Dienstag, 4. Oktober 2022
Die Trauer schleicht sich momentan in Schüben an mich heran. Eine Erinnerung, ein Wort, irgendwas, und ich weine. Aber nicht, weil Papa nicht mehr da ist, sondern weil mein Kopf nicht versteht, dass Papa nicht mehr da ist. Er war doch immer da. Ich kann seine Nicht-Existenz nicht rational begreifen. Es ist nicht so, dass ich auf einen Anruf von ihm warte – das ging ja schon seit über drei Jahren nicht mehr – oder dass ich im Norden glaube, dass er gleich zur Tür reinkommt – auch das war ihm nicht mehr möglich. Aber ich verstehe einfach noch nicht, dass ich nirgends mehr hingehen kann, wo er sein könnte. Man kann doch nicht einfach weg sein. Ich weine nicht nur, weil ich traurig bin, sondern weil ich den Grund meiner Traurigkeit schlicht nicht wegerklären kann. Mein Verstand weigert sich, mir zuzuhören.