Was schön war, Dienstag, 7. Dezember 2022 – Neues Handy
Mein altes iPhone 6 (SECHS!) verschlechterte sich in den letzten Monaten dramatisch, weswegen ich ein bisschen rechnete, mir Tarife anschaute, nochmal rechnete und gestern in den Telekomshop vor Ort ging, wo ich einen Termin gebucht hatte, um mein neues Handy abzuholen, ein paar Verträge zu unterschreiben und gleich auch mal meinen Router erneuerte, der auch schon neun Jahre auf dem Buckel und ein im Vergleich zu dem hier möglichen eher langsames Interweb hat. Das war ein sehr angenehmes Einkaufs- und Beratungserlebnis, gleich mal fünf Sterne auf Google verliehen, worum mich der freundliche Verkäufer gebeten hatte. Einen magenta-farbenen Schokonikolaus gab’s auch noch, was will frau mehr.
Zuhause verbrachte ich staunend zehn Minuten, wo die meisten der Daten vom alten Handy drahtlos (aka per Zauberei) auf meinem neuen landeten, ohne dass ich viel machen musste. Danach verbrachte ich zwei Stunden damit, mich bei zahllosen Diensten wieder einzuloggen, die nicht automatisch mitkamen, was ich bei sensiblen Dingen wie ApplePay auch einsehe.
Die Kamera des iPhone 12 hat mich mehr beeindruckt als alles andere. Das erste spontane Bild landete auf Insta und bekam den Untertitel „Happy Place.“ Im schummerigen Kunstlicht sahen fünf meiner acht Bücherregale doch erstaunlich gut aus. Und es sieht aus, als ob ich in einer Turnhalle wohne; das tue ich nicht, ich sitze knappe zwei Meter vom Regal entfernt.
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Weiter in der Feininger-Biografie gelesen und dabei Galka Scheyer kennengelernt, die mir bis dahin noch kein Begriff gewesen war. Sehr interessiert mehr über die Blaue Vier gelernt, immerhin das hatte ich schon mal gehört. Dabei wurde mir erneut klar, wie viel mehr ich noch von den Künstlern und Künstlerinnen wissen muss, die im „Dritten Reich“ als „entartet“ bezeichnet wurden. Ich weiß viel mehr über diese Seite, ich kenne Texte von Schultze-Naumburg und von Rosenberg, aber noch zu wenige von den Verfolgten.
Außerdem dachte ich, oh, das Buch könnte ich bei der Literatur zu Scheyer in der Wikipedia anlegen, aber da steht es natürlich schon.
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Wo wir grad beim Thema sind: Die FAZ bespricht eine Ausstellung in Frankfurt sehr gut: Eine Stadt macht mit –Frankfurt und der NS. Die Ausstellung im Historischen Museum läuft noch bis September 2022.
„Das Historische Museum Frankfurt will mit einer großen Ausstellung diesen doppelten Mythos entkräften. Unter der Überschrift „Eine Stadt macht mit“ soll gezeigt werden, wie der Nationalsozialismus Frankfurt durchdrang. Entscheidend war das Verhalten der Stadtverwaltung, deren Mitarbeiter in überwältigender Mehrheit eifrig oder zumindest willig die Vorgaben der neuen Herrscher vollstreckten, mit besonders grauenhaften Folgen im Gesundheitsamt. Diesem Muster folgte nahezu das gesamte gesellschaftliche Leben, wie die Schau eindrücklich zeigt: eine Institution nach der anderen schaltete sich selbst gleich und huldigte fortan dem „Führerprinzip“.
Mit dieser These rennt die Ausstellung offene Türen ein, zumindest bei denjenigen, die die Ergebnisse der jüngeren historischen Forschung verfolgt haben. Zahlreiche Detailstudien zeigen, wie sich beispielsweise die Führung von Eintracht Frankfurt und das Präsidium der vornehmen Gesellschaft für Handel, Industrie und Wissenschaft dem neuen Regime unterwarfen und jüdische Mitglieder entweder zum Rückzug nötigten oder kurzerhand rauswarfen. Auch hat sich gezeigt, dass es zwar vereinzelte Beispiele von Widerstand und – bis in die Gestapo hinein – von Hilfsbereitschaft gegenüber Verfolgten gab, Frankfurt jedoch keineswegs besonders viele Helden hervorgebracht hat.“
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Wo wir leider immer noch beim Thema sind:
Lisa Eckhart und die Judenwitze
Die Jüdische Allgemeine ist allmählich fassungslos:
„Es ist etwas ins Rutschen geraten in der Bundesrepublik. Noch bis vor Kurzem wäre es undenkbar gewesen, dass auf der Bühne unter dem Deckmantel der Satire Judenwitze erzählt werden, ohne dass es einen öffentlichen Aufschrei gegeben hätte. Der Künstler wäre zur Persona non grata geworden – und zwar völlig zu Recht.
Die Kabarettistin Lisa Eckhart dagegen ist mit ebensolchen antisemitischen Pointen innerhalb kurzer Zeit zur erfolgreichsten deutschsprachigen Künstlerin ihres Genres aufgestiegen. Große Teile des deutschen Feuilletons feiern in irrwitzigen geistigen Verrenkungen mit Bezug auf die Meta-Ebene der Meta-Ebene Eckharts antisemitische Pointen als »hintergründig«, »große Kunst« und »mutige Abrechnung« mit dem von der linken Identitätspolitik dominierten Zeitgeist.
Und mehr noch: Die Kritiker von Eckhart – bei ihnen handelt es sich überwiegend um Juden – werden als »engstirnig« und »humorlos« abgekanzelt, wie jüngst in der »WELT«.
Eckharts Verteidiger sagen: Die Künstlerin werde missverstanden. Sie entlarve schonungslos die antisemitischen Einstellungen ihres Publikums. Sollte dies, das vermeintliche Spiegeln ihrer Zuschauer, tatsächlich Eckharts kabarettistisches Konzept sein, wäre dies ein weiterer Beleg für die Hoffnungslosigkeit des deutschen Humorbetriebs. Braucht es wirklich öffentlich aufgeführte Judenwitze, um auf das Problem des Judenhasses in diesem Land hinzuweisen?“
Gute Frage.