Liebe Nachbarn, …
… ja, ich weiß, ich bin manchmal ein bisschen laut. Und das nicht auf eine plumpe „Ich mach mal ne Runde AC/DC um 3 Uhr nachts an“-Weise, sondern im Gegenteil auf eine „Ich vergehe mich an klassischen Liedern in einer bösen Tonhöhe und das am liebsten am Wochenende, wenn ihr euch entspannen wollt“-Weise. Ich weiß, das kann anstrengend sein. Dem Kerl setze ich auch gerne Kopfhörer auf, wenn ich nebenan rumträllere.
Daher bin ich sehr dankbar, dass bis jetzt noch niemand von euch bei mir geklingelt und weinend und händeringend darum gebeten hat, doch bittebitte wieder Musicals mit der Bruststimme zu singen, anstatt die Kopfstimme zu bemühen, die unerwarteterweise sehr durchdringend sein kann. Oder dass ihr mich noch grüßt, wenn ich euch am Briefkasten begegne anstatt dass ihr mir vor die Füße spuckt und italienische Flüche murmelt. Ich habe auch noch kein Pentagramm plus totem Huhn auf meiner Türschwelle gefunden; daher gehe ich davon aus, dass es nicht ganz so schlimm ist wie ich glaube, auch wenn ich nach jedem Song in eine ebenso laute Tirade ausbreche, die ungefähr in die „Was glaubt dieser Blödmann eigentlich, was er mir hier für Lieder aufdrückt, meine Fresse, ist das HOCH“-Richtung geht. Falls es doch mal schrecklich wird, bitte ich weiterhin um euer Verständnis. Denkt daran: Ich könnte auch Alphorn üben. Oder Didgeridoo. Oder Oskarchen mit der Blechtrommel durchs Haus rennen lassen, während ich Fisch esse. Auch nicht schön. Insofern: Danke, dass ihr noch keine Brandbomben geworfen habt und weiterhin auf gute Nachbarschaft.
(Frau Gröner ist nach fast zwei Wochen Anlauf gestern bis zum zweigestrichenen f gekommen und singt lustige Zeilen à la „infant Jesus at my breast“.)