„Im hinteren Drittel gibt es seitenlange Passagen über Landwirtschaft, Schnepfenjagd und Schulreform. Geht einem das als Übersetzer auf die Nerven, will man schnell wieder zu den Liebesgeschichten?

Nee. Gerade die Schnepfenjagd war eine Herausforderung! Bitte, wie machen Schnepfen? Also, ich suche in „Brehms Tierleben“ und finde dort: die Schnepfe „murkst“. Ich schreibe das stolz in den Text, und dann habe ich, nach langem Suchen, einen Jäger gefunden, der einen Bezug zur Sprache hat. Den hab’ ich gefragt, ob er sich die Schnepfenjagden mal ansehen würde. Zwei Tage später rief er an und sagte mir, also bitte, Schnepfen murksen doch nicht! Da war ich erst beleidigt, hab’ auf „Brehms Tierleben“ verwiesen, aber er ließ sich nicht beirren: Schnepfen würden quorren! Im großen Duden fand ich das dann bestätigt. Und das Interessante war, dass das lautmalerisch genau ist wie im Russischen: auf Russisch heißt das Wort nämlich „chorkat“. Genau derselbe lautmalerische Ursprung. So hatte ich mein Verb. Das ist eine Freude, wenn man so etwas findet, wunderbar.“

Johanna Adorján interviewt Rosemarie Tietze, die Tolstois Anna Karenina neu übersetzt hat. Via Isa.