Ich bin ja immer wieder davon überrascht, dass Mariah Carey es in jedem Video schafft, noch billiger auszusehen als im Video davor, aber ich glaube, mit dem gelben Lackminikleid aus Get Your Number ist der Bodensatz erreicht.
(Endlich.)
Ich bin ja immer wieder davon überrascht, dass Mariah Carey es in jedem Video schafft, noch billiger auszusehen als im Video davor, aber ich glaube, mit dem gelben Lackminikleid aus Get Your Number ist der Bodensatz erreicht.
(Endlich.)
Ich finde, Headlines zu Sicherheitsfeatures in Autokatalogen zu schreiben, grundsätzlich schwieriger als andere Headlines, weil das Thema eben doch ein bisschen touchy ist. Daher bin ich für sanft vorgetragene, hilfreiche Kritik, die mich vorsichtig auf eine andere Textebene lenkt, natürlich auch sehr dankbar. Wenn die allerdings lautet „Wow, da höre ich echt schon den Sargdeckel klappern“, BRINGT MICH DAS NUR PERIPHER WEITER!
Ich muss mal wieder Werbung für die meiner bescheidenen Meinung nach beste Serie der Welt machen: The West Wing. In Amerika ist die siebte Staffel gestartet, hierzulande ist gerade die sechste auf DVD erschienen. (Demnächst erscheint auch eine Box mit allen bisher erschienenen Staffeln.) Ich habe sie am Wochenende durchgeguckt und bin wieder im alten sabbernden Fan-Status, den ich zuletzt in der vierten Staffel innehatte.
Nach der vierten Staffel hatte creator Aaron Sorkin das Team verlassen; die Dialoge wurden nach seinem Abgang ein bisschen flacher, die Charaktere schienen ein bisschen zu verschwimmen. The West Wing war immer noch besser als das meiste, was sonst so auf TV-Bildschirmen rumflackert, aber ich war mir nicht sicher, wie die Produzenten und Autoren den hohen Standard, den sie mit den ersten Staffeln gesetzt hatten, halten – oder wiedererreichen – wollten.
Ich habe mir umsonst Sorgen gemacht. Nach einer anständigen, aber eben nicht überragenden fünften Staffel ist die sechste wieder ganz großes Fernsehen. Wer keine Lust hat, sich auf der offiziellen Seite rumzutreiben, für den kurz die Prämisse der Show: Es geht um den amerikanischen Präsidenten und seinen Stab aus Redenschreiben, Beratern, Pressesprechern. Die Serie hält sich dabei halbwegs an die reale Zeit, das heißt, die State of the Union wird auch in der Serie ungefähr im Januar/Februar ausgestrahlt, die Wiederwahl des demokratischen Josiah Bartlet (Martin Sheen) zum Präsidenten geschah allerdings vor drei Jahren. Das heißt, dass es in diesem Jahr um die Neuwahl geht, und da Bartlet bereits in seiner zweiten Amtszeit ist, habe ich mich gefragt, ob sie in der Serie jetzt die Verfassung ändern, um ihm four more years! zu bescheren. Netterweise machen sie das nicht. Stattdessen wurden in der sechsten Staffel mehrere Präsidentschaftskandidaten eingeführt und die alten, liebgewonnenen Figuren teilweise auf neue Posten geschoben, so dass sie weiterhin dabeisein können. Die Staffel endete mit der Kür eines Kandidaten (Jimmy Smits) für die demokratische Partei, um gegen den schon früher feststehenden Kandidaten der Republikaner (Alan Alda) anzutreten. Die siebte Staffel wird nun der Wahlkampf sein, und der lässt sich auch auf der Serienseite verfolgen: per Online-Kampagne und Weblog. Ich hoffe, es bleibt nicht bei den beiden Alibi-Einträgen bei den verschiedenen Campaign Sites. Wobei ich den Weblogs eh nicht folgen werde, um mir die Spannung nicht zu verderben. Ich muss nun geduldig ein Jahr warten, bis die nächste Staffel auf Silberscheibe erhältlich ist, bevor ich weiß, wer Bartlet im Amt beerben wird. Also Fresse halten, BitTorrent-Jünger! Ich will es gar nicht vorher wissen.
(Netter Nebeneffekt, den die Serie, die Politik so spannend erzählt, auf mich hatte: Ich habe Bill Clintons Autobiografie wieder aus dem Schrank geholt, die ich eigentlich schon wegen ihres schnarchigen Schreibstils weggestellt hatte, genau wie Primary Colors, dessen Lektüre auch schon einige Jahre her ist. Kann man ja mal wieder lesen.)
svenk hat den neuen Asterix noch nicht gelesen – und wird es auch nicht tun.
Wallace & Gromit: The Curse of the Were-Rabbit (Wallace & Gromit auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen, UK 2005, 85 min)
Originalstimmen: Peter Sallis, Helena Bonham Carter, Ralph Fiennes, Peter Kay, Nicholas Smith, Liz Smith
Musik: Julian Nott
Kamera: Tristan Oliver, Dave Alex Riddett
Drehbuch: Steve Box, Nick Park, Bob Baker, Mark Burton
Regie: Steve Box & Nick Park
Dass der käseliebende Wallace und sein stummer Hund Gromit unterhaltsam sind, weiß man aus diversen Kurzfilmen. Aber reichen die seltsamen Eigenschaften der beiden, um jemanden über fast 90 Minuten zu fesseln? Klare Antwort: They do indeed, my dear.
Oder eher: indeed, my deaahh. Als ich aus dem Kino kam, lautete mein inneres Urteil maaahvellous, so wundervoll britisch kommt dieser Film daher, dass ich mich im Nachhinein noch ein bisschen am Dreamworks-Logo am Anfang gestoßen habe. Wallace & Gromit ist so klassisch englisch, dass allein das reicht, um den Film zu tragen. Es geht um eine Kleinstadt, in der seit 500 Jahren (hachschön) ein Gemüsefestival (hachschön) stattfindet, an dessen Sieger Lady Campanula Tottington (hachschön) die goldene Mohrrübe (hachschön) verleihen wird. Doch dieses Jahr steht das Festival unter einem schlechten Stern, denn eine Kaninchenplage überzieht das Land. Wäre doch gelacht, wenn Erfinder Wallace kein mechanisches Ungeheuer in petto hätte, das damit fertig werden würde.
Aber natürlich geht bei der meisterhaften Erfindung, mit der die gemüsevernichtenden Nager gehirngewaschen werden sollen, etwas schief, und Wallace erschafft unwissentlich die hoppelnde Alternative zum Werwolf: das Werkaninchen. Dass es in diesem Film gruselig werden würde, ließ nicht nur der Titel ahnen: Schon bei dessen Einblendung grollt Gewitter gar grauslig, zucken Blitze, und Orgeln stöhnen unheilvoll aus dem Off. Zur kuscheligen 50er-Jahre-Dekoration, in der sich Wallace und Gromit stets bewegen, kommen die ebenfalls leicht angestaubten Versatzstücke des klassischen Gruselfilms, die man aber irgendwie anders in Erinnerung hatte: Der Kirchenmann, der sich mit einem Kreuz vor dem Ungeheuer schützen will, kommt auch hier vor. Allerdings besteht sein Schutzkreuz aus Gurken, die natürlich kein Hindernis für das Riesenhäschen sind. Die ängstliche Meute, die zum Kampf gegen das Monster aufrüstet – mit Mistgabeln, die eben noch Werkzeuge waren, aber jetzt per schneller Schildänderung am Verkaufsstand zu „mob supply“ werden. Und natürlich mit einem Helden, auf den alle vertrauen – in diesem Falle der liebenswerte Wallace, der nicht nur mit dem Hasen fertig werden muss, sondern sich auch noch nebenbei in Lady Tottington verguckt hat; diese trägt übrigens fast immer von Gemüse inspirierte Gewänder und wird zeitgleich zu Wallaces schüchterner Verehrung vom ekligen Edelmann Victor Quartermaine und dessen Pitbull angegraben.
Neben diesen amourösen Verwirrungen haben wir noch Verfolgungsjadgen über und unter der Erde im Programm, schwebende Häschen, eine Wachtruppe für Kürbisse und weiteres Gemüse und die üblichen Erfindungen, die vor allem Wallace das Leben erleichtern sollten, aber irgendwie immer schmerzhaft werden. Wallace & Gromit dauert 85 Minuten, und zwischendurch musste ich mich bei all der wilden Aktion daran erinnern, mal Atem zu holen. Und wenn ich das vergessen hatte, erledigte die angenehm straffe Handlung das netterweise für mich: So bleiben bei der Verfolgungsjagd zwischen Gromit und dem doofen Kläffer von Quartermaine die Fluchtfahrzeuge (zwei Karussellflugzeuge, hachschön) kurz stehen, und anstatt dass die beiden ihre Jagd zu Fuß fortsetzen, suchen lieber beide minutenlang nach Kleingeld, damit die Fahrt standesgemäß weitergehen kann. Bitte beachten Sie hierbei die rührende Handarbeit an Pitbulls Portemonnaie.
Aber die Story allein macht nicht den Charme des Films aus. Es sind die vielen Kleinigkeiten, die nebenbei passieren, irgendwo im Hintergrund oder nur so im Vorbeihuschen, die aus den Knetmännchen wirklich Figuren machen, mit denen man mitlacht und mitleidet, weil sie dadurch Charakterzüge bekommen, die über Hund und Herrchen hinausgehen. In Wallaces Bücherregal stehen zum Beispiel Meisterwerke der Käseliteratur wie East of Edam oder Fromage to Eternity. Gromit, der mit einer Riesengurke auch am Gemüsefestival teilnehmen will, beschallt diese nachts nicht mit Gustav Holsts Planetensuite, sondern mit der Plant Suite. Und dass er überhaupt über einen erlesenen Musikgeschmack verfügt, zeigt auch sein angewiderter Gesichtsausdruck, der für eine Millisekunde erscheint, als Art Garfunkels Bright Eyes aus dem Autoradio tönt. Allein für den Blick lohnt sich der Film – und für das kleine Häschen, das sich am Ende des Abspanns an der Textzeile „No animals were harmed during the making of this movie“ den Kopf stößt.
Alles zusammen – die gute Story, die altbekannten und neuen Charaktere, die liebevolle Kleinkunst in Plastillin – ergeben die übliche Wallace & Gromit-Faszination, nur eben länger und detailreicher und schöner und lustiger. Man merkt jeder Einstellung fast die Liebe an, mit der an den Figuren rumgeknetet wurde. Ich persönlich war von den unglaublichen Lippenbewegungen der Lady und Großkotz Quartermain hingerissen genau wie von der gesamten Deko, von den fitzelig bemalten Tapeten bis zum Tottingtonschen Lieblingsplatz, einer grünen Oase, die ein kleines Refugium inmitten all des Irrsinns darstellt. Wallace & Gromit strotzt vor neuen Ideen und fühlt sich trotzdem wundervoll altmodisch an: liebevoll, charmant, hachschön eben. Das generelle Kuschelgefühl drängt die jahrelange Arbeit an dem Film komplett in den geistigen Hintergrund, und das ist meiner Meinung nach fast sein größter Verdienst: Man ist so von dieser klassischen Filmerzählung gefesselt, dass man darüber völlig vergisst, gerade bewegter Knetmasse zuzuschauen.
PS: In der Originalversion lief vor dem Film ein Kurzfilm mit den drei Pinguinen aus Madagascar – ich hoffe, der ist in der deutschen Fassung auch dabei. Ist ein schöner Vergleich zwischen amerikanischem und britischem Humor. Ich mag beides, aber im Vergleich zu Wallace und Gromit kommen einem die Pinguine ganz schön hysterisch vor.
“Nothing stinks like a pile of unpublished writing, which remark I guess shows I still don’t have a pure motive (O it’s-such-fun-I-just-can’t-stop-who-cares-if-it’s-published-or-read) about writing … I still want to see it finally ritualized in print.”
Sylvia Plath, aus den biografischen Notizen im Anhang von The Bell Jar
Ich finde es sehr schön, dass es Autoingenieure gibt, die sich über Abtropfpunkte von Regenwasser an Außenspiegeln Gedanken machen.
Ich muss mich korrigieren: Die drei Bücher wiegen im Schuber genau zehn Kilo. Und ich hab Muskelkater.
Och nö, jetzt muss ich auch noch Baseball gucken. Damnit, Kerl, lass nicht immer Sport laufen, wenn ich Langeweile hab und von jedem Bildschirmflackern angefixt bin.
(Danke an die Wikipedia für die verständlichen Erklärungen zu einem Spiel, das anscheinend nur aus unregelmäßigen Verben besteht.)
Beste Bebilderung des Feuers in den Aardman-Studios – natürlich im Culture Vulture-Blog des Guardian. Bester Kommentar zum Artikel: “As long as Wallace and Gromit are safe – that’s all that matters.”
Und morgen geht’s ins Kino, gell?
(„Hoppelalarm im Gemüsegarten“? You must be f***ing kidding me, Filmtitelerfinder auf Crack!)
Die Washington Post schreibt eine sehnsüchtige Liebeserklärung an Calvin & Hobbes und erinnert daran, dass wir die beiden bereits seit zehn Jahren nicht mehr gesehen haben:
“That was originally a fun idea, but the burden on the strip has been to make each switch more clever,” (Bill) Watterson said in an interview with (comic historian Richard) West, published in the Comics Journal in 1989. “Each time it’s got to be done with some unpredictability, some cleverness to it so that it doesn’t become moribund … I’m doing fewer because it’s getting more and more difficult.”
Six years later, he would do no more at all. He drew one final cartoon and let a boy and his tiger take off downhill on their snow sled and slide into comics history.
Ten years gone now.
Maybe that was the smart thing, you know. Maybe it was for the best. But still, the last book comes along and you realize there’ll be no more Spaceman Spiff, no more Deranged Mutant Killer Monster Snow Goons. As a cartoon blockhead might have observed in an earlier era:
Sigh.
You wonder what that Susie Derkins is doing these days.
Die gesammelten Werke von Calvin & Hobbes sind seit September erhältlich.
Das nenne ich mal zielgruppenorientierte Werbung: In der Online-Ausgabe des letzten NYT Magazine war am Sonntag ein Banner für den Film Capote geschaltet, das hierhin führt – zu einer Auswahl von Artikeln aus der NY Times über Truman Capote und sein Buch In Cold Blood (Kaltblütig). Normalerweise ist das Archiv der Times kostenpflichtig; die Unterzeile der Artikelsammlung sagt aber netterweise: The reprinting of these articles was paid for by Sony Pictures Classic. Gute Sache.
The Brothers Grimm (USA/CSR 2005, 118 min)
Darsteller: Matt Damon, Heath Ledger, Lena Headey, Peter Stormare, Monica Bellucci, Jonathan Pryce, Mackenzie Crook, Richard Ridings
Musik: Dario Marianelli
Kamera: Nicola Pecorini, Newton Thomas Sigel
Drehbuch: Ehren Kruger
Regie: Terry Gilliam
Die Idee hinter The Brothers Grimm ist gut: Man nehme die echten, historischen Figuren der Gebrüder Grimm und stricke um sie herum ein Märchen, wie diese an ihre – genau – Märchen gekommen sind. Ein Märchen mit Hexen, Zaubersprüchen, einem unheimlichen Wald und lauter Versatzstücken, die wir kennen: rote Äpfel, lange Haare, die aus hohen Türmen herabgelassen werden, gläserne Schuhe, Kinder, die Brotkrumen verstreuen und so weiter; eine Geschichte, aus der man theoretisch viele einzelne Geschichten machen und aufschreiben und in ein Buch binden kann, das ein paar Jahrhunderte später immer noch Kinder sich wohlig gruseln lässt. Klingt erstmal gut. Leider konnte sich Regisseur Terry Gilliam meiner Meinung nach dann aber leider nicht entscheiden, ob er Grimm genauso gruselig werden lässt wie die Märchen oder doch eher eine Slapstickkomödie daraus macht oder ob es doch eher eine Familiengeschichte wird über zwei Brüder (Matt Damon und Heath Ledger), die sich nicht ähneln, immer in Konkurrenz zueinander stehen, sich am Ende aber doch total lieb haben. Grimm ist alles geworden, aber nichts ganz.
Die märchenhaften Versatzstücke sind meist, leider nicht immer, aber eben meist, schönes Gilliam’sches Augenpulver. Er verlässt sich auf die Macht von üppigen Kostümen und überbordender Ausstattung – und es funktioniert. Monica Bellucci quält zwar jeden Zuhörer mit einem Hauch von Sprachgefühl mit einem Englisch, das man eigentlich nicht als solches bezeichnen kann, aber trotzdem waren mir ihre Szenen die liebsten im Film. Sie ist die böse Königin, die seit Jahrhunderten in einem Turm wohnt und nun das Blut von zwölf jungen Mädchen braucht, um ihre jugendliche Schönheit wiederzugewinnen. In Wirklichkeit ist sie natürlich nur eine graue, schrumpelige Masse, über die Heath Ledger auch jovial scherzt, dass ihr die vielen Jahre im Turm nicht besonders gut getan hätten, aber im Zauberspiegel (“Mirror, mirror, on the wall …”) ist sie atemberaubend schön: ebenholzschwarze Haare, schneeweiße Haut, blutrote Lippen und Kostüme, an denen sich Legionen von Näherinnen die Fingerkuppen wund gestickt haben müssen. Sie ist das Zentrum, um das eine meist arg bemühte Handlung kreist, und ihre Szenen sind die einzigen, die wirklich Spaß machen: Das Tempo stimmt, die Mischung aus altertümlichem Märchen und modernem Actionkintopp funktioniert, die Bilder sind aufregend und spannend, und der humorige Unterton, der den kompletten Rest des Film ruiniert, stört auch nicht weiter, weil er kaum zum Tragen kommt.
Was außerhalb des Turms passiert, ist dagegen ein unausgegorenes Irgendwas. Es geht um die Franzosen, die Deutschland besetzt haben, es geht um einen italienischen Helfer (Peter Stormare, unerträglich überzogen) des französischen Offiziers (Jonathan Pryce, Opfer seines affigen Pariser Akzents), der die Gebrüder Grimm zur Strecke bringen will, denn diese entpuppen sich schon zu Anfang des Films als klassische Betrüger: Sie erzählen abergläubigen Hinterwäldlern, dass sie Dämonen und Hexen erledigen könnten und kassieren dann viel Geld für viel Budenzauber. Außerdem lernen wir noch eine schöne Waise kennen, die den Zauberwald um den Turm herum besser kennt als jeder andere, zwischendurch Kröten abschleckt (die moderne Variante des Fröscheküssens für Drogen-erprobte Kids), um den Weg zu erfragen und die natürlich auf Jacketkrone Damon abfährt, obwohl Fusselbart Ledger sie viel lieber hat.
Es sind viel zu viele Einzelteile, die kein Ganzes ergeben haben, mies getimt waren und nie genau wussten, wo sie hinwollten. Pryce und Stormare machen aus ihren Figuren One-Man-Shows, für die ich gerne mein Geld zurückverlangt hätte. Und es waren Kleinigkeiten, die mich genervt haben, weil sie mich aus meiner Fantasiewelt herausgerissen haben: die blendend weißen 21.-Jahrhundert-Zähne von Matt Damon, die in unerträglicher Konkurrenz zum ansonsten matschigbraunen Film und Zeitkolorit standen. Das komische Dialekt- und Akzentchaos, das einfach nicht zusammenpassen wollte. Die ewig lang erscheinenden Szenen im Folterkeller von Stormare im Gegensatz zu den verträumten Märchensettings im Wald, die wahrscheinlich einen Gegensatz zwischen Realität und Fantasie bilden sollten, der aber leider nicht spannend, sondern störend auf mich gewirkt hat.
Dafür gab es zwischendurch Dinge, die mich gefreut haben. Zum Beispiel war das Kinderlied „Guten Abend, gut’ Nacht“ ein musikalisches Leitmotiv, das, genau wie sein Text, immer ein bisschen unheilvoll anstatt beruhigend klang. Die Kostüme waren durch die Bank detailreich und passend, und wenn man auf die Buddy-Scherze von Damon und Ledger steht: Sie haben beide genug komödiantisches Talent, auch die schwächeren Lines funktionieren zu lassen. Aber ich persönlich fand den humorvollen Unterton eben leider unpassend und daher auch so ziemlich den ganzen Film sehr anstrengend.
Ich liebe es, wenn in einem Film ein Satz, ein Dialogfetzen vorkommt, der das ganze Spektakel zusammenfasst, denn dann muss ich mir keinen Kopf über einen schlauen Ausstieg aus der Kritik machen und kann sogar behaupten, das Urteil kommt aus dem Werk selbst. Hier also meine Meinung zu The Brothers Grimm, in Terry Gilliams Worten bzw. denen von Drehbuchautor Ehren Kruger, obwohl es eigentlich um die glitzernden Rüstungen der Grimms ging: It’s not magic – it’s just shiny. Und auch das leider nicht immer.
Und dann kam der Kerl doch vorgestern abend vorbei und drückte mir ein Nintendo DS in die Hand, auf dessen Screen sich gar putzige Pixelwelpen tummelten, und ich klickte so lustig mit dem Touchpen auf dem Bildschirm rum und spielte mit den virtuellen Viechern und quietschte, wie Mädels nun mal quietschen, wenn sie das Kleinkindschema fest in seinen hinterhältigen Klauen hat und streichelte die Knirpse und ging mit ihnen spazieren und kaufte einen Hund – und erst in dem Moment merkte ich, dass das ja gar nicht Kerls Nintendo ist, sondern irgendwie ein anderes, worauf mein Herzblatt auch nur meinte: „Schenk ich dir, und du hast jetzt nen Hund.“
Schenkt er mir, und ich hab jetzt nen Hund. Einen Shiba Inu, um genauer zu sein, den ich dämlicherweise „Baby“ getauft habe und den ich mich natürlich nicht zu löschen traue. Und das, wo ich jedem Tamagotchi ewig ausgewichen bin, weil ich WUSSTE, dass mich dieses Spielprinzip kriegen würde. Jetzt muss ich dieses doofe Viech füttern und bürsten und mit ihm Gassi gehen. Und außerdem werde ich nun mein Gehalt nicht mehr nur für DVDs rauswerfen (gerade angekommen: The West Wing 6), sondern auch für Nintendo DS-Spiele, ohne die ich bis jetzt hervorragend leben konnte, die ich aber nun WAHNSINNIG DRINGEND brauche.
Mistkerl.