Mittwoch, 17. März 2021 – Müde

Gemeinsam aufgewacht, das war wie ein kleiner Geburtstagsnachschlag aka schön.

Ich musste Bücher in die Stabi zurücktragen, drei waren gestern fällig, zwei hätte ich noch bis nächste Woche behalten können, aber meh, ich mache mal ne Pause von Fachliteratur zur NS-Zeit (und lese lieber Romane über Rassismus oder die Nachkriegszeit, super Plan). Das Fahrrad war frisch aufgepumpt, ich machte mich zur launigen Ausfahrt fertig, als es wüst zu schneien begann. Ich überlegte: doch den Bus nehmen, acht Kilo Bücher über der Schulter tragen, mit Maske unter (sehr wenigen) Menschen sitzen und auf dem Weg von der Haltestelle zur Bibliothek eingeschneit werden, wenn auch nur wenig? Oder: Mich aufs Fahrrad setzen, vermutlich sehr nass werden, aber dafür ohne Maske und in eigenem Tempo und alleine durch frische Luft radeln? Okay, die Entscheidung war doch einfacher als gedacht.

Nass an der Stabi angekommen, beschaute ich mir das neue Eintrittsballett. Es wurde seit Beginn der Öffnungen, also schon im letzten Jahr, immer gezählt, wieviele Menschlein sich in der Rückgabe- und Ausleihhalle aufhalten dürfen, das war so geblieben. Auch die Bodenmarkierungen schienen sich nicht geändert zu haben. Ich hatte aber um kurz vor 11 anscheinend einen Slot erwischt, an dem viele ihre Bücher zurückgeben wollten, daher musste ich mich erstmal in eine Schlange in der Eingangshalle stellen, die von einem pflichtbewussten Mitarbeiter ständig durchgezählt wurde. Der Herr ging ab und zu nach hinten in die Ausleihhalle und zählte auch da, um sicher zu sein, dass nur 15 Leute hier unten zugange waren. Das beruhigte mich, auch wenn ich wusste, dass ich mit gleichzeitiger Rückgabe und neuer Ausleihe die Schlange in der Eingangshalle etwas verlangsamen würde.

Für die Rückgabe muss man Jacke und Taschen nicht abgeben, aber für die neue Ausleihe muss alles ins Schließfach, worin man theoretisch Bücher schmuggeln könnte. Ich hatte mich nach Monaten gerade noch mühsam daran erinnern können, eine Münze fürs Schließfach mitzunehmen, ich Profi. Da ich inzwischen die dritte Ausleihkarte für die Stabi habe und erst einmal mit der neuen Nummer ausgeliehen hatte, musste ich erstmal mein Regal suchen und dann die Stelle im Regal, wo meine Bücher sein könnten. Das ging dann aber doch alles sehr schnell, ich seufzte innerlich die ganze Zeit und wollte ins ZI und in Bücherbergen wühlen, aber mei, das muss jetzt warten, bis ich geimpft bin, fertig, aus.

Mit zwei neuen Büchern im Arm (ich nehme Bücher immer IN den Arm, anstand sie mir unter einen zu klemmen) ging ich zum Schließfach zurück, um Rucksack und Jacke herauszuholen, als fast direkt neben mir ein Kerl an sein Schließfach wollte, wofür er theoretisch hätte warten können, um Abstand zu halten, was er natürlich nicht tat, und da war der kleine schöne Bibliotheksmoment wieder im Arsch. Ich werde zum Profi-Misanthropen, je länger diese Scheiße dauert.

Auf dem Rad ging’s dann wieder, weil ich halt auf einem Fahrrad fuhr, was immer toll ist, selbst wenn es nur 500 Meter sind, es ist herrlich. Ich wurde weiter nass, aber das war egal, immerhin war mir nicht kalt, weil ich unter dem Hoodie (keine Winterjacke diese Saison angezogen und jetzt fange ich nicht mehr damit an) den dicken Stadionpulli trug. Kam der auch mal an die frische Luft, das nutzlose Ding.

Ich radelte an der Lieblingsbäckerei vorbei, aus der F. mittwochs immer seine Bestellung holt, rief ihn an, ob der schon dagewesen wäre, ich sei gerade da, aber der Mann hatte sein geliebtes französisches Landbrot bereits zuhause, ich war zu spät. Das hätten wir schlauer timen können, aber unsere Gehirne gehen immer mehr in den Pandemiemodus. (Bin ich froh, dass die Diss abgegeben ist.)

Zuhause schlüpfte ich in trockene Klamotten und vertiefte mich gleich in eins der ausgeliehenen Bücher – und nickte fast ein. Ich zog vom Sofa an den Schreibtisch – und schlief auch dort fast ein. Ich ignorierte alles, was ich für gestern auf meiner To-do-Liste hatte und verdöste quasi den ganzen Nachmittag. Seit Dezember hatte ich an der Diss-Überarbeitung gesessen, dann kam die Woche im Norden, dann musste der Geburtstag irgendwie rumgebracht werden – und jetzt konnte ich schlafen. Was ich dann auch ausgiebig tat.

Dafür war ich abends natürlich wach und las bis 2 Uhr morgens, aber das ist jetzt alles egal.

Gestern war St. Patricks Day, mir egal, aber diesen Post der Bayerischen Schlösserverwaltung fand ich gut.