Montag, 26. April 2021 – Asien im Tiefkühlfach
Ein guter Tag!
Endlich wieder im Diss-Flow gewesen, launig gekürzt und korrigiert, Bilder en masse rausgeschmissen (so richtig wichtig ist es nicht), Dokumente im Ordner „Final final final jetzt aber echt“ abgelegt. Nein, Quatsch. Der erste Ordner bis Juli 2020 und der Abgabe an die Uni hieß „Text“ im Ordner „Dissertation“, der zweite mit der Überarbeitung, die der Doktorvater noch abnicken wollte, hieß „Text korrigiert“ und der momentane heißt „Text für Druck“. Das war jetzt bestimmt irre spannend für euch, dieser Absatz.
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In den letzten Wochen litt mit meiner Laune auch mein Essverhalten. Ich habe nicht nur viel zu viel gebacken, sondern auch viel zu viel gegessen. Was man halt so macht, wenn ständig irgendwo Himbeer-Marmorkuchen rumsteht. Am Wochenende habe ich mir selbst untersagt, schon wieder pfundsweise Butter und Zucker zusammenzurühren, sondern mal wieder Gefriertruhe und Vorratsschrank leerzukochen. Das geht bisher ganz gut, und wir wissen ja alle, drei Tage sind eine Ewigkeit, das hält jetzt für immer. (Seufz.) Aber ich ahne schon, dass ein guter Tag am Schreibtisch (und auf der Yogamatte) auch deswegen ein guter Tag war, weil ich mich nicht wie eine müde Schmalzkugel gefühlt habe.
In einem der vielen Videos von „Hot Thai Kitchen“ hatte ich den Tipp gehört, Dinge, die ich nicht mal eben nebenan im Supermarkt kaufen kann, gnadenlos einzufrieren und so zu verarbeiten. Daher habe ich seit Wochen Zauberzeug wie Galangal, Zitronengras und auch Chilis im Tiefkühlfach, von denen ich nicht gedacht hätte, dass man sie einfrieren kann. Mit Ingwer mache ich das schon länger: schälen (ist angeblich nicht nötig, das probiere ich noch aus), in daumengroße Stücke schneiden und einfrieren. Lässt sich gefroren sogar besser reiben als frisch.
Daher gab’s gestern spontan scharf angebratenen Tofu, der ein Sößchen bekam aus Ingwer, Chili, Reisessig, Ahornsirup und Sojasauce, dazu Reis, weil Reis immer super ist. Das war schön, inzwischen über diese Zutaten ähnlich wenig nachdenken zu müssen wie über Bratkartoffeln mit Spiegelei.
Auch schön: dieser kurze Moment beim ersten Bissen, wenn man denkt, ach, das ist ja gar nicht scharf. Bis man dann den zweiten nimmt.
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Abends sah ich per Zoom eine Veranstaltung der Reihe „Zukunft der Kunstgeschichte“, die demnächst auch online stehen müsste. Ich zitiere aus dem Programm: „Ein ganzes immobiles Jahr lang wurden die zweidimensionalen Bildschirme von Computern und Fernsehern zu den einzigen Fenstern zur Welt. Vor allem in Bildern von Bestattungsfahrzeugen, Krematorien oder notdürftig aufgestellten Kühlcontainern formuliert sich die Gefahrenlage, während öffentlich Geimpfte den Schutz vor Ansteckung und Überwindung der Pandemie versprechen. Diese digital verbreitete Bildlichkeit knüpft an vorangegangene Pandemien in einem analogen Zeitalter an (z.B. an die Spanische Grippe, als erstmals eine globale Infektionskrankheit umfassend fotografisch kommuniziert wurde). Gleichzeitig werden uns die Ausbreitung des Virus und die Mortalitätsdaten auf verschiedene Arten visuell vermittelt, die alle danach streben, eine wissenschaftliche „Wahrheit“ darzustellen.“ Sehr spannend, Anschauempfehlung. Der erste Vortrag der Reihe vom letzten Montag ist bereits online, den hatte ich selbst verpasst, hole ich jetzt nach.
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Theoretisch hätte ich noch einen Veranstaltungstipp für heute, 19 Uhr, gehabt, ich zitiere vom YouTube-Kanal des NS-Dokuzentrums: „Über 11.000 deutsche Juden überlebten den Holocaust, weil sie mit einem nichtjüdischen Partner verheiratet waren. Aufgrund ihrer Verbindung zur „Volksgemeinschaft“ nahm das NS-Regime sie von zentralen Verfolgungsmaßnahmen, Deportation und Vernichtung aus. Im Sprachgebrauch der Nationalsozialisten galten sie daher als „privilegiert“. Dennoch war die sogenannte Mischehe keine Garantie für ein Überleben. Vor allem lokale Behörden gingen immer radikaler gegen diese Verbindungen vor. Viele Betroffene verloren dadurch nicht nur ihre Existenzgrundlage, sondern oft auch Freiheit und Leben.“
Der Historiker Maximilian Strnad wollte sein Buch „Privileg Mischehe? Handlungsräume ‚jüdisch versippter‘ Familien 1933–1949“ vorstellen, aber auf der Website des Dokumentationszentrum steht, wie ich gerade gesehen habe, dass die Veranstaltung krankheitsbedingt ausfällt bzw. nachgeholt wird. Ich lasse das trotzdem mal hier, weil ich das Buch spannend finde.