13. Januar 2024 – Au … to … bahn

Gestern lief im Werkstattkino der Film Reichsautobahn von Hartmut Bitomsky, der netterweise auch vor Ort war und ein bisschen erzählte. Vielen Dank an alle, die mich per Mail darauf aufmerksam gemacht haben, das wäre mir sonst entgangen.

Ich hatte von dem Film natürlich während der Diss gehört, fand ihn aber nirgends online oder als DVD. Er wurde allerdings auch erst 2020 digitalisiert und hat vermutlich kein irre großes Publikum mehr, aber gestern war der Laden immerhin fast voll. Okay, das Kino hat ungefähr 50 Plätze, aber trotzdem! Ich hatte mit drei Leuten plus mir gerechnet.

Viel Neues, was die Geschichte der Autobahn und ihre Propagandawirkung anging, konnte mir der Film nicht erzählen, aber ich fand die Aufnahmen vom Bauen an sich spannend, da kannte ich bisher nur Fotos. Und: Ich sah endlich mal immerhin in Ausschnitten ein paar der Filme, bei denen die neuen Straßen Kulisse oder Teil der Handlung waren. Die Titel waren mir manchmal bekannt, nicht immer, aber ich hatte noch nie auch nur Schnipsel aus ihnen gesehen. Alleine dafür hat sich der Abend schon gelohnt.

Man sieht Bitomsky in Fotobänden oder Büchern blättern, da nickte ich oft: „Steht in der Stabi … steht im ZI … hatte ich im Archiv in der Hand …“ Und: Sobald irgendeine Bücke im Bild war, murmelte ich innerlich: „Ah, Limburg … ah, Köln … Saalebrücke … Werra … hat Mercker gemalt … hat Protzen gemalt … hat Heise gemalt (MANGFALLBRÃœCKEN ULTRAS!) … hat Vollbehr gemalt.“ Der Herr Vollbehr durfte auch was sagen, das war auch spannend, über den Mann habe ich ein 800-Seiten-Buch zuhause, aber ich kannte seine Stimme noch nicht. Dass Herr Todt lispelt, war mir auch neu. Ah, die Herrenmenschen.

Mein kleiner innerer Reichsparteitag war die Szene am Irschenberg. Wir erinnern uns: Ich liebe die Auffahrt zum Irschenberg, weil sie wunderschön ist, alle anderen hassen sie, weil man da angeblich immer im Stau steht. Als F. mich das erste Mal rüberfuhr, war kein Stau. Als ich im Januar mit den Kolleginnen des Lenbachhauses zu einer Klausur drüberfuhr, war kein Stau. In den Filmbildern, die einen ganzen Tag umfassen – laut Bitomsky der staureichste Tag, vermutlich Ende Sommerferien – WAR KEIN STAU. Ihr wollt mich doch alle veralbern. Irschenberg rules!