Tagebuch Samstag, 16. Januar 2021 – Ausgeschlafen

Vielleicht ist es doch ganz gut, dass wir nicht zusammenwohnen und öfter gemeinsam einschlafen. Ich wache dann nämlich sehr selten bis nie zu meinen gewohnten Zeiten auf, sondern erst gegen 9 oder noch später und dann ist der halbe Tag schon rum schockschwerenot protestantische arbeitsethik etc.

Zum Karma-Ausgleich erstmal den Backofen geputzt. Und danach gleich den restlichen Pâte-Sablée-Teig von vorgestern aufgebraucht, mit dem ich weitere Tarteletteförmchen auskleidete. Das war sehr meditativ. Als das Backwerk fertig war, übte ich dramatische Belichtungen mit der Kamera, war aber leider recht schnell gelangweilt. Ich gucke mir Fotos weiterhin lieber an als sie selbst zu machen. Oder esse, was in ihnen abgebildet ist.


Hier spiele ich an der Blendenöffnung rum und habe auf irgendwas scharfgestellt. Normalerweise würde ich natürlich fürs Blog den Bildausschnitt verkleinern, aber ich lasse das mal so. Dass das Tartelette zu weit oben auf dem Teller liegt, macht mich weiterhin wahnsinnig. Es ist faszinierend, was ich alles nicht mehr sehe, wenn ich durch ein Objektiv gucke bzw. bei meiner Kamera auf ein Display.

Die Hamburger Kunsthalle hat das Werkverzeichnis – oder wie wir cool kids sagen, den Catalogue raisonneé – der Gemälde von Max Beckmann online gestellt. Darin habe ich mich gestern erstmal etwas länger verloren und bin ziemlich begeistert. Das einzige, was einen Hauch nervt, ist das Wasserzeichen auf den Abbildungen. Beckmanns Werke sind seit diesem Jahr gemeinfrei, weswegen sie überhaupt im Internet gezeigt werden dürfen, aber ich ahne, dass es trotzdem schwierig wäre, alle Bilder in downloadfähiger Größe und Qualität anzubieten. Einzelne Institutionen kriegen das hin, siehe das Rijksmuseum oder der Prado, aber das alles zusammenzusammeln, wäre vielleicht doch zuviel Extraarbeit gewesen.

Man kann nach verschiedenen Kriterien suchen bzw. einfach blättern; ich habe mich nochmal durch die Stillleben geklickt, von denen ich einige 2014 in der Kunsthalle sehen konnte. (Hatte ich nicht gesondert verbloggt, stelle ich gerade missmutig fest.) Wenn man wissen will, welche Bilder im Exil in Amsterdam entstanden ist, geht das auch, man kann sich eine bestimmte Zeitspanne auswählen oder auch nach Bildinhalten suchen. Unter jedem Bild sind die wissenschaftlichen Angaben zu finden: Was haben wir denn da überhaupt vor der Nase, wo war das Werk ausgestellt (auch die Preisentwicklung fand ich spannend), wie ist die Provenienz, und, danke für diese Arbeit: in welchen Briefen, Katalogen, Archivalien wird das Werk erwähnt. Dabei habe ich gelernt, was mir ein bisschen peinlich ist, dass sich das Beckmann-Archiv hier vor meiner Nase befindet. Ich habe mich mit Beckmann im Studium nie befasst, bis auf eine Stunde in einer Vorlesung des Doktorvaters, daher musste ich noch nie nach etwas suchen. Ich mag Beckmanns Arbeiten aber sehr gerne und freue mich immer, sie zu sehen.

Wie ich vor wenigen Tagen in einem Thread wieder merkte, ist es manchmal ganz nett, nichts Genaueres über die Person hinter den Werken zu wissen, damit einem die Werke nicht madig gemacht werden können. Die Tragödie um Ana Mendieta kannte ich schon, aber ich mag Carl Andres Kunst (leider?) trotzdem.

Aus dem Newsletter Phoneurie lernte ich, dass man sich beim Smithonian nicht nur Abbildungen runterladen kann, sondern sogar 3D-Druckvorlagen.

Auch Theresa Bücker verschickt nun einen Newsletter.

Als Rausschmeißer mal wieder Tom Gauld, den ich sehr mag.