Dienstag, 7. Februar 2023 – Der dritte erste Arbeitstag
Gefühlt war ich den halben Tag damit beschäftigt, meinem Gehirn zu sagen: Du sitzt nicht mehr am Mac, du sitzt jetzt an einem PeeZee. Da ist alles anders, und wenn du Apfel+L eingeben willst, um das @-Zeichen zu machen, schmeißt dich das System komplett vor die Tür, weil [irgendeine der seltsamen PC-Tasten] und das L eben etwas ganz anderes machen als dein guter, alter Rechner aus dem Home Office. Ich fühlte mich sehr oft wie mein Vater, dem wir die Handhaltung für eine Computermaus beibringen wollten und der das Ding immer weiter zur Tischkante bewegte anstatt es einfach anzuheben. Ich habe mich in 15 Jahren Selbständigkeit so an gewisse Handgriffe und Ordnerstrukturen auf meinem eigenen Mac gewöhnt, dass es vermutlich ein paar Tage dauern wird, bis ich nicht mehr ständig Quatsch eingebe, der Quatsch produziert. Und ja, ich nutze jetzt auch eine Maus, wo ich sonst mein Trackpad liebe, denn das PC-Trackpad hasst mich. Oder meine wurstigen Apple-Wisch-Gesten.
Aber abgesehen davon, dass ich mich zeitweilig sehr alt und doof gefühlt habe, war das ein ziemlich produktiver Tag und ich hatte große Freude daran. Denn ich hörte schon den Satz, den ich immer irgendwann auf jeder Arbeitsstelle höre, ganz egal, ob in der Kneipe, an der Uni oder in der Agentur: „Wie, du bist schon fertig?!?“ Meine Superkraft ist Geschwindigkeit, das weiß ich inzwischen.
Und ich musste an meinen eigenen ersten Rechner denken, der war nämlich auch aus dem Hause Microsoft und es lief das top-notch aktuelle Windows 95 darauf. Als ich 1999 nach Hamburg zog, um in einer Werbeagentur ein Praktikum zu machen, ging es mir genau anders herum als gestern: zuhause an den PC gewöhnt und nun auf einmal einen Mac vor der Nase. Ich weiß nicht mehr, welcher es war, aber ich erinnere mich daran, dass wir auf unserer Etage einen, EINEN Mac hatten, der schon ins Internet konnte. Es war ein iMac G3 in violett und man kam quasi nie dran, weil immer jemand anders schon dransaß. Damals war ich irgendwann eher zuhause irritiert, weil meine von der Arbeit gewohnten Mac-Handgriffe nicht mehr funktionierten. So kaufte ich mir vom ersten richtigen Juniortexterinnengehalt mein erstes Macbook und blickte, wie es so schön heißt, nie mehr zurück. Das habe ich sogar noch, es müsste das in der Mitte sein. Der Windows-PC ist hingegen längst Altmetall.