Fehlfarben 29 – „(K)ein Puppenheim“ / Friedrich Seidenstücker
Es war eine recht lange Pause, aus Gründen, ihr kennt das, aber nun sitzen wir endlich wieder gemeinsam am Tisch, trinken Wein und reden über zwei Ausstellungen. Genauer gesagt, über „(K)ein Puppenheim. Alte Rollenspiele und neue Menschenbilder“ im Stadtmuseum sowie „Friedrich Seidenstücker. Leben in der Stadt“ in der Pinakothek der Moderne.
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00.00:00. Begrüßung und Vorstellung.
00.01:30. Blindverkostung Wein 1. Wir trinken heute Rotweine von der Ahr. Der Podcast, den ihr gerade hört, war nämlich für Ende 2021 geplant gewesen, als wir noch kistenweise Flutwein eingekauft haben. Netterweise hatten wir alle noch eine Flasche von diesen Kisten im Keller.
00.03:40. Unsere erste Ausstellung: „(K)ein Puppenheim – Alte Rollenspiele und neue Menschenbilder“. Ich zitiere den Text von der Website des Stadtmuseums:
„Der Titel der Ausstellung verweist einerseits auf das Theaterstück ‚Nora. Ein Puppenheim‘ von Hendrik Ibsen, in dem die Titelheldin ihr ‚Puppen-Dasein‘ in der Ehe verlässt, andererseits auf die Dekonstruktion der heimeligen und scheinbar beschaulichen Welt des Puppenhauses. Denn es begeistern sich nicht nur Kinder für Puppen, sondern auch Erwachsene, denen sie als Sammelobjekte, Kinderersatz, Kultgegenstand, Fetisch- oder Sexobjekt dienen. […] [Puppen] faszinieren nicht nur als figürliche Nachbildungen des Menschen, sondern auch als Verkörperung geheimer Wünsche, Ängste und Begierden. So werden sie zum Spiegel der Gesellschaft und ihrer vielfältigen Rollenbilder in Geschichte und Gegenwart.“
Die Ausstellung wurde zusammen mit der Sammlung Goetz realisiert, das heißt, Stücke aus der Sammlung Puppentheater/Schaustellerei des Münchner Stadtmuseums, die als eine der weltweit größten ihrer Art gilt, werden mit zeitgenössischer Kunst kontrastiert.
„Panzer“ aus dem Kindersportkarussell vom Schausteller Erich Wallbach, München, um 1965. Foto von F.
Wir halten uns recht lange in den einzelnen Bereichen auf, wie mir beim Nachhören aufgefallen ist, weil es so irre viel zu sehen gibt. Nehmt euch Zeit mit oder bereitet euch von vornherein darauf vor, einige Bereiche eher zu durchschlendern als ernsthaft alles anzuschauen. Es ist, in meinen Augen, zu viel. Aber ich kann eh nach zwei Stunden nichts mehr sehen.
Vielleicht sind wir etwas aus der Übung, aber uns fehlte bei der Nachbereitung, als das Mikro aus war, etwas Diskussion, das Abarbeiten an den großen Themen. Wir sprechen viel über einzelne Werke und reißen die großen Themen der Bereiche an, aber bleiben doch etwas zu sehr an der Oberfläche. Es ärgert uns ein bisschen, dass wir sie nicht deutlicher herausarbeiten konnten. Beim nächsten Podcast dann wieder.
00.30:00. Wein 2.
Nebenbei: Das Begleitheft zur Ausstellung ist sehr empfehlenswert, genau wie die App. Es gibt leider keinen Katalog, sonst hätten wir ihn vermutlich alle erworben.
Marianne Ahlfeld-Heymann (1905–2003), „Spanische Mutter“. Mir ist nicht klar, ob die Puppe von 1937 ist, dem Jahr, in dem Picassos „Guernica“ entstand, auf das sich die Puppe bezieht.
00.50:00. Wein 3.
01.12:30. Fazit: alle Daumen hoch oder anders ausgedrückt: bitte reingehen, lohnt sich. Die Ausstellung läuft noch bis zum 7. Januar 2024. Ein kleiner Hinweis: Wenn ihr euch eine Karte für das ganze Haus kauft (7 Euro), kommt ihr damit auch gleich noch ins Jüdische Museum. Dort läuft seit Juli „München Displaced. Der Rest der Geretteten“, das durch die Ausstellung „München Displaced. Heimatlos nach 1945“ im Stadtmuseum ergänzt wird. Auch diese Ausstellung geht noch bis zum 7. Januar, die im Jüdischen Museum läuft bis März 2024.
Michael Meschke (*1931), „Nocturne“, 1962. Im Hintergrund eine großformatige Fotografie von Nuboyoshi Araki.
01.20:00. Wir müssen mal Wein nachschenken, das ist super zum Zuhören.
01.21:15. Unsere zweite Ausstellung: „Friedrich Seidenstücker. Leben in der Stadt.“ Zitat Website:
„Seidenstücker (1882–1966) zählt zu den bedeutenden Chronisten des Alltagslebens im Berlin der Weimarer Republik. Seine atmosphärischen Großstadtaufnahmen erzählen von beiläufigen Ereignissen und Begebenheiten: vom leichten Sonntagsvergnügen und dem beschwerlichen Arbeitsalltag, von Kinderspielen auf der Straße und dem Treiben auf Bahnhöfen und im Zoo. Seidenstücker wirft einen augenzwinkernden, oftmals humoristischen Blick auf die Menschen und das Leben in der Metropole.“
01.42:00. Fazit: ebenfalls alle Daumen hoch. Die Ausstellung besteht nur aus drei Räumen und sechs Themengebieten, man ist schnell durch und bekommt trotzdem viel zu sehen. Sie läuft nur noch bis zum 24. September, also fix rein.
Hermann Nonnenmacher (1892–1988) „Motorradfahrerinnen“ von 1930, für das Varieté Hanna Heimdalls Homunculi, Berlin.
01.43:00. Wir lösen die Weine auf, waren alle gut, könnt ihr kaufen.
Wein 1: Josten & Klein (inzwischen anscheinend nur noch Josten), Schiefer Pinot Noir, 2017, 13 %, um die 13 Euro.
Wein 2: Weingut Burggarten, Walporzheimer Spätburgunder, 2019, 13.5%, um die 20 Euro.
Wein 3: Mayschloss Altenahr, Frühburgunder trocken, 2019, 13,5%, um die 20 Euro.
Liebes Tagebuch: Das war sehr schön, mal wieder zu podcasten, hat gut getan.