Mittwoch, 26. Juni 2024 – Wagnbruck

Wir saßen mal wieder in der Isarphilharmonie. Ich so gerade eben, denn das gestrige Gewitter hatte irgendwas an der U3 kaputtgespielt, weswegen ich den längeren Weg per Bus zur Spielstätte nehmen musste, der quasi aus Prinzip nie pünktlich ist. Ich kam erst gegen 19.20 Uhr im Haus an, das Konzert begann um 19.30, ich musste zwar nicht zur Garderobe oder zum Klo, aber ich bin trotzdem lieber früher da. Auch weil wir gerne Karten in der Mitte haben, und wir hassen ja alle die Leute, die in der Mitte sitzen, aber erst als letzte kommen, damit auch alle anderen in der Reihe auf jeden Fall aufstehen müssen. Leicht angeschwitzt fächerte ich, bis Dirigent Andris Nelsons die Bühne betrat, dann war ich still und lauschte Wagner.

Eigentlich hätte Alban Berg auf dem Spielplan gestanden, aber die Violinistin Baiba Skride musste leider pausieren. Deswegen gab es vor der geplanten 7. Sinfonie von Bruckner ein bisschen was von dem Komponisten, von dem Brucki Fanboy war. Zunächst hörten wir die Ouvertüre zum „Tannhäuser“, die ich sehr gerne mag und bei der ich ein bisschen feuchte Augen bekam, ich Memme. Hier eine Aufnahme der Münchner Philharmoniker unter der Leitung von Andrés Orozco-Estrada.

Wie schon die Wikipedia erwähnt, genau wie das gestrige Programmheft, musste Wagner für die Pariser Aufführung der Oper noch ein blödes Ballett schreiben, wie es damals angesagt war. Genau diese Musik wurde direkt hinter die Ouvertüre gesetzt – und ich verlor schlagartig das Interesse. Ich hatte Wagner noch nie konzertant gehört und merkte gestern erstmals sehr deutlich, dass seine Werke dafür auch nicht so recht geeignet sind. Dem restlichen Publikum ging es ähnlich, ich würde den Applaus als freundlich-lauwarm bezeichnen.

Nach der langen, langen Bruckner-Sinfonie gab’s ein bisschen mehr Enthusiasmus, aber ich ahne, dass alle irgendwie weichgekocht waren und nur nach Hause wollten. Zwei Verbeugungen, nicht mal das übliche Umdrehen des Orchesters zum Balkon, auf dem die Zuschauenden die Musiker*innen bisher nur von hinten gesehen hatten, das war’s. War mir auch recht, ich konnte nicht mehr sitzen. Keinen Drink danach, wir waren beide müde.

Das war nicht ganz so mein Abend, aber selbst bei den langweiligen Stellen dachte ich, vielleicht auch zur Selbstaufmunterung, dass das schon sehr toll ist, Livemusik hören zu können. Egal ob man sich jetzt beim Punkkonzert durchschwitzt oder hier stumm vor sich hingrübelt, es ist immer etwas Besonderes. Das war schön, trotz meines versteckten Gähnens so ab 21 Uhr.

Hier eine Aufnahme der Siebten mit dem HR-Sinfonieorchesters, immer gerne von mir verlinkt, unter der Leitung von Christoph Eschenbach, dauert eine Stunde und zehn Minuten. Auf YouTube gibt es auch eine Aufnahme mit Sergiu Celibidache, der die Berliner Philharmoniker knappe anderthalb Stunden spielen ließ.