Tagebuch Samstag, 23. Mai 2020 – Nicht scharf, aber okay
Am Freitag sabberte ich wie an jedem Wochentag beim Masterchef-Australia-Gucken meinen Rechner voll. Manchmal versuche ich sofort, Dinge nachzukochen, meistens genügt mir das Zuschauen und Lernen. Dieses Mal wollte ich kochen. Das hier.
(Screenshot)
Das ist Nasi Lemak, eine traditionelle Speise aus Malaysia. Generell wird bei Masterchef Australia sehr gerne und viel aus ganz Asien gekocht, woran ich mich aber so gut wie nie versuche, weil mir diese Küche sehr fremd ist. Ich gehe kaum asiatisch essen, wenn man vom europäisierten China-Imbiss absieht. F. hat früher gerne was vom vietnamesischen Imbiss um die Ecke was mitgebracht, aber das war auch eher München als Mekongdelta. Malaysisch hatte ich noch nie gegessen und generell bin ich überhaupt kein Fan von Schärfe, aber das sah großartig aus. (Schlüsselreiz Gurke. Alles mit Gurke ist super.)
Also radelte ich Samstag gegen 10 zu einem Asiashop, in dem ich noch nie war, der mir aber von der Größe her vielversprechend aussah, wenn ich mal an ihm vorbeikam. Da ich so gut wie nie asiatisch koche, habe ich überhaupt keinen Überblick über die Zutaten und suchte gestern vermutlich etwas länger als die anderen Kunden. Aber ich fand alles, sogar die Pandanblätter, die den Kokosreis beduften sollten, aber nicht irre fehlen, wenn sie nicht dabei sind (sagten mehrere Rezepte, die ich im Internet querlas).
Vermutlich lag es auch an der Aufgabe, warum mir das Essen so sympathisch war: Die beiden Kontrahentinnen sollten ihr ganz persönliches Comfort Food zubereiten, und Poh erzählte, dass sie dieses Essen als Kind quasi jeden Tag in ihrer Schulpause aß und es deswegen eine elementare Kindheitserinnerung sei.
Ich orientierte mich am Rezept vom Foodfreak; von diesem Blog hatte ich schon öfter und immer erfolgreich etwas nachgekocht; mein Standard-Apfelkuchenrezept ist von dort. Zusätzlich freute ich mich an diesen beiden Rezepten und machte so ein Mittelding. Jedenfalls versuchte ich das, denn erstmal musste ich die Produkte verstehen, die ich da eingekauft hatte. Ich hatte noch nie mit Pandanblättern, Tamarindenpaste oder Belacan gekocht, und vermutlich hätte ich etwas aufmerksamer auf die Packungstexte gucken sollen. Aber das merkte ich erst beim Kochen.
Ich setzte den Kokosreis auf und legte ein verknotetes Pandanblatt hinein, was sich schon mal irre professionell anfühlte. Als ich nach dem Aufkochen den Deckel meines Topfs anhob (no Reiskocher here), duftete es herrlich, und vermutlich werde ich die Hälfte der Kokosmilchdose, die gestern übrig blieb, heute erneut mit Reis und Blatt ansetzen, weil es großartig geschmeckt hat.
Während der Reis vor sich hindämpfte, frittierte ich eine Handvoll getrocknete Anchovis (was es alles gibt!), danach hackte ich Schalotten und satte acht rote Chilis, warf die Krabbenpaste in Kokosöl, zerdrückte sie, staunte über den mir völlig unbekannten Duft (auch ein guter Corona-Check, dieses Essen), gab Schalotten und Chilis aus dem Blitzhacker dazu – und musste dringend mein T-Shirt vor die Nase ziehen, denn OMG SCHARF! Nächstes Mal gleich einen der schicken Mundschutze von der Türklinke nehmen, Hase. Das briet ein bisschen vor sich hin, und dann kam eine Mischung aus Wasser, Zucker, Salz und Tamarindenpaste dazu. Die hatte ich vorher angerührt, wobei ich etwas über die Paste verwirrt war. Eigentlich sollten vier Esslöffel in das Sambal. Aus der Masterchef-Sendung hatte ich das alles sehr feurig-rot in Erinnerung – aber diese Paste war tiefschwarz. Ich nahm nur drei Esslöffel und produzierte im Endeffekt einen sehr dunklen Schlotz, der aber verdammt gut roch, wenn auch ein bisschen sehr süßlich.
Zum Abschluss röstete ich ein paar Erdnüsse, noch ein paar Anchovis, denn die ersten kamen ins Sambal, briet ein Spiegelei (ich möchte nur selten gekochte Eier), stürzte mein Reisschüsselchen auf den Teller und gab ein winziges bisschen Sambal oben drauf, sehr ängstlich ob der Schärfe.
Die dann nicht da war. Wie ich inzwischen weiß, hatte ich aus den vier möglichen Versionen von Tamarindenpaste im Laden anscheinend ein Konzentrat erwischt, und mit drei Esslöffeln killte das wirklich alle Chilis. Gut zu wissen, aber: Das war nicht ganz das erhoffte Ergebnis. Es schmeckte trotzdem sehr gut und war ein prima Frühstück, und mein Mund zwirbelte auch noch ein paar Minütchen angenehm vor sich hin, aber das muss ich dringend mit weniger Tamarinde noch einmal machen. Ich hab ja jetzt auch alles im Haus!
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Den Rest des Tages vor Serien verbracht, Diss in Ruhe gelassen, rumgelungert. Guter Samstag.
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Abends top Sonnenuntergang, gerne wieder.