20 Jahre

Am 1. Juli 2002 veröffentlichte ich meinen ersten Blogeintrag. Sagt zumindest das Archiv meines Uralt-Blogs. Ich hatte vorher schon Krimskrams wie Kurzgeschichten und Filmbesprechungen auf dieser Website, aber das tägliche Bloggen begann heute vor 20 Jahren. Schade, dass mir so kurz vor dem Jubiläum ein bisschen die Luft ausgegangen ist, aber meine Güte, 20 Jahre, irgendwann ist dann eben auch mal alles erzählt.

2002 lebte ich alleine in Hamburg und war festangestellte Juniortexterin. Inzwischen bin ich in festen Händen, sogar zum zweiten Mal in diesen 20 Jahren, lebe in München und bin freie Seniortexterin; ich merkte irgendwann, dass ich auf den Kreativdirektorinnenposten gar nicht so scharf war, Chefin spielen ist nicht meins, nur meine eigene Chefin bin ich sehr gerne. Außerdem bin ich promovierte Kunsthistorikerin, womit ich 2002 noch so gar nicht gerechnet hatte. Und ich koche und esse jetzt gerne, was 2002 auch nicht zu erwarten gewesen war. Ansonsten ist so ziemlich alles beim alten, mein Nasenpiercing ist noch da, es ist kein drittes Tattoo dazugekommen, ach, doch, Moment, ich habe kein Auto mehr und keine Zigaretten, das hätte mir 2002er-Anke mit ihrem Ellenbogen aus dem Fahrerfenster und der Kippe im Mund vermutlich nicht geglaubt. (Ich habe immer noch Phantomschmerzen, wenn ich an Rocky denke.)

Ich mag dieses Blog immer noch, weil es schon so lange zu mir gehört, aber jetzt gerade schreibe ich weniger gern für die Öffentlichkeit. Die Situation mit meinem Vater belastet mich und ich behalte sie größtenteils für mich. Alles andere, was mich bewegt, habe ich gefühlt schon erzählt, auf Insta geteilt, rausgetwittert. Ich lese weiter tolle Bücher, habe aber keine Lust mehr, sie zu besprechen. Ich koche weiter und gerne und viel, bin aber momantan zu faul dazu, alles aufzuschreiben, sondern bookmarke mir einfach anderer Leute Websites und hoffe, nicht alles wieder zu vergessen, was ich geändert habe. Ich ackere mich weiter durch mein Forschungsgebiet und kann darüber irre viel erzählen, aber ich glaube, das liest außer mir keiner, daher lasse ich das, denn ich weiß ja, was ich weiß.

Was ich nicht weiß: wie es mit dieser Seite weitergeht. Ich hoffe ein bisschen, dass der Spaß am Tagebuchbloggen wiederkommt, aber wenn nicht, sind 20 Jahre auch eine schöne Langstrecke geworden. Die könnte mir bitte mal jemand ausdrucken, damit ich sagen kann, ha, 400 Seiten Diss, niedlich, wissen Sie, wieviel ich in den letzten zwei Dekaden ins Internet geschrieben habe?