Was schön war, KW 39 – Pansit Cabagan, Avocado-Kresse-Brot und fünf Bier in Gesellschaft

F. brachte mir einen Gutschein für ein Kaffeepaket mit, der in einem seiner bestellten Pakete gewesen war, ich erinnere mich nicht an seinen Paketinhalt. Ich hatte zwar gerade einen Tag vorher frische Espressobohnen beim Café um die Ecke erstanden, aber bei meinem derzeitigen Konsum würde das vermutlich knappe zwei Wochen halten. Daher griff ich zum Gutschein, orderte für 30 Euro und bekam 10 geschenkt.

Ich suchte nach schokoladigem Aroma, weil damit nie was schiefgehen kann, und bestellte gnadenlos aus norddeutschen Röstereien, weil ich gerade ein bisschen Heimweh habe. Momentan ist dieser Espresso aus einer Rösterei aus Hamburg in der Tasse, und ich finde ihn ganz großartig.

Im Kaffeepaket lagen übrigens auch wieder Beileger, natürlich. Falls jemand einen 200-Euro-Gutschein für Luxusuhren brauchen kann? Ihr müsst auch nur für 6000 Euro einkaufen.

(Spaß. Ist schon im Altpapier.)

Ich hatte Brokkoli und Radicchio in der letzten Biokiste, woraus mal wieder der gute alte One-Pot wurde, nur halt mir Radicchio statt Rauke. (Und Zitrone und Chili und Knoblauch und Basilikum und Petersilie und Ottolenghi halt.) Ebenfalls sehr gut.

Das Mütterchen hat neuerdings Internet. Damit einher ging ein neuer Telefonvertrag, der ihr ein bisschen Kummer macht, denn nun funktionieren ihre ganzen Billo-Call-by-Call-Vorwahlnummern nicht mehr, mit denen sie sich vermutlich das neueste Auto zusammengespart hat. Neulich seufzte sie sehr dramatisch, dass es jetzt wirklich, also wirklich teuer ist, mich auf dem Handy anzurufen. Ich seufzte ebenfalls, erinnerte mich an meine drei Festnetznummern, die ich beim Internetvertrag 2012 hier in München mitbekommen, aber nie benutzt hatte, und bestellte ein Festnetztelefon bei Tante Telekom. Mein erstes Festnetztelefon seit ungefähr 20 Jahren. Bei dem ging ich davon aus, dass es sich vermutlich am problemlosesten an den Telekom-Router anschließen lässt.

Keine Bange, jetzt kommt keine fiese Techniktagebuchgeschichte, ganz im Gegenteil. Telefon ausgepackt, kurz an-, nicht aufgeladen, halt so, dass es lebt, auf eine Taste am Router gedrückt, auf eine am Telefon, fertig. Dann lud ich das Ding richtig auf, und dann rief ich damit mein eigenes Handy an, damit ich sehen konnte, welche Nummer ich überhaupt habe. Die gab ich ans Mütterchen weiter, das sich sehr freute. „Ach, [Schwager] meinte, ich müsste nur meinen Vertrag ändern und irgendwie zwei Euro mehr im Monat zahlen, dann hätte ich auch mehr Handyfreiminuten gehabt.“

Okay. Das hätte ich vorher wissen müssen, aber wenn man dem Mütterchen die Arbeit eines Vertragwechsels für 30 Euro ersparen kann – so teuer war das Telefon –, dann macht man das halt.

Ãœber diese Reply zum betreffenden Tweet lache ich immer noch.

Weiter das Korrekturexemplar der Diss korrekturgelesen, Korrekturen abgenickt, so gut wie keine verworfen, aber dummerweise noch dutzende Fehler gefunden, herrgottnochmal. Das jetzige Word-Dok wurde vom Verlag schon mit lustigen Formatierungen hinterlegt – Bildtitel sind nicht nur kursiv, sondern violett, was irgendwas bedeutet, Zwischenüberschriften braun (sehr passend) usw. An denen sollte ich bitte, BITTE nichts ändern, wie mir die Projektleiterin per Mail mitteilte, sondern lieber Kommentare setzen. Das habe ich auch nur zweimal vergessen und immerhin einen Entschuldigungskommentar angebracht.

Blöderweise sind dem Verlag dabei einige Fehler unterlaufen: Einige Bildtitel sind plötzlich nicht mehr kursiv, wie von mir angelegt, oder bei bibliografischen Angaben ist zu viel oder zu wenig kursiv – Erscheinungsort bitte nicht, Ausstellungsort in Katalogtiteln schon. Deswegen guckte ich bei diesem Korrekturgang eher auf solche Dinge und las alle Fußnoten nochmal akribisch. Immer wenn mir ein Fehler auffiel, guckte ich gleichzeitig im eigenen PDF nach, das ich Ende Juli als finalfinal abgegeben hatte, um zu schauen, ob der Fehler bei mir schon drin war.

Immerhin konnte ich so befriedigt feststellen, dass die Formatierungsfehler zum allergrößten Teil vom Verlag stammen. Die anderen blöderweise alle von mir. Die schleppe ich teilweise seit 80 Fassungen mit mir rum und jetzt sehe ich es schwarz auf weiß auf lila auf braun. Hmpf.

Warum nicht, du blöde Biene?

Das philippinische Rezept dieser Woche war Pansit Cabagan, was laut meines Kochbuchs eher eine Suppe ist und kein Nudelgericht wie hier im Link. War mir egal, ich hatte keine Wachteleier und keine portugiesische Wurst, die eigentlich reinsollte, aber dafür noch ein Restchen Schweinebauch vom Pancit Malabon. Das war ganz hervorragend und wird noch verbloggt.

Der weiße Blob sollte ein pochiertes Ei werden. Wurde es aber nicht. Schmeckte trotzdem.

Eine kleine Freude: Eine wissenschaftliche Mitarbeiterin fragte, ob sie zwei Blogeinträge von mir für ihr nächstes Seminar über die Geschichte der Einbauküche verwenden könne: einmal den zur Frankfurter Küche – und als Bonus einen, in dem ich beschrieb, was mir von Dozentinnenseite zu Beginn des Studiums als Ersti oder Zweiti geholfen hatte.

Ich gab natürlich mein Okay und vorfreue mich auf den Reader zum Seminar als Goodie.

Und gleich noch eine Freude: Das Vollmilchmädchen geht auch wieder an die Uni und bescheinigt mir, daran eine gewisse Teilschuld zu haben. Bei allem Gemeckere über das böse Internet und die nervenden sozialen Medien – sowas macht alles wieder wett.

Apropos soziale Medien: Ich teilte das White-Woman’s-Instagram-Video. Wegen all der vielen korrekt benannten Klischees im Video konnte ich am selben Abend leider kein Walnussbrot mit Avocado und Kresse posten, obwohl es irre lecker war. Bis aufs Brot waren die Zutaten Biokisten-Inhalt. Das war eine ganz hervorragende Idee mit der Kiste.

Und dann war ich am Donnerstag erstmals seit anderthalb Jahren außerhalb des Familienkreises mal wieder mit mehreren Menschen in einem eher dichter gedrängten Innenraum als in der Sternegastro. Das ganze nennt sich „Kneipe“ und ist ein tolles Konzept. Ich besuchte einen sogenannnten „Fußballstammtisch“, wobei wir eher über Influencen, NS-Kunst, Prag und komische Nachbarn sprachen. Okay, irgendwann über Claudio Pizarro, aber darüber breiten wir den Mantel des Schweigens.

Ich war schon länger nicht mehr bei einem #tpmuc, aber als ich nach München zog, war das meine erste größere „Clique“, hier keine ironischen Anführungszeichen wie eben. Und jetzt war es quasi der Neueinstieg in die Münchner Halbwegs-Normalität. Fuppes und Bier. Kann man machen. Sehr gerne sogar.

Gestern trafen F. und ich auch nach ewig langer Zeit unseren dritten Podcastmitstreiter mit Gattin und Nachwuchs wieder. Ich hatte nachmittags die tolle Idee gehabt, einem Tweet von NYT Cooking zu folgen und supersimple Butterkekse zu backen, von denen ich leider nicht nur drei probierte, sondern … äh … ja, mehr halt. Deswegen fühlte ich mich abends wie ein einziger Butterkloß und anstatt die U-Bahn oder das Rad zu nehmen, ging ich die gut vier Kilometer zum Treffpunkt zu Fuß. Danach fühlte ich mich wie ein Schweißhandtuch, weil ich natürlich vergessen hatte, dass mich Gehen von allen Bewegungsarten wegen des Matschfüßchens am meisten anstrengt. Und angeblich waren das nicht mal 10.000 Schritte, aber das iPhone lügt doch, das Mistding.

Ich entschuldigte mich übermäßig für die Geruchsbelästigung, ich hatte das wirklich nicht gut durchdacht, aber wir hatten einen ebenfalls netten Abend und sehr gute Burger.

Gefühlt irre viel gemacht in dieser Woche, obwohl es eigentlich nur Arbeit, Kochen und Freizeit war. Fühlt sich aber nach viel mehr an, weil es mit menschlichen Kontakten verbunden war, die ich sehr lange nicht hatte. Gerne wieder.