KW 15 – Statusupdate
Derzeit schreibe ich hier so wenig, weil ich auf anderen Baustellen so viel schreibe. Das hat mich zwar in der Werbung auch nie davon abgehalten, hier ständig vor mich hinzuplaudern, aber der derzeitige Brotberuf ist sehr anders. Sehr. Was mir leider erst nach ein paar Wochen und ein paar Fettnäpfchen aufgefallen ist, in die ich launig reinlatschte bzw. die ich mir selber in den Weg warf.
Ich lerne jeden Tag Dinge neu oder anders und mein Kopf macht auch nach Feierabend nicht Feierabend. Er denkt allerdings nicht über die Dinge nach, die ich den ganzen Tag produziere, sondern die Umstände, in denen das passiert. Ich habe selten so gründlich über mich, meine Art zu arbeiten und noch mehr meine Art zu kommunizieren nachgedacht wie derzeit. Ich stelle leider ein paar schlechte Angewohnheiten an mir fest, die ich mir aus diversen Agenturen mitgebracht habe, und ich ahne so langsam, warum wir Werber*innen irgendwie schief angeguckt werden. Schreibe in Zukunft „PR“ in meine E-Mail-Signatur, das macht gleich einen viel besseren Eindruck.
Wenn ich nicht gerade mit mir selbst beschäftigt bin, macht der Job aber weiterhin irrsinnigen Spaß. Unter anderem aus dem simplen Grund, weil er Dinge verbindet, die ich mag, Kunst und Kommunikation. Wobei ich, wie eben erwähnt, interessiert feststellen musste, dass ich Kunst anscheinend weitaus besser beherrsche als Kommunikation, obwohl ich letztere doch seit jetzt fast 25 Jahren mache und Kunst erst seit guten zehn.
Leider bringt die Beschäftigung mit mir selbst auch viele Unsicherheiten wieder an den Tag, von denen ich nicht mal wusste, dass sie noch in mir rumwabern. Übernächste Woche geht Job 2 los, bei dem ich mich hier im Blog noch ein bisschen bedeckt halte, und wo ich vor Wochen, als ich mit der Planung für diesen Job begann, noch dachte, ach locker, kriegste hin, kannste ja, machste ja schon ewig, überdenke ich nun jeden Entwurf, weil ich mir plötzlich nicht mehr sicher bin, ob ich Dinge kann, von denen ich dachte, sie zu können.
(Es ist kompliziert.)
Ich merke auch, dass mich das Einzelbüro in den letzten zehn Jahren mehr geprägt hat als ich erwartet hatte, im Guten wie im Schlechten. Ich kann ganz hervorragend alleine motiviert (oder mindestens diszipliniert) vor mich hinarbeiten, Deadlines sind kein Thema. Aber ich vergesse viel zu oft, dass ich derzeit eben nicht mehr alleine vor mich hinarbeite, sondern mit anderen Menschen und im Gefüge eines Unternehmens. Ich bin nicht mehr alleine für das verantwortlich, was in die Welt rausgeht, sondern ich stehe nun für etwas anderes als meine eigene Nase, die sich auf Twitter um Kopf und Kragen reden kann, weil wen interessiert’s, ist ja nur Interweb. Ich habe, soweit ich weiß, noch keine textlichen Böcke geschossen für den Laden, der auf meiner Visitenkarte steht, aber ich hatte das Gewehr schon des Öfteren im Anschlag. (Und derartige Metaphern werde ich in Job 2 als schlechtes Beispiel auf die Powerpoint schreiben.)
Das nur kurz als Update. Im Prinzip alles super, aber im Prinzip auch auf sehr unerwartet rutschigem Boden.