Geschichte gesucht
In meinem uralten Lesebuch (7. Klasse? 8.?), das ich Streber natürlich schon in den Sommerferien komplett durchgelesen hatte, stand eine wunderbare Kurzgeschichte, an deren Inhalt ich mich noch grob erinnere, aber leider weder an den/die Verfasser(in) noch an den genauen Titel. Es geht um einen Mann, der im Gefängnis gesessen hat und nun nach Jahren entlassen wird. Er geht durch die Stadt und schaut sich an, was sich alles verändert hat. Schließlich kommt er an einer Tür an, bleibt vor ihr stehen – und anstatt sie zu öffnen, wartet er gewohnheitsmäßig darauf, dass sie ihm jemand aufschließt. Der letzte Satz der Geschichte lautete ungefähr: das Glück, eine Tür öffnen zu dürfen.
Ich googele mir schon seit Tagen den Wolf und finde leider gar nichts. Kennt irgendjemand diese Story und weiß, wie sie heißt und wer sie geschrieben hat?
(Mein Lesebuch ist 150 Kilometer von mir entfernt auf einem Dachboden in einer garantiert nicht näher beschrifteten Kiste unter vielen anderen unbeschrifteten Kisten und diese Idee daher im Moment keine Option.)
das klingt nach einer kurzgeschichte von wolfgang borchert. konkret fällt mir aber auch nichts dazu ein. (kurzgeschichten von borchert waren ja immer sehr beliebt in lesebüchern. und ich war auch so eine streberin und habe immer alles vorher durchgelesen. und mit 13 ein referat über borchert gehalten, was mir den spitznamen “literatin” eingetragen hat. es war nicht nett gemeint. file under: schultrauma.)
das wohnzimmer am 23. June 2005
Ich glaube die Kurzgeschichte die das wohnzimmer meint heißt: Draußen vor der Tür, von Wolfgang Borchert. Sie handelt aber von einem Heimkehrer aus russicher Kriegsgefangenschaft, der sich nicht in der Gesellschaft zurecht findet. Ersteht immer wieder “draußen vor der Tür”, und wird nicht reingelassen. (Ãœbrigens habe ich auch in der 7 Klasse ein Referat über Borchert und einge Kurzgeschichten gehalten, nach dem ich nur noch die “Leseratte”.)
ViVi am 23. June 2005
Ich glaube nicht, dass es Borchert war ;)
Patrick am 23. June 2005
Vielleicht ein Text von Peter Bichsel? Bin mir aber auch nicht sicher.
Moppelmann am 23. June 2005
Nee, Borchert war’s auf keinen Fall.
Anke am 23. June 2005
Thematisch/autobiografisch würde die Geschichte gut zu Kempowski passen.
Vielleicht handelt es sich um eine übersetzte “short story”, dann könnte sich weiteres Googeln nach der Originalfassung lohnen.
Graben Sie doch noch ein bißchen in Ihrem Unterbewußten: Wie hieß das Lesebuch? (Mein 7./8.-Klasse-Lesebuch hieß, glaubeich, “Wort und Sinn”, war umschlagseitig oben weiß und unten braun, dazwischen ein punktgerasterter Farbverlauf braun-gelb-weiß.) Erinneren Sie sich noch an andere Geschichten daraus? Wo stand der letzte Satz: oben, unten, rechts, links? Mußten Sie eine Inhaltsangabe schreiben, falls ja, wie lautete der inhaltsbezogene Kernsatz (“Mr.X schildert in seiner Kurzgeschichte ….”)?
Stephan am 23. June 2005
die… geschichte kenne ich auch. dachbodentliches kramen hat aber leider nichts ergeben. :(
myk am 23. June 2005
Kempowski ist es ziemlich sicher auch nicht, und ebenso ziemlich sicher ist es eine deutsche Geschichte. Wohl auch von einem deutschsprachigen Autor. Also ein Mann.
“Wort und Sinn” — kann sein. Ich weiß nicht mehr, wie meine Lesebücher hießen. Wir haben die Geschichte auch nicht im Unterricht durchgenommen. Und sie war, glaube ich, höchstens eine, anderthalb Seiten lang.
Anke am 23. June 2005
Gabriele Wohmann war auch immer beliebt für Kurzgeschichten, aber hier auch?
r0ssi am 23. June 2005
Im Zweifelsfall würde ich mal den alten Klaus Seifert von Bücher Seifert in Eppendorf fragen, der Mann hat alles gelesen.
Moppelmann am 23. June 2005
Auch auf die Gefahr hin, daß ich mich gleich gnadenlos blamiere…könnte es Stefan Zweig gewesen sein?
Hab schon die Germanisten-Verwandschaft auf die Spur gesetzt.
Daggi am 24. June 2005
Tja, jeder was er nicht hat. Ich hätte gerne das Glück, ein paar Türen und Fenster verschliessen zu können.
Baba am 25. June 2005
Daggi, glaube ich auch nicht. Rein aus dem Gefühl heraus würde ich sagen, deutsche Literatur nach dem zweiten Weltkrieg. 50er, 60er Jahre. Vom Sprachklang her ist Bichsel schon die richtige Richtung.
(Ich ahne schon, dass ich mich demnächst mal auf den Weg nach Hause mache :-)
Anke am 25. June 2005