Tagebuch Mittwoch, 30. August 2023 – Archivkartons
Von den sechs Kartons, die für mich bereitlagen, habe ich immerhin zwei geschafft, die Jahre 1925 bis 1933. 14 Seiten vollgetippt. Ich bin gespannt darauf, wieviele Seiten es heute werden. Vermutlich werde ich die restlichen vier Kästen, die die Zeit bis 1945 umfassen, nicht komplett beackern können.
Eine Praktikantin sah mir kurz über die Schulter und meinte, das müsse seltsam sein, diese Akten zu lesen, weil man ja wisse, was noch passieren wird. Ja, ist es. Meine Laune wurde auch zunehmends schlechter, je näher es dem Januar 1933 entgegenging. Das ist immer der seltsame Zwiespalt, in dem ich mich befinde: Die Arbeit in Archiven mit Originalquellen macht mir unglaublich viel Spaß und ich empfinde sie als sehr sinnstiftend und erfüllend. Auch weil ich weiß, wie wichtig es ist, nicht nur Geschichtsbücher und Nacherzählungen zu lesen, sondern die Originaltöne vor mir zu haben, die Sprache von damals, die Worte, die nicht beschönigt oder verharmlost werden können. Aber gleichzeitig macht genau das natürlich so dermaßen überhaupt keinen Spaß. Ich habe diese innere Zerrissenheit immer noch nicht verstanden, aber ich weiß, dass ich nach Archivtagen völlig erschlagen bin von all den Widerwärtigkeiten, die man den ganzen Tag vor Augen hat.
Nur noch Serien geguckt, gegessen und ins Bett gefallen, mehr ging gestern nicht mehr. Freuen Sie sich jetzt schon auf den Blogeintrag von morgen, wo ich vermutlich diesen Eintrag copypasten werde.