Donnerstag, 11. März 2021 – Accepted with minor revisions

Fürchterlich schlecht geschlafen, ich lag bis vier mehr oder weniger wach. Ich weiß nicht, ob es am bevorstehenden Gespräch mit dem Doktorvater lag, dem ich das stark überarbeitete Diss-Dokument geschickt hatte, oder daran, dass ich nach fast zwei Wochen Quasi-Abstinenz unbedingt zwei Liter Tee trinken musste, die letzte Tasse dann auch locker um 21 Uhr abends, ich Hirn.

Das Gespräch war dann äußerst erfreulich, auch die zweite Herausgeberin nach dem Herrn Erstprüfer ist dafür, mich in der gemeinsamen Reihe zu verlegen; fehlt nur noch der Verlag, aber da der ja mein Geld kriegt und nicht umgekehrt wie in der Belletristik bzw. Populärwissenschaft, wüsste ich nicht, was er dagegen haben sollte. (Knurr.)

Die Mitherausgeberin hatte allerdings ein paar Anmerkungen, die Papa und mir völlig durchgerutscht waren, Betriebsblindheit irgendwann, bei mir inzwischen eh, ich habe überhaupt keinen Abstand mehr zu meinem Text, obwohl ich bei der Überarbeitung genau darauf noch einmal geachtet hatte. Aber ausgerechnet im Inhaltsverzeichnis, also der Visitenkarte des ganzen Dings, nutzte ich einige Begrifflichkeiten, an die ich dringend noch einmal ran muss. Generelle Mitteilung war auch, und darüber musste ich als Immer-auch-noch-Werberin innerlich sehr lachen: „Das klingt noch wie eine Diss – das darf mehr wie ein Buch klingen.“ Anders formuliert: mehr werbischer werden, damit jemand das Buch lesen will. Das kriege ich hin.

Wir sprachen auch über die Inanspruchnahme meiner Arbeit durch eher unangenehme Zeitgenoss:innen bzw. auf die aller, die sich mit dem Thema NS beschäftigen. Dadurch, dass ich eine lange Arbeit über Protzen veröffentlichen werde, in der auch Abbildungen enthalten sind, hole ich diese Werke in den Diskurs, aus dem sie bisher ausgeschlossen waren. Ich zeige diese Werke zwar in einem streng wissenschaftlichen Kontext und mache auch im Text meinen kritischen Zugriff sehr deutlich, aber auch das wird mich vermutlich nicht davor bewahren, dass irgendwelche rechtsdenkenden Menschen jetzt schönes neues Bildmaterial haben, das sie unwissenschaftlich und unkritisch nutzen könnten. Oder die Autobahn selbst, die manchmal von einer bemerkenswerten Geschichtsblindheit überfallen wird.

Auch deswegen sollte ich im Inhaltsverzeichnis noch einmal sehr genau schauen, ob dieser kritische Zugriff nicht noch deutlicher formuliert werden könnte. Die Kapitelüberschrift „Gemälde aus den besetzten Ostgebieten“ kann man mit sehr viel geistiger Verrenkung auch im Sinne von „Guck mal, der Osten gehört jetzt uns, hier sind hübsche Abbildungen“ lesen anstatt in meinem Sinne von „Abbildungen aus den besetzten Ostgebieten machten Protzen zum wissentlichen Akteur eines unmenschlichen Systems“.

In den nächsten Tagen gehe ich an diese Baustelle also noch einmal ran, dann kriegt der Verlag Post und dann darf ich mich um 130 Abbildungen kümmern, von denen ich diverse einkaufen muss. Seufz.

Spotify spülte mir gestern KT Tunstall in den Mix der Woche. Die Songzeile „There is paradise / In the loneliness / But I’m counting on you coming by“ fand ich zu COVID-Zeiten sehr passend.

Der Account Midwest Modern (gefunden über, ich glaube, @LangeAlexandra) erfreute mich gestern mit hübschem Geschirr.