Mittwoch, 12. Oktober 2022

Vegetarisch essen gewesen. Leider zum ersten und letzten Mal im Tian München, es schließt zum Jahresende. Müssen wir halt in das in Wien gehen.

Karotte in diversen Aggregatzuständen und mit unterschiedlichen Techniken verarbeitet. Das Grüne ist natürlich das Karottengrün, das ich hier erstmals als nussig wahrgenommen habe. Der kleine Klecks rechts war eine Creme aus Sonnenblumenkernen, und in die Buttersauce hätte ich mich reinlegen wollen.

Kohlrabi, eins meiner liebsten Gemüse. Selbst der olle Dill hat mir gefallen, den ich sonst eher als nervig empfinde. Er brachte eine gewisse Erdigkeit mit, die mich überrascht hat. Außerdem auf dem Teller: unglaublich aromatische Haselnüsse und eingelegte Fichtensprossen. Nochmal Erdigkeit plus Säure.

Roscoff-Zwiebel, mild und gleichzeitig souverän, darunter lagen noch Steinpilze voller Umami. Neben dem ganzen Kartoffelflausch (zur Hälfte aus Butter, würde ich schätzen) irgendwas Gepopptes zum Knuspern. Sieht so harmlos aus, hätte ich aber in einem Wirtshaus als „deftig“ auf die Karte gesetzt.

Zum Dessert gab’s Birne auf einem Financier, in einigen Komponenten war Bienenwachs, von dem ich nicht wusste, dass man es für irgendwas in der Küche verwenden kann. Hatte einen Hauch Honignote, war aber glaube ich eher Mundgefühl.

Das waren nicht alle Gänge und Reinkommer und Erfrischer und Rausschmeißer, ich habe oft vergessen zu fotografieren oder fand jetzt das Foto nicht adäquat zum wirklich tollen Abend. Die Weinbegleitung war auch hervorragend, besonders gefallen hat uns der Pet Nat zum Dessert, der die ganzen Teile auf dem Teller quasi in den prickeligen Arm genommen hat.

Für den Hin- und Rückweg trug ich einen pinkfarbenen Blazer, den ich zusammen mit dem grünen Anzug zur Hochzeit gekauft hatte. Bisher war es zu warm für ihn – und so ganz habe ich mich nicht getraut, in ihm rauszugehen, denn er ist nicht pink, sondern PINK. Ging dann aber doch.

Am Finger trage ich einen Ring, den Papa Mama aus dem Iran oder dem Irak mitgebracht hatte, das wusste das Mütterlein nicht mehr so genau. Papa war Exportkaufmann und in seiner Firma für den Nahen Osten zuständig – und die Philippinen, was F. und ihm selbst in seinem geistig nicht mehr ganz so fitten Zustand noch Anknüpfungspunkte gegeben hat. Den Ring habe ich mir erst vor dem Restaurant an den Finger gesteckt, der kam mir total overdressed für die U-Bahn vor.

Ungewohnter, aber extrem toller Nebeneffekt der im Juni aufgestockten Garderobe: Ich stand gestern erstmals vor dem Kleiderschrank und hatte wirklich Auswahl an eleganter Kleidung für eine elegantere Umgebung. Das war neu und ich habe mich stundenlang darüber gefreut.