Rinderbraten mit Rotkohl und Kartoffelpüree (Bonustrack: Rotwein)
Für vier Personen war das Kilo Rinderkeule sehr knapp auf Kante bemessen. Beim nächsten Mal mehr nehmen.
Das Fleisch mit Salz einreiben und im Topf von allen Seiten scharf in Öl anbraten. Eine Stange Lauch, eine dicke Karotte, eine große Zwiebel (bei mir war noch eine Pastinake dabei) grob schneiden und dazuwerfen, außerdem ein, zwei Lorbeerblätter und einen Haufen schwarze Pfefferkörner, alles kurz anrösten lassen und dann mit einem satten Schwung Rotwein ablöschen. Im Topf sollte immer genug Flüssigkeit sein, aber so ein Schnickschnack wie „halb bedeckt“ habe ich mir gespart. Könnte auch daran liegen, dass Omas Schmortopf gefühlte 20 Liter fasst, und so viel Rotwein hatte ich nicht im Haus. Auf mittlerer Hitze anderthalb Stunden zugedeckt vor sich hinköcheln lassen. Dann den Braten wenden, gerne nochmal eine Ladung Rotwein drauf und noch eine Stunde köcheln lassen.
Das Fleisch herausnehmen, die Gemüsereste pürieren und mit Wasser und/oder Rotwein abschmecken und in eine formschöne Sauciere füllen. Überhaupt: Saucieren. Und Saucenkellen. Ich freue mich über wenige Stücke in meiner Silberschatzkammer so wie über die Saucenkellen.
Das Fleisch war unfassbar mürbe und faserte schon beim Angucken auseinander. Ich hab überhaupt nix zu meckern und würde nichts ändern – außer der Fleischmenge. Davon hätte ich gerne am Sonntag auch noch was gegessen.
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Rotkohl. Ich habe noch nie Rotkohl selber gemacht, weil ich immer dachte, das sei eine Schweinearbeit und der aus dem Glas schmecke doch auch. Dass beide Ideen kompletter Blödsinn sind, weiß ich dann jetzt und werde es mir immer wieder sagen.
1 kg Rotkohl in feine Streifen, Stücke oder Bröckchen schneiden, was immer mein Messer und mein fehlendes Abstraktionsvermögen hergeben („Wenn ich den viertele und dann längs schneide, müsste doch … äh …“). Nebenbei: Ein Kilo Rotkohl ist ein ganz schöner Berg Fitzelkram. Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, dass dieser Haufen mal ein kleiner, kompakter Kohlkopf war. Anyway.
In einem großen Topf drei kleingeschnittene, säuerliche Äpfel, zwei kleingeschnitte Zwiebeln und den Kohl in einem dicken Klecks Schmalz anbraten. Bei mir waren es Granny Smith und Gänseschmalz, ich habe aber in diesem Internetding da auch des Öfteren von Schweineschmalz und süßen Äpfel gelesen. Macht doch, was ihr wollt.
Auf den Kohl eine dicke Prise Salz, eine ebenso dicke Prise Zucker und zwei Esslöffel Johannisbeergelee.
Außerdem dazu ein Teesieb oder eine saubere Tennissocke geben, in dem/der sich fünf, sechs Wacholderbeeren, zwei, drei Lorbeerblätter, fünf, sechs Nelken und eine formschöne Zimtstange befinden.
Das ganze kurz anrösten und dann, wie überhaupt alles im Leben, mit einem üppigen Glas Rotwein ablöschen. (Ebenfalls in diesem Internetding gelesen: Wasser, Brühe oder Traubensaft tun’s auch. Aber wozu, wenn auch Rotwein geht.) Alles zwei Stunden auf mittlerer Hitze vor sich hinköcheln lassen, ab und zu bei Bedarf Rotwein nachgießen, auch gerne in die Köchin, fertig.
Der Rotkohl schmeckt weniger nach Weihnachten als ich gedacht hatte, und es haben sich wirklich alle Aromen zu einem einzigen verbunden. Er war sehr fein und doch sehr bodenständig und würzig, und weil ich ihn schon Freitag gemacht und Samstag nochmal aufgewärmt habe, schmeckte er noch besser.
Außerdem habe ich Samstag einen größeren Topf besorgt, um beim nächsten Mal das zweite Kilo geschnittenen Rotkohl gleich zubereiten zu können, anstatt jetzt am Sonntag nochmal ne Runde zu machen, weil Freitag nicht alles in den Topf gepasst hat. Hmpf.
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Kartoffelpüree. Muss man eigentlich nicht viel zu sagen: Mehlige Biokartoffeln kochen, zerstampfen, ordentlich Salz rein, einen Schuss Milch oder Sahne, je nachdem wie cremig man sein Püree haben will, ein Stückchen gute Butter, weil Butter ja immer geht, und wenn man, wie ich, der Meinung ist, dass so ein Brocken gelblicher Brei mit Kräutern doch viel hübscher wäre, noch einen Bund Schnittlauch reinschneiden.
Und weil ich das Essen warm an den Tisch und zu den Gästen kriegen wollte, ist das Foto extrem uninspiriert und Fleisch und Sauce sehen sehr seltsam aus, aber ihr müsst mir jetzt einfach mal glauben, dass das alles fantastisch geschmeckt hat. Nix Wildes, keine Molekularküche, kein Dekoscheiß. War wie bei Oma. Also gut.
Zum Hauptgang habe ich einen 2008er (copypaste:) Domaine du Mas des Clots Vin de Pays des Côtes Catalanes angeboten. Der ging leider mit dem Essen – das ich mit Merlot zubereitet hatte – nicht so richtig zusammen. Das Essen war so herzhaft, dass das Weinchen sich sehr dünn im Mund gemacht hat, ganz flach am Gaumen blieb und nicht mal beim Abgang „pieps“ gesagt hat. Malte beschrieb ihn zutreffend mit „unauffällig“.
Aber: Beim Käse war er der Held. Brust raus, Geschmack rein. Da war auf einmal sehr viel rote Frucht, ich musste an Brombeeren denken, und im Rachen kam noch eine rote Blume dazu und sehr viel Süße, ohne zu lieblich zu werden. Ich habe kaum Tannin geschmeckt und habe den Wein die ganze Zeit geistig angefeuert, nicht wieder schlappzumachen und schmalbrüstig irgendwo in der Ecke rumzuschüchtern. Hat er sich zu Herzen genommen. Kein Käse konnte ihm was anhaben, und er hat sowohl die Hartkäse als auch die Bries elegant am Arm genommen und ihnen gezeigt, wie der Kongress tanzt.