Tagebuch Samstag/Sonntag, 15./16. Februar 2020 – Freiburg, Irschenberg, Frauenwörth
Der FCA spielte am Samstag zuhause gegen Freiburg, das Spiel war fürchterlich, das Publikum irgendwann fassungslos, dann pissig, es ging unentschieden aus, und ich habe alles schon wieder vergessen. Aber die Zugfahrt war nett und die Stadionwurst wie immer ausgezeichnet.
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Als ich am Freitag im Zug zurück nach München saß, erreichte mich eine DM von F. Sein Mütterchen weilte außer Landes, daher hätten wir den Wagen zur Verfügung. Ob wir einen Ausflug zum Chiemsee machen wollten? Ich so: „Yay!“ Er so: „Dann fahren wir auch über deinen depperten Irschenberg.“ Ich so: „IRSCHENBERG FTW!“
Der Irschenberg bzw. die Autobahn darüber gehört zu den Motiven, die so ziemlich jede*r Autobahnmaler*in um 1936 mal gemalt hat. Hier eine meiner liebsten Ansichten von Wolf Panizza, ich schrieb schon einmal darüber:
Auch Herr Protzen hat das Ding mal gepinselt. Anscheinend haben sich die Herren bei den Bergen im Hintergrund eine gewisse künstlerische Freiheit genommen, so sei es. Jedenfalls mag ich den Irschenberg total, aber F. kann das nicht mehr hören, weil man da angeblich immer im Stau steht.
Wir setzten uns also gestern ins Auto, ich packte sogar meine anständige Kamera ein, wir fuhren, ich knipste – und stellte entsetzt fest, dass alles total überbelichtet war, obwohl ich nie an der Auto-Einstellung herumfummele, die ist eigentlich idiotensicher. Ich jammerte, dass ich zwar kurz das herrlich föhnig-klare Panorama hatte genießen können, aber nun nichts fürs Blog hätte – pics or it didn’t happen –, woraufhin der beste aller Freunde die nächste Abfahrt nahm, fünf Kilometer zurückfuhr und mich noch einmal über den Irschenberg schipperte.
War aber egal, denn die Kamera zickte erneut, was ich aber erst zuhause bemerkte, weswegen ich mein iPhone auch deutlich zu spät zückte, um den herrlichen Aufwärtsschwung zu knipsen. Egal, war toll. Und: kein Stau. Guter, alter Irschenberg!
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Dann fuhren wir weiter in Richtung Chiemsee. Ich las meine Hausarbeit von 2014 zum Frauenkloster noch einmal durch und wurde von F. daran erinnert, dass ich der seligen Irmengard noch eine Kerze anzünden wollte. Verdammte Bloggerei, alles merkt sich irgendwer, nur ich nicht. (War aber niedlich, meinen damaligen Eintrag erneut zu lesen, wo ich noch der Meinung war, meine kunsthistorische Zukunft läge in der Digitalen Kunstgeschichte und der Architektur. Unschuldige Zeiten.)
Wir setzten zur Fraueninsel über und ich dudelte wieder meinen selbstgebauten Ohrwurm im Kopf herum, den ich damals schon bei der Hausarbeit immer hatte: „Oooh, ich hab solche Sehnsucht / Du hast mich so sehr betört / Ich will wieder an den Chiemsee / Ich will zurück nach Frauenwörth.“
Spazierengegangen, die Mitte Februar noch sehr leere Insel genossen, dauernd aufs Wasser geschaut, ab und zu ein Foto davon gemacht. Dann gingen wir ins Münster, das zum Kloster gehörte, ich konnte mein im Auto wiederangeeignetes Wissen erneut anbringen, ließ einen Euro in die Sammelbüche fallen und entzündete eine Kerze. Im Hintergrund der Schädel von irgendwem (eventuell sogar die Irmengard, aber ich glaube nicht) im Reliqienschreinchen.
Mehr Wasser.
Mit der Pflanzenbestimm-App Flora Incognita gelernt, dass Efeu dicke Früchte hat. Nie bemerkt. Wir kleinen Deppen hatten zuerst auf Brombeeren getippt.
Mehr Wasser.
Beim Inselwirt eingekehrt, Spezi und Saibling für den Herrn, ein Helles und Schweinemedaillons für mich, die ich vor allem wegen der Beilage Spätzle mit Röstzwiebeln haben wollte, aber letztere waren gefriergetrocknet-ungenießbar, die habe nicht mal ich gegessen und ich esse alles, was irgendwie nach Zwiebel aussieht.
Nach der Rückfahrt nach Gstadt noch einmal das Fraueninselchen fotografiert. Ach, Schnuffi.
Auf der Rückfahrt gaaanz kurz auf dem Irschenberg in etwas dichterem Verkehr gewesen. Das war niemals ein Stau! Das würde mir der Irschenberg nicht antun.
Nebenbei über die Innbrücke gefahren, die Herr Protzen 1934 gemalt hatte, aber die konnte ich nicht genießen, weil wir ja drüberfuhren und ich sie nicht gesehen habe. Außerdem über die Mangfallbrücke gefahren, die auch alle mal gemalt haben. Protzen allerdings nicht, der hatte sich wohl an eine Notiz der Ausstellungsleitung erinnert, die zur Vorbereitung einer Schau zu den geeigneten Motiven meinte: „Mangfallbrücke (schon oft gemalt).“