Tagebuch Freitag bis Montag, 29. Januar bis 1. Februar 2021 – Warm, satt, zufrieden
Donnerstag abend hatte ich beim Abspülen schon gemerkt, dass das Warmwasser eher so Lauwarmwasser war, machte mir aber keinen großen Kopf. Den machte ich mir Freitag, als es nur noch kaltes Wasser gab und die Heizungen auch nur sinnlos rumstanden. Katzenwäsche, Kaffee im Bett, dann saß ich mit zwei Paar Socken, meinem Hoodie und der Stadiondecke am Schreibtisch, aber das ging gar nicht. Frühes Wochenende gemacht und mit der Bettdecke aufs Sofa umgezogen. Nachmittags ging wieder alles, aber es war ja jetzt Wochenende, da konnte ich echt nichts mehr machen.
Abends war Date Night, wo ich Kartoffeln mit Zeug belegte. Wir sprachen ausgerechnet über KZ-Gedenkstättenbesuche – das passte gut in meine Lektüre vom Wochenende –, F. hatte wieder mal kluge Anmerkungen zu meiner Diss-Überarbeitung, die ich mir gleich per Mail schickte, damit ich sie über dem ganzen Gewürztraminer nicht vergaß. Gemeinsam eingeschlafen.
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Samstag und Sonntag waren Lesetage. Ich beendete das Buch von Ruth Klüger, was ich eben verlinkte, und begann Gabriele Tergits Effingers. Das Buch hat seit spätestens gestern abend gewonnen, als ich auf folgenden Satz stieß, den ein Berliner Handwerkermeister Mitte der 1880er-Jahre beim Umbau eines hochherrschaftlichen Hauses sagt: „Keen lieber Gott mehr, aber Wasserspülung. Das ist die neue Zeit.“ (S. 62) Ich hatte im Vorfeld oft den Vergleich mit Thomas Mann gelesen, aber Tergit ist Mann auf Speed. Der Herr hätte für diese Beobachtung vermutlich vier Seiten veranschlagt und davon zwei auf Äußerlichkeiten des Handwerkers verschwendet.
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Außerdem setzte ich Samstag morgen einen Brötchenteig an, den ich Sonntag verbuk. Ich taute ein Stück Marmorkuchen auf, den es zum Tee gab und ließ es mir gut gehen.
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Gestern merkte ich am Schreibtisch, dass mein Kopf netterweise das Wochenende durchgearbeitet hatte. Ich konnte zwei Kapitel beenden, die mir noch etwas im Magen gelegen hatten. Ich bin mit der Zeit bis 1945 jetzt erstmal, erstmal, haha, durch, und konnte gestern daher überschlagen, wieviele Seiten ich bisher durch meinen großflächigen Umbau eingespart hatte. Ich hatte vieles gekürzt, aber auch vieles ergänzt, und Stand heute sind aus den 358 DIN-A4-Seiten 298 geworden. Da geht noch was, aber das fühlt sich schon gut an.
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Diese Lemon Tarte (evtl. $) ist übrigens hervorragend Home-Office-geeignet: Man knetet oder hackt zehn Minuten lang was, das kommt dann ewig in Kühlschrank, Gefrierfach oder Ofen, das heißt, man kann wieder ein Stündchen konzentriert arbeiten, bis der nächste Arbeitsschritt ansteht. Mir war der Mürbeteigboden allerdings etwas zu unsüß und das gesamte Ding generell zu unspektakulär, aber ich hatte gestern immerhin in Arbeitspausen was Besseres zu tun als auf Twitter abzuhängen.