Mittwoch, 9. November 2022 – Küchenhilfe
Seit dem äußerst entspannten Backen in der alten Heimat, wofür mir das Schwesterlein ihre Küchenmaschine geliehen hatte, dachte ich über die Anschaffung einer solchen nach. Ich schwankte ewig zwischen der Bosch MUM 5 und – natürlich – der schicken KitchenAid, las Testberichte, fragte Leute und schließlich wurde es die KitchenAid. Die gab es gerade in einem Bundle mit dem Gemüseschneideraufsatz und dazu auch noch in einer der zwei Farben, über die ich nachdachte, und für weniger Geld als erwartet und daher wurde sie gekauft.
(Seit ich das Foto gesehen habe, denke ich darüber nach, die eine Kiste vom unteren Brett wieder auf das obere zu stellen. Ich wollte die Reihe bewusst auflockern, aber auf dem Foto sieht es total nervig aus. Andererseits sehen hier auch die gestreiften Stoffbezüge der Kisten irrwitzig schief aus, was sie in der Realität nicht ganz so sind. Hier kunsthistorische Überlegungen zu Selbstbild und Abbild einfügen.)
Ich hatte mir den gestrigen Vormittag freigenommen, der kleine Luxus der Selbständigkeit, um mit dem Maschinchen rumzuspielen und vor allem erstmal die Bedienungsanleitung durchzulesen. Ja, ich bin Bedienungsanleitungsleserin (und innere, meist entnervt schnaufende Bedienungsanleitungslektorin). Als erstes wurde die Maschine fürs Foto drapiert, denn eigentlich wollte ich sie dort stehenlassen. Das hat sich im Laufe des Tages aber schon wieder geändert, ihr Platz ist jetzt das schwarze, aufrechte Kallax, das am rechten Bildrand noch zu erahnen ist. Sie thront jetzt über der Küche und sieht dabei wunderschön aus.
Meine Schwester schickt mir seit Wochen Tipps, wo man ihre Maschine gerade günstig kaufen kann – sie hat eine ganz kleine Bosch-Maschine –, und ja, die wäre deutlich günstiger gewesen als die KitchenAid, aber einer meiner Kaufgründe war ehrlich gesagt auch die Optik. Die Vernunft und der Geldbeutel drängten zur MUM, aber persönliche Tipps und mein Herz, das derzeit sehr viel Hübschizität um sich braucht, drängten zur KitchenAid. Das Arbeiten selbst fand ich dann bis auf eine Kleinigkeit deutlich angenehmer als das mit der kleinen Bosch, die ruckelte und hakelte dann doch ab und zu, während der schwere KA-Trumm einfach nur bossig in der Küche steht und vor sich hinarbeitet.
Ich hatte mir als Rezept einen Carrot Cake rausgesucht, den ich so noch nicht gebacken hatte (vermutlich Paywall); ich habe nur ein uraltes, verlässliches Rezept im Blog, aber ich wollte ein neues ausprobieren. Erfreut stellte ich fest, dass das Anschrauben des Aufsatzes ein Klacks war und kein Studium der Ingenieurswissenschaften erforderte (das hatte ich so auch in einigen Rezensionen gelesen). Das Raspeln der Möhren war ebenfalls entspannt, was mich freute, denn das ist, warum auch immer, eine der Tätigkeiten, die mich in der Küche sehr nerven. Ich habe eine anständige Standreibe, aber ich benutze sie nicht gerne. Gerade esse ich recht oft lustige Bowls mit geriebenem Rotkohl und eben Möhren, und ich brauche immer einen inneren Pep Talk darüber, wie lecker das wird, bevor ich nörgelnd und lamentierend Gemüse reibe. Jetzt kann ich höchstens über das Abwaschen nörgeln, denn der weiße Aufsatz im Bild darf nicht in die Spülmaschine, die Reibtrommeln und die Stopfer schon. Abwaschen nervt mich allerdings weitaus weniger als Raspeln, das ist abends immer mein Zen-Signal für den Körper, dass es jetzt langsam ins Bett geht, noch schnell die Küche hübsch machen und dann Bubu.
Ich hatte allerdings auch gelesen, dass sich das weiße Teil verfärbt und ja, das tat es. Momentan ist es innen orange und heute mittag wird es vermutlich lila. Damit kann ich leben, solange es außen hübsch bleibt.
Das Verrühren von Zucker und Eiern war genau der Traum, den ich haben wollte, weil ich nebenbei die anderen Zutaten bereitstellen konnte. Ich hätte auch gar nicht an der Maschine bleiben müssen, das ist ja der Witz an ihr, aber ich erwischte mich selbst dabei, wie ich versonnen in die Schüssel guckte, wo gearbeitet wurde, während meine linke Hand auf dem rundlichen Ende der Maschine ruhte, weil es sich so gut anfühlte. Ähem.
Die einzige, oben erwähnte Kleinigkeit, über die ich im Vorfeld nicht nachgedacht hatte, war der Transport des Teigs von der Schüssel in die Backform. Bisher hatte ich mit Mamas alten quietschorangenen oder 70er-Jahre-beigefarbenen Plastikschüsseln gearbeitet, die einen Griffrand haben, so dass man die Schüssel entspannt hoch und schräg halten kann, während man mit dem Teigschaber den Teig in die Form bugsiert. Die Schüssel, die mit der KitchenAid zusammen kam, hat keinen Rand und keinen Griff, was mir erst auffiel, als ich eins von beiden greifen wollte. Ich hadere noch damit, mir eine zweite Schüssel anzuschaffen, denn eigentlich verarbeite ich keine wirklich schweren Teige und mit der ARSCHTEUREN zweiten Schüssel wäre dann auch der Schnäppcheneffekt ziemlich dahin. Der gestrige Teig hatte zwar durchaus Gewicht, aber das Umschaufeln ging halbwegs okay. Allerdings eben auch nicht so geschmeidig wie ich es gerne habe, denn ich musste die Schüssel halt irgendwie festkrallen, um sie zu halten. Hm.
Die zweite Kleinigkeit, die aber vermutlich eher Gewöhnungssache ist: Normalerweise stelle ich die Schüssel, in der arbeite, auf die Waage, kippe die entsprechende Menge Mehl, Zucker etc. nach und nach rein und mixe dann weiter. Die KA-Schüssel muss unarretiert werden und ich muss den Motorarm hochklappen, um sie zu lösen. Vermutlich werde ich in Zukunft in einer zweiten Schüssel Zeug abwiegen und dann in die KA-Schüssel kippen, damit ich mir diese zwei Schritte sparen kann, aber wie gesagt, das wird die Gewöhnung zeigen, was mir im Endeffekt leichter fällt.
Ich hatte jedenfalls viel Freude bei der Arbeit und, Zauberei, dazu auch noch tollen Kuchen. Hach!