Tagebuch 07.04.2010

einkaeufe

Einkaufen gewesen, die Wirtschaft angekurbelt (immer meine Lieblingsausrede, wenn ich die EC-Karte zücke). Nach Jahren des immer gleichen Einkaufs eine sehr seltsame Ausbeute in den vielen Tüten gehabt: lange, flatterige Tücher, ein paar bunte Blusen, eine Kette, drei Paar Ohrringe, einen Ring und – eine Handtasche.

Ich bin die letzten, na, sieben, acht Jahre immer gleich rumgelaufen: Jeans, Shirt, Turnschuhe, die mittellangen Haare zum Pferdeschwanz und Baseballmütze drauf. Dazu harmonierte hervorragend mein bisheriges Rumschlepputensil: mein geliebter schwarzer Lederrucksack, der groß genug ist für Laptop plus Kabelage, ein Buch, das Sonnenbrillenetui und den ganzen Kleinkram, der immer mitmuss. Zu meinem alt-neuen Klamottenstil – schlichte Pullis oder Blusen, Blazer, Stoffhosen – passt er leider gar nicht. Wenn ich nicht zur Arbeit gehe, sondern zum Beispiel zum Flattertücher-und-Ohrringe-Kaufen in die Innenstadt, kommt jetzt alles in eine ebenso schwarze und ebenso flache, schlichte Tasche aus Leder. Wenn ich zur Arbeit gehe, nutze ich seit kurzem wieder meine Aktentasche, die ich nicht so nenne, weil sie nicht wie eine aussieht. Sie ist aber auch kein Messenger Bag; sie ist einfach eine schwarze, flache Tasche, in die auch alles reinpasst, was bisher in den Rucksack reingepasst hat.

Ich fühle mich mit meinen beiden Taschen sehr wohl, aber ich muss mich noch an sie gewöhnen. Genau wie an die Ohrringe und die Flattertücher und die Ketten. Das lernt man ja in jedem Buch „Wie ziehe ich mich als dicke Frau ordentlich an“ – lange Tücher und Ketten strecken wie doof. Glaub ich alles. Ich weiß inzwischen auch, dass ich mit den Blusen mit V-Ausschnitt besser aussehe als in denen mit Rundhalsausschnitt. Oder, wie Tine Wittler sagt (ich mag die Dame): nicht noch eine Rundung mehr am Körper.

Wo wir gerade bei Tine sind: Ich mag sie deshalb, weil sie sich nicht versteckt. Ich fühle mich wohl in Schwarz, aber ich gebe zu, ich habe (noch?) nicht den Mut dazu, knallbunt rumzulaufen. Denn gerade als Dicke wird einem ja immer suggeriert: Versteck dich besser, du fällst eh schon auf. Vielleicht nicht gerade den quietschlilafarbenen, körperbetonten Mantel, sondern eher das gedeckte graue Zelt. Blödsinn. Ich arbeite dran. Zum Beispiel mit den Ketten und den bunten Tüchern. Ich finde zwar, dass ich allmählich wie eine Bankkauffrau aussehe (not that there’s anything wrong with that), aber wenn ich mir überlege, dass ich die letzten Jahre wie ein schlechtgelaunter Schlumpf aus der Herrenabteilung ausgesehen habe, finde ich mich als gutgelaunte Bankangestellte ziemlich prima.

Neu in der Blogroll: Anders anziehen. Ich mag, dass sich dort alte und junge Menschen finden. Ich würde mich freuen, auch ein paar dicke zu sehen (so wie diese Dame). Aber ich ahne, dass das aufgrund des oben beschriebenen Sachverhalts schwierig sein wird. Leider.