3. Januar 2024

Es mussten ein paar Bücher in die Unibib zurück. Und weil ich schon mal dort war, schaute ich mir gleich noch interessiert die Ausstellung „Ingolstadt Landshut München. Stationen einer 550-jährigen Bibliotheksgeschichte: Die UB der LMU München 1473–2023“ an.

Zwei der drei zurückgegebenen Bücher lieh ich mir zuhause sofort wieder aus, die brauche ich derzeit dauernd, will sie aber nicht kaufen (beide jeweils knapp 40 Euro, verdammte Wissenschaft).

Danach marschierte ich zur Packstation, wo ein freundliches Geschenk auf mich wartete. Vielen Dank an Christin für Anne Rabes „Die Möglichkeit von Glück“. Das versuche ich seit Monaten aus der Stadtbibliothek zu leihen, es ist aber nie da. Vor wenigen Tagen konnte ich es immerhin als E-Book für März vormerken. Das kann ich nun schön wieder löschen, denn nun habe ich es sogar auf Papier. Vielen Dank für die Überraschung, ich habe mich sehr gefreut! Und etwas ungeplant bis halb zwei Uhr nachts gleich mal die ersten 165 Seiten gelesen.

Direkt nach der Packstation schaltete ich mein Hirn ab und ging bei der Stadtbücherei vorbei, nur mal gucken, ich habe ja gerade nichts zu lesen. Dass ich das doch hatte, merkte ich erst, als ich drei neue Bücher zum gerade abgeholten Bücherpäckchen im Rucksack steckte.

Abends erreichte mich eine Reply auf Mastodon, die mich für eine Stunde in ein Kaninchenloch schickte. Mercedes-Benz macht seit Jahrzehnten Werbung damit, dass sie das Auto erfunden haben. Anscheinend gab es aber einen jüdischen Ingenieur, der zumindest Komponenten eines Fahrzeugs schon vor ihnen … genutzt? patentiert? hat. Und ebenfalls anscheinend gab es eine Anweisung aus dem Reichsministerium für Propaganda, dass dieser Herr, Siegfried Marcus, ab 1940 nicht mehr im Brockhaus oder in Meyers Konversationslexikon als Erfinder des Autos geführt werden solle, sondern die Herren Daimler und Benz.

In einer Stunde Googeln und Suchen beim Bundesarchiv konnte ich das Schreiben aus dem Ministerium nicht verifizieren; es wird überall im Kaninchenloch online zitiert, auch in der Wikipedia, aber niemand gibt eine Archivsignatur an, was mich etwas misstrauisch macht. Das Technische Museum in Wien bewahrt den sogenannten Marcus-Wagen auf und setzt sich im kurzen Text zum Objekt mit vielen der Fragen auseinander. Im Eintrag zum Benz’schen Motorwagen „Modell I“ wird die Kontroverse auch erwähnt; anscheinend hatte das Technische Museum den Marcus-Wagen als „erstes Automobil der Welt“ ausgestellt.

Die Lexika sind leider in den Ausgaben aus den 1930er Jahre nicht online, soweit ich das gesehen habe, was mich etwas irritiert hat, da war ich mir eigentlich sicher, dass ich sie als Scan irgendwo finde. Da muss ich wohl doch mal in die Bibliothek gehen, das interessiert mich jetzt doch, wie Marcus in den Lexika geführt wurde.