14. Juli 2022 – Badezimmerschrank

Vor einigen Wochen besuchte ich meinen neuen Hausarzt zum ersten Mal. Meine bisherige Hausärztin nimmt leider nur noch Privatpatient*innen an, zu denen ich bewusst nicht gehören möchte, obwohl ich es als Selbständige natürlich seit Jahren könnte. Ich finde diese Zwei-Klassen-Medizin aber dämlich und bin daher brav in der Kasse geblieben.

Es stand der übliche jährliche Check-up an, den ich in den letzten zwei Jahren etwas hatte schleifen lassen. (Ich wollte gerade „während der Pandemie“ schreiben, aber wir sind ja noch mittendrin.) Ich wollte also Blut und Urin loswerden und vereinbarte einen Termin – erstmals in meinem Patientinnenleben online. Dort wurde nicht nur nach Name und Terminwunsch gefragt, sondern auch nach Titel, und da ich ja seit Februar einen tragen darf, notierte ich den, ohne ernsthaft darüber nachzudenken. Als ich im Wartezimmer saß, wurde ich dann dementsprechend – aber für mich dann doch unerwartet – mit „Frau Doktor Gröner, bitte“ aufgerufen, ebenso als ich in den Raum sollte, wo (erfolgreich, schnell und schmerzfrei, yay!) nach meinen Venen gesucht wurde. Der Doc fragte sogar nach:

„Frau Doktor Gröner, guten Tag. Darf ich fragen: Kollegin?“
„Nee, Dr. phil.“
„Ah, der schöne Doktor!“

Damit hatte der gute Mann quasi schon gewonnen und auch sonst fand ich die Praxis sehr nett. Meinen Besprechungstermin vereinbarte ich gleich dort, den ich nicht handschriftlich auf einem Zettel mitbekam, sondern per E-Mail, was mich nochmals frohlocken ließ. Und als ob das nicht alles schon toll genug war: Auch meine Werte sind alle im grünen bis supergrünen Bereich, auch die, bei denen ich als hochgewichtiger Mensch immer Angst habe, Cholesterin, Fett, Zucker etc. Und meine Leber verarbeitet die ganzen schönen Premiumweine auch weiterhin absolut klaglos. Happy Anke.

Ein weiteres Gesundheitskapitel bearbeitete ich dann gestern, was zum heutigen Blogeintrag führte: Ich räumte den Badezimmerschrank auf und brachte es im Zyklustag 717 endlich über mich, die ganzen Tampons in den Flurschrank umzuräumen. Bis zum endgültigen Verklappen warte ich noch, bis in der App die 1000 auftaucht, aber dann kommt der Rotz endlich weg. Ich betrachte mich hiermit als launig menopausal und freue mich schon seit Monaten darüber, die beknackten Blutungen hinter mir zu haben. Scheiß auf Feier der Weiblichkeit, der Kram nervte einfach nur und ich vermisse ihn nicht die Bohne. Ich merke keine größeren Veränderungen an mir, vielleicht habe ich die auch WÄHREND DER PANDEMIE einfach übersehen, aber bis auf ein paar Hitzewallungen geht’s mir hervorragend, und gegen die hilft mein Fächer, den ich eh seit Jahren mit mir herumtrage, weil ich generell Hitze doof finde.

Meine Schwester hat sich das von mir abgeguckt und zückt inzwischen auch in Meetings und sonstwo den Fächer, wenn’s halt gut gut, und wenn ihre jüngeren Kolleginnen skeptisch gucken, meint sie freundlich: „Da kommt ihr auch noch hin.“ Schon ist Ruhe.