Tagebuch Sonntag, 10. Mai 2020 – 1938/1939

Die Kapitel zu den Jahren 1938 und 1939 korrigiert und das Abbildungsverzeichnis dementsprechend aufgefüllt. Die Menge an Gemälden wird mir allmählich unheimlich, aber da muss ich jetzt erstmal durch. Und dann erledige ich zeitgleich mit dem dritten Korrekturgang der Diss den ersten dieses Verzeichnisses, in dem ich mich dann endgültig entscheide, was ich abbilde und was nicht. Ich ringe immer noch mit der Idee, im Juni abgeben zu können, aber ich ahne, dass das nichts wird. Auch weil ich dazu vermutlich einen gültigen Personalausweis brauche, der im April abgelaufen ist, aber momentan reizt mich wirklich überhaupt nichts daran, mich in die kleinen, ungelüfteten Warteräume des Einwohnermeldeamts zu begeben, in denen immer zu viele Menschen warten.

Viel Tee getrunken. Reste gegessen: eine aufgetaute Zitronenschnecke, die halbe gefüllte Paprika von vorgestern, eine Riesenschüssel Salat dazu.

Vor der Arbeit Saturday Night Live vom Samstag nachgeholt, dessen Akteur*innen darauf hoffen, dass das die letzte Ausgabe „from home“ gewesen ist. Ich drücke uns allen die Daumen, dass es im September, wenn die neuen Staffeln in den USA turnusgemäß anlaufen sollten, alle wieder gemeinsam arbeiten können. Gestern twitterte jemand, dass wir bitte aufhören sollten, Panik zu verbreiten (die ich durchaus in mir spüre), denn wir hätten genauso wenig Ahnung wie die ganzen Leute, die jetzt eng umschlungen draußen rumlaufen und über die wir uns aufregen. Es kann auch alles gut ausgehen. Ich möchte hoffen. Dieser Artikel hat mir allerdings wenig Hoffnung machen, mir aber immerhin die Angst vor Bibliotheken und Archiven etwas nehmen können, denn in denen sitzt man zwar in Räumen ohne große Lüftung zusammen, aber es halten alle die Klappe (heißt: keiner sprüht Viren in der Gegend rum).

Und SNL hat mir einen Satz mitgegeben, der mich den ganzen Tag lang erfreuen konnte. Es ging um die Vorwürfe von Tara Reade an Joe Biden: „This is a really good argument for a female president. You’ll never hear about Angela Merkel just grabbing some dude’s crotch. And if she did it would be with consent at a BDSM club in Düsseldorf.“

Nach der Arbeit die letzte Staffel Community im Schnelldurchlauf erledigt. Die war schlicht fürchterlich, und es ist wirklich herzzerreißend zu sehen, was aus den ersten drei genialen Staffeln schlussendlich wurde. Wir hätten alle mit Troy das sinkende Schiff verlassen sollen.

Aber immerhin gab es gute Musik in der letzten Folge, wenn man da auch den Text und das Video ignorieren sollte. Erstaunlich, dass noch Songs geschrieben werden, in denen der stoisch-schweigsame Männe sich aufmacht, um die Welt zu entdecken und dafür vom armen Mädel Abschied nehmen muss. Good riddance, Pappnase.

Den Abend damit gerettet, zwei weitere Folgen von The Last Dance zu gucken und erstaunt den spontanen Berufswunsch der Sportdokumentarfilmerin in mir entdeckt. Der Trailer gibt in seiner üblichen Vorschauhektik nicht das gute Tempo der Serie wieder. Ich verstehe 20 Jahre zu spät die Großartigkeit von Michael Jordan. Aber immerhin.