Tagebuch 08.04.2010
Passfotos machen lassen für neuen Perso und Reisepass. Fotos haben mich sofort in eine tiefe Sinnkrise gestürzt, natürlich vor allem das für den Reisepass, auf dem man nicht lächeln darf und geradeaus gucken muss und so von vornherein wie eine Schwerverbrecherin aussieht. Zum zweiten Termin des Tages dann den Lippenstift abgewischt, die rote Bluse gegen eine violette getauscht, die neuen Ohrringe rein und dann ging’s wieder. Trotzdem doof, Aussehen, Attraktivität, Selbstansprüche, Selbstbilder. Anstrengend, alles, das.
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In unserer Wohnung sind Bad und Toilette getrennt, was ich großartig finde. Aber: Der Raum für die Toilette ist natürlich winzig; heißt: nicht viel Platz für … äh … Gerüche, um sich … äh … aufzulösen. IHR WISST SCHON. Im Sommer ist daher das Fenster immer schön auf Kipp; im Winter stelle ich lustige Duftmischungen auf die Fensterbank, damit man sich beim Pinkeln nicht den Pöter abfriert. Bis vor kurzem roch es auf dem Klo ziemlich weihnachtlich, weil ich die große, offene Vase mit dem dunkelroten Duftzeug so gerne mag (und noch lieber den dicken, plüschigen Schneemann, der zum Ensemble gehört, auch wenn er nach nichts riecht). Aber jetzt, wo die Temperaturen ab und zu zweistellig werden, wollte ich mal einen anderen Duft haben als Zimt und Nüsse und Sternanis. Also habe ich an dutzenden von diesen Duftfläschchen gerochen, die so gerne bei Ärzten auf dem Tresen stehen, diese kleinen Glasflaschen, aus denen Holzstäbchen ragen. (Das Zeug hat bestimmt einen fancy Namen, aber ich kenne ihn nicht.) Ich habe meine Nase mit „Zitrone“ malträtiert bzw. dem, was die Geruchsdesigner sich unter Zitrone vorstellen, Orange, Mandeln, Vanille, Nadelwäldern, Morgentau, Seebrise und weißdergeierwas. Das einzige, das erträglich gerochen hat, hatte den mit Abstand dämlichsten Namen ever: mental balance. Was natürlich dazu führt, dass der Kerl und ich jetzt dauernd sagen „Ich such mal wieder meine geistige Mitte“ anstatt „Ich geh mal kacken.“