verliebt in alles gewesen. Selbst die Menschen, die diese Serienfolge nicht kennen, kennen vermutlich ein Gif daraus.

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Ich habe das Gefühl, alle zwei Wochen zu twittern, dass ich jetzt quasi fertig bin, weil ich mal wieder ein Meilensteinchen den Berg hochgeschoben habe; ich hoffe, das liest sich da nicht so. Gestern war dann aber mal wieder ein Tweet nötig, denn nach dem vermuffelten freien Tag am Mittwoch war ich gestern wieder motiviert und so okay gut gelaunt, dass ich mich an die Diss setzte und in wenigen Stunden den Schlussteil ausformulierte. Da waren doch nicht so viele Platitüden, wie ich vermutet hatte, und die Mail, die ich mir nachts beim schreckhaften Aufwachen um 2 noch selbst geschickt hatte – „mercker vollbehr vgl nachkrieg“ – half auch, die letzten Gedanken auszuformulieren, um den Teil nicht zu einer Nacherzählung der 300 Seiten vorher werden zu lassen. Um 16 Uhr 11 twitterte ich dann den frisch getippten Schlusssatz meines Textdokuments, der den Teil „Ausblick“ beendete: „Auch dazu trägt diese Arbeit bei.“ Backups erledigt, aufs Sofa gegangen, Kopf ausgemacht und nach kurzer Zeit ein Fläschchen Prosecco geöffnet und brav sozial distanziert angetrunken.

Nochmal: Ich bin noch nicht fertig. Auf Instagram kommentierte auch jemand zu Recht, dass der letzte Satz nie der letzte Satz bleibt, aber er ist jetzt erstmal geschrieben, der letzte Punkt am Ende des Brockens ist getippt. Um einen viel zu großen Vergleich rauszuholen: Die Statue ist aus dem Marmorblock geschlagen. Nun kommt das Finetuning. Anke Buonarroti nippt weiter am Prosecco.

Zur Feier des Tages mal meinen Mittagsteller, also den, den ich nach dem morgendlichen Flat White zwischen 14 und 17 Uhr zu mir nehme, je nachdem, wann mein Kopf Pause machen will, also diesen Teller nicht hübsch angerichtet, nicht nur die Hälfte fotografiert und die fürchterlich hässliche Arbeitsplatte nicht mit einem Tischläufer abgedeckt, was ich sonst immer für die Instaposts mache. Einfach alles auf den Teller geschaufelt, was ich sonst esse, geknipst, gepostet, fertig. Ist auch kein Filter drauf, was ich eh selten mache, aber falls jemandem das Grün des Brokkoli verdächtig vorkommt: Ich habe gestern einfach perfekt blanchiert, und mein Tageslicht in der Küche ist fast durchgehend großartig.

Der Rest ist Tofu in Soja-Ahornsirup-Ingwer-Chili-Schlotz, etwas zu enthusiastisch angebraten. War sehr gut.

Abends immerhin noch per Facetime mit F. angestoßen. Das war nicht ganz die Feier, die ich mir vorgestellt hatte, aber momentan ist ja alles anders. Ich war auch darüber erstaunt, dass mich das nahende Ende am Montag und Dienstag so fertig gemacht hat, während ich gestern glücklich und stolz war, als das Ende dann wirklich geschrieben war. Ich schiebe momentan jede emotionale Reaktion meinerseits auf eine komplette Überforderung von der Welt da draußen. Mehr Prosecco hilft bestimmt.