Hitch
Hitch (Hitch – Der Date-Doktor, USA 2004, 115 min)
Darsteller: Will Smith, Eva Mendes, Kevin James, Amber Valetta, Julie Ann Emery, Adam Arkin
Musik: George Fenton
Kamera: Andrew Dunn
Drehbuch: Kevin Bisch
Regie: Andy Tennant
Natürlich ist Hitch kein grandioses Filmkunstwerk. Natürlich gewinnt keiner der Darsteller irgendwelche Kritikerpreise damit. Und natürlich kann man ihn überhaupt nicht ernstnehmen. Alles, was Hitch sein will, ist eine kleine, nette, romantische Komödie wie schon 1000 Filme zuvor. Und ungefähr genauso fühlt sich Hitch dann auch an: wie eine kleine, nette, romantische Komödie wie schon 1000 Filme zuvor.
Die Story-Idee zumindest ist neu: Will Smith spielt gut gelaunt Hitch, einen so genannten Date-Doktor, einen Mann, der anderen Männern beibringt, wie sie die Frauen ihrer Träume beeindrucken können. Es geht ihm natürlich nicht darum, Männern beizubringen, arme Mädels so an die Wand zu quatschen, bis sie mit in die Kiste steigen, Gott bewahre. Nein, wir reden hier von einem klassischen Date, einer Verabredung in aller Öffentlichkeit und dem züchtigen Gute-Nacht-Kuss. Und gerade der muss natürlich erst recht geübt werden. Hitchs neuester Kunde ist Albert, dem Kevin James so knuffig Leben einhaucht, dass man ihn am liebsten gleich mit nach Hause nehmen möchte. Dessen Angebetete ist Allegra, steinreich und wunderschön, dargestellt von Model Amber Valetta, steinreich und wunderschön. Um die atemlose Spannung gleich zu ruinieren: Natürlich kriegen sich die beiden.
Hitch selbst ist ebenfalls verknallt, auch wenn er es zunächst nicht zugeben will: in Sara (Eva Mendes), eine Klatschkolumnistin, die ihn zuerst nett findet, dann toll, dann doof und dann wieder toll. Wie im Drehbuch-Lehrbuch eben. Und auch hier verrate ich gnadenlos das Ende: Die beiden kriegen sich auch. Wer hätte es gedacht.
Das Schöne an romantischen Komödien ist ja eben, dass man von vornherein weiß, dass sie gut ausgehen. Natürlich müssen die beiden/die vier Turteltauben sich verknallen und dann ein paar Hindernisse überwinden und dann müssen sie sich wieder liebhaben, und wenn dann noch Filmmaterial da ist, gibt’s ne Hochzeit. So auch in Hitch. Und das ist auch gut so. Jedenfalls für mich. Ich gehe nur dann in solche Zuckerfilmchen, wenn ich mit dem Süßkram gut umgehen kann. Was bedeutet: Ich mache mir keinen Kopf darüber, dass jedes Appartement in diesem Film völlig unbezahlbar, aber trotzdem bewohnt ist oder dass die schlanke, blonde Amber wirklich den dicken, farblosen Kevin nach fünf Minuten liebhat oder dass New York wie gemalt aussieht und mal wieder nie einer aufs Klo muss.
Ich mache mir allerdings einen Kopf darüber, wie die Geschichte erzählt wird. Kann sie mich unterhalten, obwohl ich weiß, wie sie ausgeht? Hitch konnte es. Erstens, indem seine Darsteller wirklich mit Leib und Seele dabei waren. Und zweitens, weil selbst diese bekannte Story noch ein paar neue Wendungen mitgekriegt hat bzw. weil die Umsetzung ein bisschen peppiger war als die üblichen Date-Movies. Wenn Hitch zum Beispiel seine Sara auf dem ersten Date total romantisch nach Ellis Island bringt, um ihr dort die Unterschrift ihres Ururgroßvaters in einem Dokument zu zeigen und im Hintergrund die Geigen anschwellen und Sara in Tränen ausbricht, dann erwarte ich, dass sie ihm um den Hals fällt, weil sie so gerührt ist. Stattdessen fängt sie fast an zu kotzen, weil ihr Ururgroßvater ein Krimineller war, mit dem die Familie gebrochen hat und an den sie nie wieder erinnert werden wollte. Das ganze fühlt sich so dermaßen nach Fettnapf an, dass es ekliger kaum geht. Und trotzdem ruiniert es komischerweise nicht die kuschelige Stimmung, was zum einen an Eva Mendes’ verzeihendem Blick liegt und zum anderen an Will Smiths Kleine-Jungen-Grinsen, dem ich persönlich sofort verfallen bin.
Dabei ist Smiths Hitch eigentlich ein Aufreißer, der nur versucht, nett zu sein. Je länger der Film dauert, desto besser lernt man ihn kennen und plötzlich will man gar nicht mehr, dass er Sara abkriegt. Obwohl die im Laufe des Films auch immer eigenwilliger wird und sie so vielleicht doch prima zusammenpassen. Was mir viel mehr Spaß gemacht hat als Hitch und Sara zuzugucken, war, Hitch und Albert zuzugucken. Kevin James ist einer von den Schauspielern, die nur „Hallo“ sagen müssen, und schon lache ich aus vollem Hals. Neben den beiden Diven Hitch und Sara ist er bemerkenswert normal und deswegen wahrscheinlich auch so fürchterlich sympathisch. Natürlich hat auch er eine Wohnung, die jeder Beschreibung spottet, aber diese Überlegungen wollte ich ja sein lassen. Jedenfalls macht Hitch am meisten Spaß, wenn er mal kurz kein Date-Film sein will, sondern eine Buddy-Komödie. Mag allerdings auch sein, dass ich lieber zwei Männern zugucke, wie sie sich zum Klops machen als Mann und Frau, keine Ahnung.
Hitch arbeitet mit den klassischen Versatzstücken des Genres: die bedeutungsschwere Story in der Vergangenheit, die noch die (singelige) Gegenwart beeinflusst, die gute Freundin und sogar der Ben & Jerry’s-Eisbecher und der Kitschfilm sind dabei, als Mendes mal kurz das heulende Elend ist (in diesem Fall Jerry Maguire mit der ewig schnulzigen “You had me at Hello”-Szene). Trotzdem wagt er ein bisschen mehr, indem er schräge Storylines nutzt und die Charaktere nicht ganz so glatt macht wie man es vielleicht erwartet hätte. Er ist ein bisschen zu lang dafür geworden, dass er doch eigentlich keinen Anspruch hat, und mittendrin wünscht man sich, dass doch jetzt einfach alles gut ausgehen könnte ohne den üblichen Drehbuchschlenker, weil wir doch grad alle so nett beisammen sind. Den Gefallen tut uns Hitch nicht, und so müssen wir auch noch auf die schon angesprochene Hochzeit.
Sei’s drum – Hitch ist nicht umsonst in den USA zum Valentinstag gestartet, und auch hierzulande kann man sich den Film als Pärchen oder Pärchen in spe prima antun. Wenn’s ein bisschen zäh wird, kann man knutschen, und wenn’s das erste Date ist, kann man sich darüber amüsieren, dass man selbst viel cooler ist. Und als überzeugter Single sitzt man wahrscheinlich im Kino und denkt sich, meine Fresse, hab ich’s gut, dass ich nicht so’n Scheiß mitmachen muss.
Das ist die perfekte Beschreibung für diesen Film.
Mein Freund und ich haben The Hitch letzte Woche in New York gesehen und für den Moment war es genau der richtige Film für uns: Wir wollten uns amüsieren, wollten ein wenig Abwechslung, nichts Anspruchsvolles, kein Melodram. In dieser Stimmung haben wir uns in The Hitch ausgesprochen gut amüsiert.
Daggi am 06. March 2005