Gran Torino
In Gran Torino spielt Clint Eastwood Walt Kowalski, einen ehemaligen Autoschrauber, der 40 Jahre bei Ford am Band stand, gerade seine Frau beerdigt hat und nun brummig mitansehen muss, wie in seiner Nachbarschaft immer mehr Weiße wegziehen und immer mehr Asiaten ankommen. Er quittiert das ganze mit Auf-den-Boden-Spucken und knurrend rassistische Stereotype rummurmeln, bis, ja, bis eines Tages auf wundersame Weise alles anders wird. Eine asiatische Gang versucht den Nachbarsjungen in ihre kriminellen Aktivitäten hineinzuziehen und überrascht ihn eines Abends zuhause, worauf sich im Vorgarten eine Schlägerei zwischen der Gang und der Familie entspannt. Walt hat logischerweise was dagegen, dass sein Vorgarten in Mitleidenschaft gezogen wird und verjagt die Knallchargen mit etwas Großkalibrigem – woraufhin die Nachbarn ihm Blumen und Essen vor die Tür stellen und sich langsam so etwas wie gute Nachbarschaft entwickelt.
Es hätte alles so schön weitergehen können mit dem knarzigen alten Opa, der jungen Nachbarin, die nicht auf den Mund gefallen ist und weiß, dass man für alles hart arbeiten muss, was Opa besser gefällt als seine eigene Familie, die nur auf die Erbschaft wartet, und dem Nachbarsjungen, der plötzlich eine Vaterfigur hat, die ihm beibringt, Mädels klarzumachen, wie man Abflüsse repariert und wie man sich als „echter Mann“ unterhält. Wenn das bisher schön gewesen wäre. Gran Torino vertraut mir ein bisschen zu sehr auf den Eastwood’schen Charme, der es fertig bringt, dass man selbst böseste Rassenklischees auf einmal total putzig findet, genau wie die eklige Erziehungsmethode, aus einem Jungen einen Mann zu machen, indem er mit Schimpfwörtern um sich schmeißt und sich bei seinem Friseur ausheult, dass ihm seine Alte zuhause auf den Sack geht. Der Film propagiert einen ziemlich widerlichen Konservativismus, der scheinheilig so tut, als würde er doch nur die guten, alten Nachbarschaftsideale in der guten, alten amerikanischen Kleinstadt beschwören.
Warum ich Gran Torino trotzdem gerne gesehen habe, liegt alleine an Eastwood, denn ich glaube, dass der Film wirklich nur mit ihm funktionieren konnte. Mit ihm verbinden wir so viele andere Filmfiguren, die man einfach nicht aus dem Hinterkopf kriegt. Seine ganze Machoart, der flinke Finger am Abzug seiner Waffen, all das schwingt mit, wenn man ihm als Kowalski zuguckt. Und genau das macht sich der Film sehr geschickt zunutze, wenn es endlich zum Showdown zwischen der Gang und dem seltsamen Team aus Walt und dem Nachbarsjungen geht. Das auf Teufel komm raus dramatische Drehbuch mit den vielen banalen Dialogen kriegt das Ende, was es verdient – und das macht den Film rund. Wenn auch nicht richtig gut.