13. Juli 2022 – Im Nebel
Noch bis zum 31. Juli läuft im Haus der Kunst eine Ausstellung der japanischen Künstlerin Fujiko Nakaya: Nebel Leben. Ich gönnte mir gestern endlich mal eine Jahreskarte, die sich schon bei vier Besuchen lohnt, weil die Einzelausstellungen so fies teuer sind. Ich ahne, dass ich für Nakaya nochmal die Karte zücken werde, weil die für das Haus konzipierten zwei Installationen (oder Dialoge, wie das hauseigene Video richtig meint) so viel Spaß machen. Ich habe bei beiden nicht darüber nachgedacht, was sie mir künstlerisch sagen – ich fand es einfach nur schön, im Nebel zu stehen.
Die große Installation befindet sich im Hauptraum, der nun fast vollständig unter Wasser steht. Man kann auf Holzbohlen außen an der Wand entlanggehen oder auf dem Holzsteg stehen, der in der Mitte des Raums ist. Von dort beginnt jeweils zur halben und zur vollen Stunde der Nebel aufzusteigen. Zunächst baut sich quasi eine Wolke in der Mitte des Raums auf, dann stoßen die lustig zischen Düsen an der einen Schmalseite Nebel aus, dann die auf der anderen, und wo man eben noch den Raum, das Wasser, die Menschen sehen konnte, ist nun plötzlich alles im Unsichtbaren vereint. Dann verzieht sich der Nebel nach und nach, je nachdem, wie viele Menschen durch ihn hindurchwandern anstatt rumzustehen, und ihn dabei verteilen. Ich habe mir den Spaß gestern dreimal gegönnt und bin mal fast komplett an einer Stelle geblieben und mal durch die Gegend spaziert. In der Mitte stand ich fast nie, ich fand es schöner, eher Zuschauerin als Akteurin zu sein. Nach gefühlt fünf Minuten ist der ganze Zauber wieder weg und man steht wieder ohne sphärische Musikbegleitung in einem Nazibau auf Holzbrettern. Menno.
Ich mochte das Licht im Raum sehr, den ich sonst als herrlich hohen und lichten Saal schätze. Jetzt war er dämmeriger, grünlicher, und mittendrin vergaß man, dass er da ist, weil man ihn schlicht kaum noch sehen konnte. Das fand ich gleichzeitig beängstigend und befreiend – mein Raumgefühl zu verlieren, ist unheimlich, aber man konzentriert sich eben kurz auf andere Dinge; gucke ich halt an die Decke anstatt auf meine Füße wie sonst.
Sobald der Raum wieder nur noch der Raum war, ging ich durch weit geöffnete Türen an der Ostseite des Hauses nach draußen, wo alle zehn Minuten die zweite Nebelwolke erscheint. Durch die heißen Temperaturen entsteht hier derzeit nicht wirklich eine Wolke, die sich in den Bäumen neben dem Museum hält, die zum Eisbach hin stehen, wie im Video zu sehen ist. Stattdessen fällt minutenlang ein hauchfeiner Nebel auf die Rumstehenden, und wenn der Wind gut steht, fühlt es sich an wie eine Dusche, ohne nass zu werden. Diese Installation ist auch ohne Eintritt zu erleben, vielleicht ein Tipp für die nächsten Tage.
Ich hatte nach gefühlt ewigen Zeiten mal wieder die Videofunktion meines Handy aktiviert, aber die Aufnahmen sind nur für mich, jedenfalls landen sie nicht im Blog. Auf meiner To-Do-Liste (oder eher der Könntest-du-auch-endlich-mal-machen-Liste) steht noch mein Video über Essen, das bisher aus einem Gigabyte Film besteht, aber noch keine Ordnung hat und keine Musik. Text steht, Bilder fehlen noch, weil ich bei jeder Aufnahme denke, nee, das geht noch besser, das Thema ist zu wichtig, um da Grütz drunterzulegen. Das könnte also noch dauern.
Jedesmal wenn ich derzeit den Videoknopf drücke, denke ich an den Kurs von Casey Neistat, den ich im Januar absolvierte, und für den ich nachträglich sehr dankbar bin. Weil ich im Januar eben wissen musste, was mein iPhone so kann, drehte ich im Dezember im Norden einen kleinen Weihnachtsfilm. Da ist auch Papa drauf, und er erkennt mich noch.