Was schön war, Donnerstag bis Montag, 23. bis 27. Dezember 2021 – Weihnachten

Ich mag Weihnachten. Ich mag die Ruhe, die irgendwann einkehrt, wenn alles aufgegessen und ausgepackt ist. Dieses Mal feierte ich an drei Orten hintereinander: zunächst im Pflegeheim, in dem mein Vater lebt, dann in der alten Heimat, erst im Elternhaus, einen Tag später bei Schwester und Schwager, und schließlich, abends am 26., konnte ich noch mit F. bei mir zuhause anstoßen.

Die Zugfahrt am Donnerstag war ereignislos, der Großraumwagen in der 1. Klasse fast leer, aber die wenigen reservierten Plätze lagen fast alle in unmittelbarer Nähe zueinander. Es wurden keine Reservierungen angezeigt, weswegen sich unsere Traube auch nur zögernd auflöste. Erklär mir einer das Buchungssystem bei der Bahn.

Ich filmte schon aus dem Fenster raus, ich brauchte Videoschnipsel. Als die S-Bahn im Heimatdörfchen ankam, wo mich meine Schwester mit dem Auto vom Bahnhof abholte, filmte ich weiter. Das ist auch der Beginn des knapp vierminütigen Videos geworden, das ich gestern zusammenschnitt und an die Familie weiterleitete. Für einen ersten Versuch bin ich zufrieden. Danke an die vielen Tutorials auf YouTube, die mir iMovie erklären konnten.

Viel Sekt mit dem Mütterchen getrunken, die zwischen „Alles schlimm“ und „Alles in Ordnung“ schwankt. Am Heiligen Abend gab’s bei „uns“, also dem Mütterchen und mir, Raclette für Schwester und Schwager, am ersten Feiertag tischten sie im Gegenzug eine Pute auf, die 48 Stunden in einer Salzlake zart werden durfte. Wurde sie, das war ganz hervorragend.

Da im Pflegeheim immer nur eine Person zum Bewohner darf, ja, auch Weihnachten, denn das Virus macht keine Feiertage, alles in Ordnung so, übernahmen wir Schichten. Ich begann am Donnerstag, feierte also streng genommen noch keine Weihnachten mit Papa, aber ich wünschte ihm trotzdem ein frohes Fest und unterhielt ihn mit Eichhörnchenfotos, die F. seit Neuestem auf dem Alten Nordfriedhof macht. Von seinen 800 Tagesbildern schickt er mir abends die besten zehn aufs Handy, das war genau das Richtige für Papa. Dann machte ich ein kurzes Video von uns beiden, weil ich Bewegtbilder haben wollte. Ich zeigte Papa das Handy und erklärte, was ich mache, er erkannte uns im Selfie-Modus und streckte uns grinsend die Zunge heraus.

Für den Besuch hatte ich trotz Dreifachimpfung einen frischen Coronatest vorlegen müssen, auch alles richtig so. Das Heim testet selbst nur an zwei Tagen die Woche, aber ich ergoogelte mir weitere Teststationen in der Gemeinde, buchte einen Termin am Donnerstag, ließ mir außerhalb eines winzigen Containers, in dem zwei Leute saßen, ein Stäbchen in die Nase stecken und zeigte das Ergebnis, das nach 15 Minuten auf meinem Handy landete, im Heim vor.

Am Heiligen Abend fuhr ich das Mütterchen ins Heim, einerseits, weil sie nicht so gerne fährt, andererseits, weil ich in der alten Heimat gerade gerne fahre (was soll man hier auch sonst machen). Ich übernahm auch gerne Fahrten zu Supermärkten und Apotheken. Autos sind schon eine feine Sache, und ich bin jetzt alt genug, um eine Sitzheizung super zu finden. Nein, in der Stadt brauche ich trotzdem beides nicht.

Mir fiel beim morgendlichen Verkehrsfunk am Frühstückstisch auf, wie lange ich schon nicht mehr auf Verkehrsnachrichten achte. Mir doch egal, ob die Straßen eisig sind, ich steige ja eh in eine U-Bahn.

Ich stellte am Abend mein Handy auf ein dickes Buch und ließ es im Zeitraffer den Sonnenuntergang aus dem Kinderzimmerfenster filmen. Je dunkler es wurde, desto mehr Lichterketten gingen an. Das war ein schöner Effekt. Den wiederholte ich am Sonntagabend, als ich heimkam, gleich nochmal mit meinem Tannenbaum, dessen Lichterketten in der aufziehenden Dämmerung immer heller leuchteten. Kam beides in den Weihnachtsfilm.

Ich hatte länger mit mir gerungen zu fahren (Omikron, Sie kennen das ja), aber ich froh, dass ich es gemacht habe. Das waren zwar irgendwie seltsame Tage, weil Papa da und dann doch nicht da war, weil sich alles anders angefühlt hat, aber dann doch irgendwie gut. Am ersten Feiertag ging das Mütterchen auf den Friedhof, um Blumen auf den Gräbern meiner Großeltern bzw. Großmutter (ihrer Mutter) und deren Schwester abzulegen. Auch das filmte ich und habe jetzt irgendwie alle Familienmitglieder im Video, wenn auch teilweise nur als Grabstein. Ja, der Satz klingt komisch, aber ich mag die Tatsache, dass ich quasi auch Omi und Oma und Opa an Weihnachten gesehen habe, sehr gern.

Ich hatte keinen wirklich Plan für den Film, aber er wird zusammengehalten von den vielen Weihnachtsbäumen in der Familie und im Dorf. Und es ist eben die ganze Familie drin. Ich stelle ihn natürlich nicht ins Internet, aber ich bin froh, dass ich so viel Zeug gefilmt habe.

Ich gewann nach 1000 Jahren mal wieder im Doppelkopf. Das wollte ich nur mal festhalten. Und ich glaube, ich habe beim Krippenaufbau Josef und den Hirten verwechselt, aber das ist bei der Jungfrauengeburt vermutlich egal.

Auf der Rückfahrt las ich Platthaus’ Buch über Lyonel Feininger zuende, das ich euch beruhigt weiterempfehlen kann. Unter meinen Bäumchen lagen unter anderem eine Gewürzmühle und noch mehr Lesestoff. Das war ein gutes Weihnachtsfest.