Freitag, 19. Januar 2024 – Hope
Im Prinzip ein weiterer Scheißtag, weil das Vorkommnis, das mir den Donnerstag zerschossen hatte, auch gestern noch nachwirkte. Aber dann erinnerte ich mich daran, dass Gemüse super ist und ich es einkaufen und verarbeiten kann, weswegen ich einen längeren Einkaufsfußmarsch einlegte (Wut rauslaufen), schwer beladen wieder heimkam und dann einfach ewig am Herd stand. Beim Kochen und Backen kann ich an nicht viel anderes denken, das war gestern ganz gut.
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Beim Einkaufen auch mein Hebräisch-Lehrbuch aus der Packstation geholt. Sorry, Duolingo, aber du bist nicht how I roll. Ich brauche Grammatik, ich will nicht stumpf lernen, wie eine bestimmte Verbform aussieht und klingt, ich will wissen, warum sie so aussieht und klingt. Ich bin keine Intuitivlernerin, ich muss mir alles erarbeiten, ich kann mir kaum irgendetwas einfach so merken, ich brauchte immer Kontext. Ich lerne in (Kunst-)Geschichte ja auch nicht einfach Jahreszahlen auswendig, sondern will und muss wissen, warum da was passiert ist und was vorher und nachher war.
Was mir irgendwann auch aufgefallen ist: Bei vielen Fakten, die ich in der Diss oder sonstwo unterbringe, weiß ich meist, aus welchem Buch ich sie habe und wo das Buch steht, ich merke mir Dinge anscheinend auch, indem ich sie verorte. Deswegen hat es mich auch so irre gemacht, in meiner eigenen wissenschaftlichen Bibliothek keine Ordnung mehr zu haben, weil mir Regale fehlten – mein Kontext war durcheinander.
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Tausende von Menschen demonstrieren gegen die Arschlochpartei in blau. Das mitzubekommen, hat überraschenderweise gestern auch sehr gut getan. Herr Buddenbohm berichtet aus Hamburg, und ich hatte spontan etwas Heimweh:
„Die Demo beginnt um 15.30, es ist schon ab 15:00 und schon ab kurz vor unserer Haustür voll auf dem Weg zum Jungfernstieg, die Leute strömen herbei. Eine stark überfüllte U-Bahn voller Menschen mit Pappschildern und Fahnen. Der Rückstau unten in der Station Jungfernstieg dann schon so, dass es für klaustrophobe Menschen sicher zur Umkehr gereicht hat. Oben dann die erstaunlichen Massen, die Sie mittlerweile vermutlich irgendwo auf Bildern gesehen haben.
In welcher Gesamtzahl auch immer die Menschen da erscheinen, es sind verdammt viele, wir sind alle da. Wir sind gefühlt vollzählig angetreten, von den längst ergrauten Demo-Veteraninnen bis zu den frisch aufgebrachten Schülerinnen.“
Sonntag ist hier in München um 14 Uhr Demo am Siegestor – und ich weiß noch nicht, ob ich nach dem Konzert mit Igor Levit im Prinzregententheater, das um 11 beginnt, überhaupt noch nach Hause komme oder schon alles gesperrt ist. Notfalls stakse ich halt im Konzertoutfit über die Leopoldstraße.