Montag/Dienstag, 1./2. März 2021 – Ankommen, absahnen und aufatmen
Der erste Tag im Norden ist immer erstmal wieder reinkommen, sich an all die vielen Handgriffe erinnern bzw. dafür in der langen Liste nachschauen, die ich irgendwann mal angelegt habe. Die Medikation von Vaddern hat sich seit meinem letzten Besuch im November vor der zweiten Welle leicht geändert, das muss ich anpassen, der Geschirrspüler funktioniert noch wie immer, gut. Papas Zustand ist etwas schlechter, leider erwartbar. Das Mütterchen wartet auf ihre Kur, die ihr zwar bewilligt wurde, für die sie aber nach Sachsen an einen Ort soll, wo jetzt gerade ein Inzidenzwert von über 230 herrscht. Wir sind darüber nicht ganz so glücklich, auch weil man in das kleine Kaff nur mit mindestens dreimal Umsteigen und einer Fahrtzeit von über sechs Stunden kommt; für eine allein reisende Ü80-Dame nicht ganz so entspannt. Es ist auch abgemacht, dass sie erst nach der Impfung fährt, aber Niedersachsen ist ziemlich weit hinten mit dem Impfen. Schwesterchen hat sie auf eine Warteliste bekommen, und daher warten wir.
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Bei den Eltern sein bedeutet für mich immer, alten Kram abzusahnen. Dieses Mal war es ein Berg Sammeltassen – im Bild ist die Hälfte zu sehen –, die ich jahrelang total albern fand, aber jetzt gerade total toll. Instagram kann sich schon mal auf viele neue Kuchenfotos freuen. Evil plan: immer dasselbe Stück Marmorkuchen auf 15 verschiedenen Tellern. Wird super.
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Gestern nachmittag war eine Helferin bei Vaddern und fuhr mit ihm bei besten Wetter ein bisschen im Rollstuhl um den Block. Daher hatte ich frei, spazierte zur Schwester und knipste ein bisschen Fachwerkromantik. Seit F. den ganzen Tag fotografiert und ich sehe, was mit einer guten Optik machbar ist, kann ich meine iPhone-Fotos nicht mehr so gut leiden.
Aber meine Heimatbibliothek musste ich dann doch ablichten. Ich habe recht wenige Erinnerungen an meine Kindheit – ist auch schon lange her –, aber an die Bibliothek mit am meisten. Ich weiß noch genau, wie es aussah, wenn man reinkam, ich weiß, wo die damalige Multimedia-Ecke war, die vermutlich aus Hörspielkassetten bestand, ich kann mich noch an einige Regale erinnern, weil ich die fast komplett der Reihe nach durchgelesen habe, und ich weiß noch, an welchem Platz ich gerne saß, weil da die Sonne hinschien, ohne zu blenden oder zu heiß zu sein. Hinter einem der Fenster links im Bild.
Ich fragte mich schon öfter, wann das aufhörte, dass ich gerne in Bibliotheken ging, und ich finde es schade, dass ich es erst mit Ende 40 wiederentdeckte. Aber immerhin.
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Um kurz nach 22 Uhr abends pingte WhatsApp. Das Schwesterchen schrieb mit diversen Sektglas- und Jubeltröten-Emojis, dass das Mütterchen ihre Impftermine hätte: Ende März den ersten und drei Wochen später den zweiten. Google verriet mir, dass sie dann vermutlich Biontech bekommt, weil das in diesem Abstand gespritzt wird; Moderna im Abstand von vier Wochen, AstraZeneca neun bis zwölf, sagt jedenfalls das Interweb, dem ich ja alles glaube. Das beruhigte sie sehr, denn eine der Pflegenden hatte uns von ihren zwei eher unerfreulichen Tagen nach einer AstraZeneca-Impfung erzählt. Das klang wie eine nervige Grippe, was bestimmt nicht schön war, aber verdammt nochmal ich nehme auch eine Grippe, wenn ich danach einen halbwegs okayen Impfschutz habe. Aber gut. Jetzt ist das Mütterchen dran. Als über 80-Jährige pflegende Angehörige mit einer Lungenvorerkrankung ist sie dann Ende April geimpft. Das läuft alles total supi. Ich will mich nicht mehr aufregen, weil ich eh nichts machen kann, aber ich rege mich trotzdem auf. Egal. IMPFTERMIN! JUBELTRÖTE!
Ach ja, weil Papa eher immobil ist, muss er warten, bis die Hausärzte zu ihm kommen können. Eine Jubeltröte mussen wir leider abziehen.