2. Januar 2024
Im NS-Dokuzentrum die Ausstellung „Wichtiger als unser Leben. Das Untergrund-Archiv des Warschauer Ghettos“ angeschaut bzw. eher durchgelesen. Sie läuft nur noch bis zum 7. Januar, also bitte noch schnell vorbeischauen. Oder das Storytelling online anschauen.
Am längsten habe ich vor diesen fünf Seiten gestanden.
Von der Yad-Vashem-Website:
„Dieses Dokument wurde von Oneg Schabbat erstellt. Es basiert auf dem Bericht von Szlama (Szlamek) Ber Winer (Pseudonym: Jakub Grojanowski), den die Nazis in Chełmno gezwungen hatten, Totengräberdienste zu verrichten. Es gelang ihm, aus dem Lager zu entkommen und das Warschauer Ghetto zu erreichen, wo Hersz Wasser und seine Frau Bluma, Mitarbeiter des Oneg Schabbat, Szlamas detailliertes Zeugnis über die Massenvernichtung von Menschen in Gaswagen in Chełmno niederschrieben.
Szlamek wurde im April 1942 in Zamość gefasst und in Bełżec ermordet. Dies war der erste Bericht über die Massenvergasung von Juden. Von diesem Zeitpunkt an änderte sich die Arbeit des Archivs: man begann jetzt auch, alle Informationen über den Massenmord zu sammeln, u.a. mit der Absicht, Beweismaterial für eine eventuelle Strafverfolgung der Täter nach dem Krieg zur Verfügung stellen zu können.“
Es waren schlichte Sätze im Dokument, die mich beschäftigten:
„Um die Lebensbedingungen in Kulmhof genau kennenzulernen, entsendeten sämtliche Gemeinden deutsche und polnische Boten. Diese sollten konkrete Nachrichten über Kulmhof bringen. Die erhaltenen Nachrichten hatten gleichen Wortlaut: die Juden werden im kulmhofer Schloss untergebracht, von wo sie nicht mehr herauskommen. Ins Schloss werden keine Lebensmittel gebracht. Die dortigen Bauern beobachten oft ein graues Lastauto, das mehrmals am Tag ins Schloss fährt und es verlässt und dann in die Lubrodzer Wälder fährt. Sie äusserten die Meinung, dass die Juden vergast werden. Man glaubte dem nicht und behandelte diese Nachrichten als ein Produkt bäuerlicher Phantasie.“
(1. Seite unten.)