Tagebuch Sonntag, 28. März 2021 – An Frau Dr. Merkel schreiben
Ausgeschlafen, kein Weckerklingeln, logisch, Sonntag, aber auch sonst einfach ausgeschlafen. Ich mag die Zeitumstellung, es ist auf einmal viel früher hell (stimmt natürlich nicht, danke, Thomas, es muss heißen:) es bleibt länger dunkel und ich werde nicht so fies von der blöden Sonne geweckt, Zauberei, aber dafür abends, toll, und im Herbst ist eh alles egal, da ist es dauernd dunkel, von mir aus kann die Zeitumstellung sehr gerne bleiben.
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Himbeer-Marmorkuchen zum sehr späten Frühstück. Dieses Mal wieder auf Omis Tellern, nicht mehr von einem der Teller der Sammeltassen.
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Die Rechtsanwälting Nina Diercks twitterte am Samstag, dass es vermutlich sinnvoller sei, an die eigenen Bundes- und Landtagsabgeordneten zu schreiben anstatt weiter in die Twitterblase zu meckern. Das habe ich dann auch gemacht.
Auf der Seite des Bundestags kann man durch Postleitzahlsuche seine Abgeordneten finden. Ich stellte, ähem, etwas überrascht, ähem, so sehr interessiere ich mich also für meinen Wahlkreis, ähem, fest, dass für meinen Wahlkreis nur Männer zuständig waren, weswegen meine Briefvorlage, die ich auch vertwitterte, nur „Sehr geehrter Herr …“ in der Anrede hat. Falls sich jemand inspirieren lassen möchte, leicht zum gestrigen Text korrigiert:
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Bemühung um eine NoCovid-Strategie
Sehr geehrter Herr …
hiermit möchte ich Sie bitten, sich im Bundestag und in den betreffenden Ausschüssen für die Strategie NoCovid einzusetzen.
Die vergangenen Wochen und Monate haben gezeigt, dass halbherzige Quasi-Lockdowns nicht die erwünschten Ergebnisse erzielen. Wir brauchen dramatisch verringerte Inzidenzzahlen, um das Gesundheitssystem zu entlasten sowie Infektionsherde wieder nachverfolgen und beherrschen zu können. Wissenschaftler und Virologinnen fordern dringend einen konsequenten und zeitlich überschaubaren Lockdown, in den auch Schulen, Kitas und vor allem Arbeitsplätze einbezogen werden.
Aktuelle Umfragen, zum Beispiel des ZDF-Politbarometers, zeigen eine deutliche Bereitschaft der Bevölkerung zu einem derartigen Lockdown. Er würde das Hin und Her von Schließen, Öffnen, Beschränkungen und Lockerungen beenden. Er würde voraussichtlich die Inzidenzzahlen soweit senken, dass eine vorsichtige Rückkehr in das Leben, das wir im Sommer 2020 führen konnten, möglich wäre: weiterhin mit Abstand- und Maskenregelungen, aber nun flankiert durch die Impfkampagne. Das gäbe uns eine echte Perspektive für Herbst und Winter, wenn möglicherweise die Herdenimmunität erreicht sein könnte.
Ich weiß, dass Sie das Beste für Ihre Wähler und Wählerinnen im Blick haben, genau wie für Ihre Familie und Freunde. Bitte setzen Sie sich für eine konsequente Strategie in Bund und Ländern ein und unterstützen Sie die Forderungen der Wissenschaft und des Großteils der Bevölkerung.
Ich bedanke mich für Ihre Zeit und hoffe, dass Sie und Ihre Lieben gut durch die Pandemie kommen.
Mit freundlichen Grüßen
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Till Raether stellte eine wütendere Textvorlage auf Twitter, falls das eher Ihr Ding ist. Und Frau Novemberregen bietet Schreibberatung per DM.
Nach meinen Abgeordneten schrieb ich noch an den sehr geehrten Herrn Ministerpräsidenten sowie an die sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, wobei ich bei beiden erstmal die Anrede googelte, sicher ist sicher. Bei meinen Abgeordneten guckte ich übrigens streberhaft nach Doktortiteln, ich ahne, dass das Pluspunkte bringt, wenn der genannt wird. Keine Doctores in meinem Wahlkreis, auch gut. (Nein, ich unterschreibe nicht mit Dr. des.) Mag sein, dass die Mails nichts bringen, aber sie fühlten sich deutlich sinnvoller an als den nächsten „Was sich alles ändern muss“-Thread auf Twitter zu retweeten.
Außerdem diese Petition unterzeichnet.
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Den Rest des Tages mit drei Avengers-Filmen verbracht. Disney+ listet die Filme praktischerweise in der Reihenfolge ihres Entstehens auf (Marvel Cinematic Universe in Phasen #allebekloppt), so dass ich die vier Filme aus der ersten Phase, die ich kannte, überspringen konnte. The Avengers mochte ich sehr gern, eher lustig als dramatischer Action-Kracher, lohnt sich alleine für die Szene, in der Hulk Loki verkloppt. Iron Man 3 gefiel auch, generell mag ich die Iron-Man-Serie gern. Thor – The Dark World ging mir dann eher auf den Zeiger mit dem Mythenkrempel, weil ich das alles ständig mit Wagner abgleiche, ohne es zu wollen. Gut, Loki geht ja immer, aber ich gebe zu, ich habe mir den Inhalt in der Wikipedia durchgelesen und den Mittelteil übersprungen. Hier fielen mir die wenigen Frauenrollen deutlicher auf als in den Filmen zuvor, und man muss ja schon dankbar sein, dass Scarlett Johansson mitprügeln darf anstatt wie Nathalie Portmann nur gerettet wird, wobei ich bei den Avengers sehr das Gefühl hatte, dass der Po von Frau Johansson etwas deutlicher in Szene gesetzt wurde als irgendein Körperteil bei den Herren (der Hulk immer ausgenommen, der ist ja irgendwann nur noch Körper). Immerhin ist Kat Dennings wieder als bebrillte Wissenschaftlerin dabei, die ich auch bei WandaVision ins Herz geschlossen hatte.
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Zum Abendessen gab’s die lustigen slurry potatoes mit Zhug.
Kartoffeln in Stücken fast fertig kochen, währenddessen Olivenöl mit Kräutern und Knoblauchkrümeln aromatisieren. Die Krümel abschöpfen und entfetten, das Kochwasser der Kartoffeln abgießen, das Öl in den Topf geben, Deckel drauf und dann alles ordentlich durchschütteln. Die Kartoffeln brechen an der Oberfläche auf. Alles in eine Backform oder einfach aufs Blech geben und für eine halbe Stunden in den Ofen damit: knusprigere Oberfläche als sonst, innen flauschig. Bei mir lagen noch Mohrrüben und Zwiebeln dabei.
Zhug: Koriander, Petersilie und Minze mit Zitronensaft, Olivenöl und Gewürzen mixen, fertig. Ich orientiere mich gern an diesem Rezept, nehme aber weniger Öl (irgendwas zwischen 100 und 120 ml), weil ich das Zhug lieber etwas pastöser als flüssig mag. Drei grüne Chilis knallen mehr als drei rote, wie ich gestern freudig überrascht feststellen durfte. Bei Koriander und Petersilie nutze ich die Stengel immer mit, und damit sind dann auch meine frischen Asiashop-Käufe aufgebraucht.