„Hast du gut geschlafen?“
„Die Qualität war in Ordnung, die Quantität ließ zu wünschen übrig.“
Ich hab den seltsamsten Mann des Planeten abgekriegt.
(Lucky me.)
„Hast du gut geschlafen?“
„Die Qualität war in Ordnung, die Quantität ließ zu wünschen übrig.“
Ich hab den seltsamsten Mann des Planeten abgekriegt.
(Lucky me.)
Sommer vorm Balkon (D 2005, 105 min)
Darsteller: Inka Friedrich, Nadja Uhl, Andreas Schmidt, Stephanie Schönfeld, Vincent Redetzki, Christel Peters, Kurt Radeke
Musik: Pascal Comelade
Kamera: Andreas Höfer
Drehbuch: Wolfgang Kohlhaase
Regie: Andreas Dresen
Es gibt Filme, bei denen ich mich schon im Kino darauf freue, sie danach in der Kritik in der Luft zu zerreißen. Es gibt Filme, die mich völlig unberührt zurücklassen und bei denen ich in der Kritik mühsam Punkte suche, an denen ich meine Meinung entlanghangeln kann. Und es gibt Filme, die so wunderschön sind, so hervorragende Darsteller haben und eine so schlichte und gleichzeitig großartige Geschichte erzählen, dass ich eigentlich gar keine Kritik dazu schreiben möchte, weil alle Worte dieser Welt dieser Art Filme nicht gerecht werden können. Ich versuche es trotzdem: Hier ist meine Kritik zu Sommer vorm Balkon, einem der besten Filme, die ich in letzter Zeit gesehen habe.
Die Geschichte klingt fast belanglos: Katrin ist eine arbeitslose Schauwerbegestalterin, die manchmal dem Alkohol zu sehr zuspricht – um ihre Erwerbslosigkeit zu verdrängen, um bei der Männersuche lockerer zu werden, um die Geldsorgen zu vergessen, wegen denen sie ihrem Sohn nicht die gewünschten Turnschuhe schenken kann oder schlicht, weil die Cola alle ist. Ihre beste Freundin Nike ist eine Altenpflegerin, die ihren Job nicht aus Nächstenliebe macht, sondern weil sie die Miete zahlen muss, dabei aber trotzdem die ihr anvertrauten Alten mit so viel Empathie umsorgt, dass man es ihr einfach nicht abkauft, dass sie bei der Pflege wirklich nur ans Geld denkt. Beide Frauen sind auf der Suche nach dem Traummann, wenn es schon mit dem Traumjob nicht geklappt hat. Eines Tages begegnen sie dem Kraftfahrer Ronald – bzw. er begegnet ihnen, als Katrin ihm vors Auto läuft und Nike ihn später ihn der Kneipe schüchtern, aber bestimmt anflirtet. Ronald lässt sich ganz selbstverständlich in Nikes Leben nieder, und dadurch ändert sich die Freundschaft der beiden Frauen.
Habe ich eben „belanglos“ gesagt? Vielleicht das falsche Wort. Vielleicht eher: Die Geschichte klingt, als ob sie einem ein Freund abends beim Bier erzählt: „Du, die Katrin, der geht’s grad nicht so gut. Und Nike hat sich so nen komischen Kerl angelacht, du glaubst es nicht …“ Als ob man neben den beiden steht und ihnen beim Leben zuguckt. Und das Schöne an diesem Film, der sich eben nicht anfühlt wie ein Film, ist, dass er das wahre Leben abbildet, ohne Zuckerguss, aber auch ohne fiese Filmdramatik mit Geigensoundtrack und Heulspur. Das ist mir besonders in einer Szene aufgefallen, in der Katrin (Inka Friedrich) nach einer sehr durchzechten Nacht im Krankenhaus aufwacht. Eine Ärztin bietet ihr an, ein paar Tage dazubleiben, um vielleicht mit einem Psychologen zu reden, worauf Katrin zusammenbricht und eher wütend als verzweifelt ausruft, dass sie sich ja auch umbringen könne, der Sohn sei alt genug, der käme auch alleine klar, und was würde das schon ausmachen, wenn sie sich umbrächte. Solche Sätze können ganz leicht fürchterlich pathetisch werden und überzogen, aber das waren sie hier nicht. Genau wie wirklich alle anderen Dialoge im Film waren die Sätze echt und unmittelbar und richtig und gut. Inka Friedrich erzwingt mit ihrem Spiel nie falsches Mitleid, nie dieses klebrige Filmgefühl, ach Gott, die Arme, hoffentlich hat ihr das Drehbuch ein Happy End geschrieben. Stattdessen nötigt sie uns Respekt für ihre Figur ab, die sicherlich manchmal Dinge tut, die wir aus der sicheren Distanz des Kinosessels nicht gutheißen können, die wir aber alle schonmal selbst gemacht haben: Wir haben uns dämlich zu Freunden verhalten, haben unsere Grenzen nicht erkannt, haben uns schlicht zum Affen gemacht. Und wir hatten kein Drehbuch, auf das wir uns verlassen konnten. Katrin scheint das auch nicht zu haben, sie lebt einfach weiter, macht einfach weiter, versucht, alles in Ordnung zu kriegen, soweit ihr das möglich ist. Und ich habe ihr dabei sehr, sehr gerne zugesehen.
Nadja Uhl als Nike steht Friedrich in ihrer Authenzität um nichts nach. Nike ist stets eine Spur zu grell und einen Hauch zu eng gekleidet, lässt gerne ihren String unter der Jeans vorblitzen – aber sie wirkt nie billig oder aufgetakelt, sondern einfach wie jemand, der sich in genau diesen Klamotten wohlfühlt. Ihr Aufzug ist keine Anmache, sondern schlicht ihre Art, sich zu kleiden, als ob es eben keine andere Art gibt, sich zu kleiden. Ihre Wohnung ist ein kleines Idyll an Spießigkeit, das aber den Traum von etwas Besserem ausstrahlt: Der Fächer über dem Bett soll Weltläufigkeit zeigen, die kunstvoll gefalteten Papierservietten auf dem billigen Frühstücksgeschirr sollen Stil herbeizaubern, wo keiner ist. Und dass sie Ronalds Unverschämtheiten so lange aushält, zeigt ihren festen Glauben daran, dass sie ihn vielleicht irgendwann so hat, wie sie ihn gerne hätte. Das wäre doch gelacht. Alles andere kriegt sie ja auch hin. Nadja Uhl berlinert sich durch ihre Zeilen, bezaubert durch ihren seltsam prolligen Charme und ist dabei so stark in ihrer Darstellung, dass Nike nie albern wirkt; wir müssen nie über sie schmunzeln oder über ihr Bemühen, aus ihrem kleinen Leben etwas Großes zu machen. Sie macht Nike nie lächerlich, sondern im Gegenteil, sie zeigt sie als eine willensstarke Frau, die selbst in ihren schwachen Momenten genug Mut hat, diese Schwächen anzunehmen.
Sommer vorm Balkon hat ein Tempo, das seinem Titel angepasst ist: Es ist Sommer, man bewegt sich langsamer, man bleibt länger wach, man genießt die Wärme um sich herum – man aalt sich fast in der Geschichte statt in der Sonne. Er entzückt durch viele kleine Detailgenauigkeiten, die die Figuren noch schärfer definieren. So cremt Nike einen alten Mann ein und nutzt die überschüssige Creme auf ihren Händen flink, effizient und in einer schon tausendmal dagewesenen Bewegung für ihre Arme. Und Katrin lernt auf einem Seminar, dass sie im Bewerbungsgespräch nie den Kaffee annehmen sollte, weil sie so nervös sei – und im nächsten Gespräch macht sie genau das Gegenteil. Alle anderen Tipps beherzigt sie unbeholfen, aber einen guten Kaffee lehnt man eben nicht ab.
Der Film hat eine sehr genaue Beobachtungsgabe für sein Milieu und seine Story und wirkt dadurch eben wie die oben angesprochene Geschichte, die man abends beim Bier erzählt bekommt. Er klingt, wie ein guter Film mit guten Sätzen klingen muss; mir ist kein einziger Dialog aufgefallen, über den ich gestolpert wäre. Viele Sätze waren mehr als nur Futter für die Ohren; Dinge, die man nicht zeigen kann, muss man eben erzählen. Aber hier steckte in vielen Sätzen eine zweite Ebene, teilweise eine ganze Welt. Wenn Katrin Nike nach einem Streit als erstes erzählt, dass ihr Sohn Liebeskummer habe und Nike dazu lächelnd „Ach, schön“ sagt, dann heißt das so viel, dann steckt da so viel Anteilnahme an einem anderen Leben drin, so viel Erleichterung darüber, dass man wieder dazugehört – in zwei kleinen Worten.
Sommer vorm Balkon ist einer dieser Filme, die sich vollkommen anfühlen. So vollkommen, dass ich mich seit zwei Tagen davor drücke, eine Kritik zu schreiben, weil ich dieses zutiefst befriedigte Gefühl nicht zerreden wollte, mit dem ich aus dem Kino kam. Aber jetzt bin ich doch froh, darüber geschrieben zu haben, weil ich mich nochmal an die vielen Dinge erinnern durfte, über die ich mich schon im Kino gefreut habe. Ganz große Empfehlung.
Mal eben zum Bahnhof Altona gefahren, um den Wochenend-Guardian zu besorgen, dann ins Mercado geschlendert, vielleicht ein bisschen Parmaschinken mitnehmen, schließlich Feldsalat gekauft, Frühlingszwiebeln, Basilikum, Blutwurst, an die ich mich jetzt endlich rantraue, um sie zu rösten (damn you, Tim Mälzer) und auf den Salat zu geben, frisches Brot, ach ja, und den Parmaschinken und sogar die People hab ich gekriegt, zwar kein Us Weekly, aber immerhin People, und eben der Guardian, und der Bus für die Rückfahrt war angenehm leer und das Basilikum duftete und im Briefkasten lag die neue Chrismon und vor der Tür die SZ und jetzt kann das letzte Urlaubswochenende anfangen.
Mein liebstes Jahresanfangs-Ritual, auf das ich mich schon im Dezember freue: den Briefumschlag mit den Kinokarten aus dem letzten Jahr in die grüne Schale von meiner Oma leeren, in der bereits die Kinokarten aus den letzten Jahren liegen. Und dann die erste Kinokarte des neuen Jahres in den nun leeren Umschlag werfen.
Ich freu mich jetzt schon auf den Dezember 2006, wenn ich mich auf den Januar 2007 freuen kann.
Die LA Times berichtet, dass dieses Jahr Jon Stewart die Oscars moderieren wird. Gute Wahl.
(Und wer richtig Langeweile hat, kann sich den Endlos-Kommentarthread unter der Meldung durchlesen, in denen Liberale und Konservative darüber streiten, wie linksradikal Hollywood geworden ist und ob Juden überhaupt auf eine Bühne dürfen. Yawn.)
Variety berichtet von Überlegungen von Fox, Futurama wieder ins Programm zu nehmen. Also neue Folgen, nicht die alten, die jeder schon auf DVD hat. Ich würd mich freuen.
Im Variety-Artikel bin ich übrigens auf ein nettes Feature gestoßen: ein Slanguage-Lexikon. Seltsame Begriffe aus der Welt des Film-Business (oder: doofe Phrasen, damit das Gequatsche wichtiger klingt) können online nachgeschlagen werden.
(via Popwatch)
Jarhead (USA 2005, 123 min)
Darsteller: Jake Gyllenhaal, Peter Sarsgaard, Jamie Foxx, Lucas Black, Brian Geraghty, Jacob Vargas, Laz Alonso, Chris Cooper, Dennis Haysbert
Musik: Thomas Newman
Kamera: Roger Deakins
Drehbuch: William Broyles Jr, nach dem Roman von Anthony Swofford
Regie: Sam Mendes
(Achtung, ein paar winzige Spoilerchen konnte ich nicht unterdrücken)
Ziemlich zum Ende von Jarhead hören wir Hauptdarsteller Jake Gyllenhaal als Marine Tony aus dem Off: “Every war is different. Every war is the same.” Ein schönes Fazit. Dumm nur, dass man dieses Fazit auch auf den Film anwenden kann: All war movies are different. All war movies are the same.
Jarhead beruht auf der Autobiografie von Anthony Swofford, der im ersten Golfkrieg im Irak kämpfte. Beziehungsweise gerne gekämpft hätte, denn bis kurz vor Kriegsende haben er und seine Kameraden nichts anderes gemacht als Ölfelder zu bewachen und versucht, vor Langeweile nicht die eigenen Kameraden zu erschießen. Von dieser Langeweile erzählt der Film – und das meist in Bildern und Sätzen, die einem verdammt bekannt vorkommen. Jarhead macht aus dieser Not manchmal sogar eine Tugend, indem er die Marines auf dem Stützpunkt Apocalypse Now anschauen lässt oder ein Video von The Deer Hunter in die Handlung einbaut. Wobei sich das Video als eine gehässige Botschaft einer Ehefrau eines Marines entpuppt, die inzwischen lieber mit dem Nachbarn schläft. Aber wenn am Anfang Tony in der „Ausbildung“ von seinem Sargeant gedemütigt und angeschrieen wird, muss man sofort an Full Metal Jacket denken, der diese Abart von militärischer Erziehung so unnachahmlich eingefangen hat, dass alles, was danach kommt, eben wie eine billige Kopie aussieht.
Auch das Zusammensein im Lager im Irak bietet wenige Überraschungen: das übliche testosterongesättigte Macho-Gequatsche der Jungs, die wilde Vermutungen über die Bettqualitäten der Freundinnen und Frauen der anderen anstellen. Das Einerlei an Patrouillengängen im Niemandsland. Die Wachdienste, die eigentlich nichts bewachen. Und weil eben jeder Feindkontakt wahnsinnig weit weg ist, wird Football in Gasmasken gespielt, auf Kamele gezielt, und es werden zu Weihnachten aus Versehen ein paar Leuchtraketen abgefeuert, was Latrinendienst nach sich zieht, aber keine kriegerischen Aktivitäten. Das ganze fühlt sich wie ein Ferienlager für Männer an, nur das alle zufällig bis an die Zähne bewaffnet durch die Gegend laufen. Es fühlt sich gleichzeitig ziemlich banal an, und deswegen fiel es mir schwer, die Anspannung nachzuvollziehen, die einigen angeblich nervlich sehr zugesetzt hat. So wird aus Tony innerhalb weniger Minuten eine wandelnde Zeitbombe; er presst einem Kumpel das Gewehr ins Gesicht und droht, ihn zu erschießen, wo er doch vorher ein gut gelaunter Marine war, der Camus auf dem Klo gelesen hat.
Ich nehme an, dass der Film ein Anti-Kriegsfilm sein soll. Um das zu erkennen, muss man sich allerdings ein bisschen Mühe geben, denn mit der ganzen schmissigen Tonspur und den gut gelaunten Jungs, von denen kein einziger im Kampf draufgeht, sieht Jarhead doch ziemlich nach einer Werbung für eine Karriere im Militär aus. Aber einige Szenen und Figuren verleihen dem Film dann doch die nötige Tiefe, jedenfalls streckenweise. Tonys bester Freund Troy (Peter Sarsgaard) ist davon überzeugt, das Richtige zu tun, seinem Land zu dienen und seine Pflicht zu tun, während Tony seinem Vorgesetzten, der ihn brüllend fragt, was er zum Henker hier mache, wahrheitsgemäß entgegenschreit: “I got lost on my way to college, SIR!” Trotzdem sind die beiden ein gut eingespieltes Team von Scharfschützen, und aus den verschiedenen Erwartungshaltungen diesem Krieg gegenüber ergeben sich wenige eindrucksvolle Szenen. Die beste ist sicherlich die, als beide endlich! dem Feind gegenüberstehen – aber trotzdem nicht zum Zug kommen. Worauf Troy fassungslos zusammenbricht und nur noch brüllt: “That was my kill!” Die letzte Chance, schlicht seinen Dienst zu tun – sie wird ihm verwehrt.
Dass dieser Dienst bedeutet, Menschen zu erschießen, fällt niemandem mehr auf. Die Monate der Gemeinsamkeit ohne Ziel und Zweck haben die Männer von der Realität einer straff organisierten Armeetruppe entfernt. Mitgefühl scheint nicht mehr vorhanden zu sein; so werden z.B. verbrannte Leichen eines Autokonvois, der unter Beschuss genommen wurde, belustigt als crispy critters bezeichnet. Und durch das Aufwachsen mit MTV und CNN wird der Krieg eher als Unterhaltung denn als Bedrohung empfunden. Als einmal eigene Hubschrauber über eine Gruppe hinwegfliegen und dabei die Doors ertönen, nölt Tony, dass das Vietnam-Musik sei: “Can’t we have our own songs?”
Jarhead bewegt sich des Öfteren auf der Grenze zur Komödie, ohne dabei so bissig zu sein wie Three Kings. Er versucht, die Tragik des Krieges klarzumachen wie mit dem ausgebombten Autokonvoi, dem Überschnappen einiger Rekruten und ständigen verschwitzten, angespannten Gesichtern. Er erinnert dabei an Platoon, ist aber längst nicht so eindringlich. Er fühlt sich eben an wie ein seltsam unentschlossener, seelenloser Remix aus allen Kriegsfilmen, die man in den letzten Jahren gesehen hat. Denn auch die Charaktere gehen einem nicht besonders nahe – sie sind nur Stereotypen: der bebrillte Tolpatsch, der sexversessene Großkotz, der Marine mit eisernem Pflichtgefühl und eben Tony, der eigentlich gar nicht hier sein will, was man ihm aber auch nicht wirklich anmerkt.
Was mich dennoch davon abgehalten hat, den Film direkt nach dem Verlassen des Kinos abzuhaken, waren einige wenige Szenen, die sich gut anfühlten, richtig, nicht so platt. Zum einen die Darstellung des Vorgesetzten der Truppe, Sargeant Sykes, der von Jamie Foxx verkörpert wird. Er ist der erste Charakter, dem ich es abgekauft habe, dass er sich zum Militär gemeldet hat, weil er den Job mag. Nicht das Rumschreien, nicht die Kriegsgefahr, nein, die Chance, Rekruten auszubilden, sie zu führen und sie nicht im Stich zu lassen, wenn es darauf ankommt. Natürlich benutzt auch er das F-Wort in jedem zweiten Satz und auch er hat ein paar markige Sprüche drauf, bei denen einem der Intellekt wegschmilzt. Aber bei all seinen Posen merkt man ihm an, dass er seinen Job ernst nimmt. Und dass es eben für ihn ein Job ist. Er muss sich nichts beweisen, es geht ihm nicht um Geld oder um sein Vaterland oder was auch immer. Es ist sein Job, einen Truppe 20jähriger in der Nähe von brennenden Ölfeldern zu beschützen, und genau das macht er auch. Fertig, aus.
Der oben angesprochene Zusammenbruch von Troy war ebenfalls eine der Szenen, die noch nachgehallt haben, genau wie die Bilder der Ölquellen in Flammen, dem Regen aus schwarzem Gold, ein Traum, in dem Tony Sand kotzt und einige völlig verständnislose Blicke, die Gyllenhaal für seine Umgebung übrig hat. Überhaupt macht Gyllenhaal eine ziemlich gute Figur, auch wenn mir bis zum Schluss nicht ganz klar wurde, warum seine anfängliche Abneigung dem Militär gegenüber in Begeisterung über den Kriegseinsatz umgeschlagen ist. Jarhead lässt einen allgemein ein bisschen ratlos zurück: Die Botschaft, dass Krieg kein Spaziergang ist, kannte ich schon vorher und habe sie hier eher verwässert gefunden. Dass Menschen sich in Extremsituationen verändern, ist auch nix Neues, aber die Veränderungen, die hier passieren – wenn denn überhaupt welche passierten –, waren auch nicht der Rede wert. Und vor allem konnte ich eben nicht nachvollziehen, durch was genau die Jungs sich verändert haben. Der Unterschied von Jarhead zu anderen Kriegsfilmen ist, dass es kaum Szenen von der Front gibt. Dieser Unterschied, der aus ihm wirklich etwas Besonderes hätte machen können, geht aber völlig unter im üblichen Truppen-Einerlei. Jarhead fühlt sich an wie die hundertste Nacherzählung einer altbekannten Geschichte. Irgendwann kann man’s eben nicht mehr hören, und die Pointe kennt man auch schon. Und Jarhead hat nicht mal eine.
This means you, Vadder von Heidi Klum, du, Richterin beim Bremer Sozialgericht und du, Vakona-Spacken. Oder wieso werden der Werbeblogger, der Shopblogger und das LawBlog von euch Schwachmaten belästigt?
(Links via Matt Wagner und wirres, von denen ich hoffentlich nicht wegen Namensanmaßung vor den Kadi zitiert werde)
Im Guardian schreibt Laura Barton über ihre seltsame Begegnung mit JT Leroy, dem Schriftsteller, dem seit einiger Zeit nachgesagt wird, er habe seine Bücher nicht selbst geschrieben. Auch nach einem Treffen ist sie sich nicht sicher, ob sie den „wahren“ Autor getroffen hat. Sie ist sich nicht einmal sicher, ob der JT, den sie traf, nicht die JT ist. Das Essay fasst zum Schluss allerdings zusammen: Eigentlich ist es doch völlig egal, wer Sarah und The Heart is Deceitful Above All Things verfasst hat – die Bücher sind da, und das ist alles, was wichtig ist:
It is all a matter of authenticity. Is it because if JT LeRoy is not a drug-addled hobo hooker made good, we feel embarrassed because we’ve been conned, as if we paid full price for a Louis Vuitton purse only to find it was a fake? But nothing has been taken from us. The books remain: as startling and disturbingly beautiful as they ever were. There is nothing that has sullied the New York Times‘s assertion that “his language is always fresh, his soul never corrupt”. And what strikes me more than anything is that in this age of overblown celebrity, where people such as Paris Hilton can be famous purely for being Paris Hilton, mightn’t JT LeRoy represent the precise inversion of this? The work is all. The identity is irrelevant.
The words that surface most frequently in my head are those of the writer Peter Murphy, who contacted LeRoy after the New York Magazine piece to show his support: “It all boils down to this,” he wrote: “I can’t prove the existence of god, but I sure do love the Bible”.
(JT hat auch ein Weblog.)
Autor Edward Jay Epstein schreibt auf Slate über die „Popcorn Palace Economy“ – warum Kinobetreiber in den USA es gerne sehen, wenn Filme nicht länger als 128 Minuten dauern und warum Leute, denen die Filmlampe zu dunkel ist (weil die Kinobetreiber sie aus Geldnöten nicht rechtszeitig wechseln), an den Verkaufsständen im Foyer rumlungern könnten.
This (selling popcorn and soda) is an extremely profitable operation in which the theaters do not split the proceeds with the studios (as they do with ticket sales). Popcorn, for example, because of the immense amount of popped bulk produced from a relatively small amount of kernels – the ratio is as high as 60:1 – yields more than 90 cents of profit on every dollar of popcorn sold. It also serves to make customers thirsty for sodas, another high-margin product (supplied to most theater chains by Coca-Cola, which makes lucrative deals with theater owners in return for their exclusive “pouring” of its products). One theater chain executive went so far as to describe the cup holder mounted on each seat, which allows customers to park their soda while returning to the concession stand for more popcorn, as “the most important technological innovation since sound.” He also credited the extra salt added into the buttery topping on popcorn as the “secret” to extending the popcorn-soda-popcorn cycle throughout the movie. For this type of business, theater owners don’t benefit from movies with gripping or complex plots, since that would keep potential popcorn customers in their seats. “We are really in the business of people moving,” Thomas W. Stephenson Jr., who then headed Hollywood Theaters, told me. “The more people we move past the popcorn, the more money we make.”
Epstein ist der Autor von The Big Picture: Money and Power in Hollywood, dessen erstes Kapitel man hier lesen kann. Eine schöne Reise in die Vergangenheit. In diesem Zusammenhang empfehle ich mal wieder turnusmäßig Movie-Made America. Geht immer.
Autor Thane Rosenbaum schreibt in Forward einen sehr guten Artikel darüber, warum Buchverfilmungen meist das Echo „Aber das Buch war besser“ hervorrufen und warum das ziemlich überflüssig ist. Besonders ein Satz hat mir gefallen: „(…) the novelist surrenders his book to his readers.“ Was bedeutet: Beim Lesen kann sich jeder die Bilder dazudenken, die er gerne hätte oder die er eben aus den Zeilen herausliest. Im Kino ist es die Kunst des Regisseurs, genau das zu verhindern; ein Film bzw. dessen Bilder wird/werden von jedem gleich rezipiert. Was man dann aus den Bildern an Bedeutung herausliest, bleibt allerdings wieder jedem selbst überlassen. Weswegen ich persönlich sowohl Bücher als auch Filme liebe – jedes Medium auf seine ganz eigene Weise.
Giving art a second life sometimes creates more of a mutant than a clone. This explains the natural impulse to preserve the story in its original form. Any adaptation results in something new, and thereby false when compared with the original.
Yet, the film version may offer its own virtues. Indeed, many films have outshone the books that inspired them. The Godfather and Gone With the Wind come to mind. The fact is, novels and films are entirely different storytelling experiences. When it comes to making a movie based on a book – or ultimately watching that movie – being too invested in the integrity of the novel is probably a bad idea.
A film adaptation that is deemed “faithful” to the novel is not necessarily a compliment. The most successful adaptations have actually been adulterous: Liberties are taken; all kinds of cheating ensues. The artistic license enables great leaps of improvisation. There are redesigned endings, compressed time periods and newly invented characters, and often an entirely different storytelling mechanism. Anyone who read The English Patient before having seen the Academy Award-winning movie remembers shaking his head, imagining how in the world Michael Ondaatje’s superbly interior novel could ever sparkle so majestically on the silver screen.
(Link via Arts & Letters Daily)
Ich weiß, ich weiß, es ist so Verbotene Liebe, aber ab und zu mit einem Schaumgebirge aus Hollywood in der Wanne zu liegen und dazu Sekt zu schlürfen, ist einfach nett. Vor allem, wenn man vorher ein Stündchen auf dem Laufband war und den Sekt aus Nachtmann-Gläsern genießt, die man sich selbst zu Weihnachten geschenkt hat.
Wenn ich in der Wanne ein bisschen Geräuschkulisse haben will, wird es meistens Klassik Radio (trotz des Deppenbindestrichs und der belanglosen Wortjingles per Julia-Roberts-Synchronstimme), weil der Sender am wenigstens weh tut und ich vor allem lustiges Soundtrackraten machen kann. Denn Klassik Radio verkauft die orchestrale Begleitung zu Filmen eben gerne als – genau – Klassik, sagt aber nie, was man gerade gehört hat (dafür steht die Playlist online). Soll mir recht sein. Danny Elfman erkenne ich immer. James Newton-Howard verwechsele ich allerdings gerne mit John Williams.
“i did what lovers of married men have done for centuries: i believed that he’d leave her, eventually, he just needed time. and things between us were great, really, intense and clichéd, but great. meetings in expensive hotels. phone calls worth thousands of euro. rituals. mix cds. i was so blinded by it all, that i even stayed at the family home when his wife and kid were travelling. one day, it would all be fine, i thought.
one day however, after four months of bliss, of living the grande thing, it all fell apart.
his other lover had found my weblog and my flickr stream. no, not his wife. his other lover.”
Das ist doch mal eine interessante Nominierung. Obwohl ich es als keine Schande ansehen würde, gegen Sahneschnitte van der Vaart haushoch zu verlieren.
Merke: drei Knoblauchzehen auf drei Esslöffel Miracle Whip (vulgo: Aioli für Faule Arme) sind zuviel. Ich putz mir seit zwei Tagen alle drei Stunden die Zähne.
Aber lecker war’s.