Big Love
Big Love ist eine HBO-Serie und handelt von einem Mann und seiner Ehefrau. Nein, Moment, seinen drei Ehefrauen. Der Gute ist nämlich Polygamist, in einer christlichen Sekte in Utah aufgewachsen, nun aber der Sekte nicht mehr ganz so zugetan und lebt daher mit drei Frauen in einem typisch amerikanischen Vorort. Was sich aus Männersicht vielleicht erstmal paradiesisch anhört, entpuppt sich als stressiger als ich es mir beim Durchlesen des Serieninhalts gedacht hätte. Denn Ehemann Bill (Bill Paxton) muss nicht nur eins, sondern drei Häuser finanzieren, denn Polygamie ist auch im Mormonenstaat Utah ungesetzlich. Dafür muss er dreimal so hart in seinem Elektronikladen schuften, schläft jede Nacht bei einer anderen Frau und hat inzwischen sieben Kinder, die auch alle irgendwie gefüttert werden sollen.
Das Zuschauen ist teilweise etwas anstrengend, jedenfalls wenn man wie ich Monogamie für ne ganz nette Sache hält. Wenn Bill nach Hause kommt, warten eben drei Frauen auf ihn (alle großartig: Jeanne Tripplehorn, Chloë Sevigny, Ginnifer Goodwin), die mit einem liebevollen Kuss bedacht werden. Andererseits ist das Zuschauen sehr, sehr spannend, weil eben Situationen auftreten, über die ich mir netterweise keinen Kopf machen muss: zum Beispiel wie man den Nachbarn klarmacht, dass die beiden freundlichen, alleinerziehenden Mütter so oft bei Bill und Gattin rumhängen, ohne dass es verdächtig wird. Wie die Kinder damit klarkommen: Wollen sie selbst einmal so leben oder doch lieber anders? Und wie bringt man das der Familie bei? Und natürlich, wie die drei Frauen zusammen leben, die sich zwar irgendwie dafür entschieden haben, eine große, glückliche Familie sein zu wollen, das aber nicht immer so recht hinkriegen.
Big Love erzählt nicht nur Familienkram, sondern hat noch einen zweiten Plot im Hintergrund laufen: den der Sekte, mit deren Geld sich Bill einst selbständig gemacht hat und die deswegen lustig weiter Zahlungen von ihm einfordert. Dass dafür einige illegale Deals gelaufen sind, ist klar, und dass man deswegen nicht zur Polizei gehen kann, auch. Beide Handlungsstränge zusammen ergeben ein ziemlich unwiderstehliches Drama, das netterweise auch genug leichte Momente hat – und sich absolut zurückhält mit einer Wertung, ob das nun toll oder beknackt ist, was Bill und Anhang da so treiben.
Die vierte Staffel von Big Love startet im Januar, die ersten beiden (jeweils 12 Folgen, ich bin noch mitten in der ersten Season) sind bereits auf DVD zu haben, die dritte (10 Folgen) erscheint demnächst in den USA.