2004 revisited

Frau Ingeborch (Gott hab ihr Blog selig) hatte letztes Jahr einen schönen Fragebogen, den ich einfach nochmal ausfülle. Auch wenn er dieses Jahr widerlich wundervoll verknallt klingt, wie ich beim Korrekturlesen festgestellt habe. Außerdem hat der olle Dahlmann ihn schon vor mir ausgefüllt, was mich peripher anfrisst, weil mein Beitrag hier seit zwei Wochen auf Halde liegt. Blogger’s vanity.

(Antworten vom letzten Jahr hier (23. Dezember))

1. Zugenommen oder abgenommen?

Zugenommen. Zweisamkeit heißt doppelt kochen und doppelt abschmecken und Nachtisch kann man ja eh nie genug haben, da mach ich lieber ein bisschen mehr.

2. Haare länger oder kürzer?

So lang wie letzten Dezember. Im Sommer habe ich mal kurz den Pferdeschwanz in die Hand genommen und die Schere angesetzt, weil mir das Gewusel im Nacken auf den Zeiger ging. Aber jetzt sind die Haare wieder so lang wie vorher. Mal wieder Zeit für die Schere.

3. Kurzsichtiger oder weitsichtiger?

Genauso kurzsichtig wie letztes Jahr.

4. Mehr Kohle oder weniger?

Mehr.

5. Mehr ausgegeben oder weniger?

Mehr. Raus damit, Wirtschaft ankurbeln.

6. Mehr bewegt oder weniger?

Ein bisschen mehr. Mal mit dem Kerl spazierengehen oder manchmal die halbe Stunde zum Kerl gehen anstatt das Auto zu nehmen. Und der Weg in die neue Agentur wird per Bus zurückgelegt: Das sind jeden Morgen wahnsinnige 300 Meter Fußweg zur Bushaltestelle/Agentur statt bisher 30 zum Auto.

7. Der hirnrissigste Plan?

Mich mit allen Menschen gut verstehen zu wollen. Bin gescheitert. Aber ich versuch’s nächstes Jahr einfach nochmal. Irgendwann klappt das schon.

8. Die gefährlichste Unternehmung?

Unit-Runde auf dem Ponyhof. Habe seitdem wieder ein Asthmaspray im Rucksack.

9. Der beste Sex?

Des Öfteren, ja, gerne, immer wieder, achissesschön. (ICH WAR JAHRELANG SINGLE, ICH DARF JETZT SO RUMSEUFZEN!)

10. Die teuerste Anschaffung?

Der Umzug mit all seinen Folgekosten. Die Umzugskartons waren allerdings umsonst, weil sie mir von einer freundlichen Leserin geschenkt wurden (bin immer noch begeistert). Neue Küchenmöbel, neues Sofa, Sessel, Regale, Kommode, Wandfarbe, Pinsel … you do the math.

11. Das leckerste Essen?

Geburtstagsfressen im Cox.

12. Das beeindruckendste Buch?

Sterntaucher von Astrid Paprotta.

13. Der ergreifendste Film?

Touching the Void.

14. Die beste CD?

Astronaut von Duran Duran. (Die subjektiv beste, nicht die, die alle Kritiker toll finden, oder? Dannisjagut.)

15. Das schönste Konzert?

Eröffnungskonzert der Hamburger Symphoniker. War das einzige Konzert, auf dem ich dieses Jahr war.

16. Die meiste Zeit verbracht mit …?

… dem Kerl.

17. Die schönste Zeit verbracht mit …?

… uns beiden.

18. Vorherrschendes Gefühl 2004?

Keep it coming.

19. 2004 zum ersten Mal getan?

Gesangsunterricht genommen. Eigene Texte auf einer Bühne vor Publikum gelesen.

20. 2004 nach langer Zeit wieder getan?

Verliebt sein.

21. Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?

Neider, Nörgler, Nervensägen, die die Blogs!-Veröffentlichung biestig begleitet und das ganze Erlebnis etwas unschöner gestaltet haben, als ich mir das naiverweise vorher vorgestellt hatte. Die kaputte Waschmaschine, die die halbe Tiefgarage überflutet hat (thank you, Lord, for my Haftpflichtversicherung). Die Beule in meinem Auto, die ich immer noch spazierenfahre, weil ich mich nicht mal für drei Tage von Rocky trennen kann.

22. Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?

Dass ich kein OS X und vor allem keinen Airport brauche. (Bin gescheitert. Und inzwischen auch gerne.)

23. Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?

Nach dem piepsigen und total unmännlichen Tonfall zu urteilen, kam der selbstgebastelte Adventskalender für den Kerl ganz gut an.

24. Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?

Jedes Lächeln, das ich mitkriege, wenn er glaubt, dass ich es nicht mitkriege.

25. Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?

„Ich liebe dich.“

26. Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?

„Ich liebe dich.“

27. 2004 war mit einem Wort …?

Einfach klasse, kurz vor fantastisch. Wo war doch gleich die Repeat-Taste?

Gib mir all dein Gold

Oder wenigstens ein bisschen vom Weihnachtsgeld: Spendenkonto des DRK. Wer lieber woanders was loswerden will – IT&W hat ne Menge Links.

Nebenbei: Das Genöle, dass täglich tausende von Menschen an irgendwelchen anderen Dingen sterben und dass die Leute doch genauso dafür spenden sollten anstatt nur, wenn was passiert, so wie damals beim 11. September oder der Flut in Ostdeutschland, das ist doch total doof, wenn die Leute nur so punktuell blablabla … Klappe halten. Wirklich. Lieber jetzt spenden als gar nicht. Auch wenn man sonst nix gibt. Dann eben jetzt. Passt schon.

The year in pictures

Business as usual at Anke’s: der Rückblick von filmtext. 2003 findet ihr hier am 27. Dezember, 2002 hier am 6. Januar.

Quälendste Filmminute:

Die Kreuzigung in The Passion of the Christ. Die Sekunden, in denen die Leinwand schwarz blieb, während das World Trade Center in sich zusammenstürzte, in Fahrenheit 9/11.

Entzückendste Filmminute:

“No Capes!” aus The Incredibles. Wie Bill Murray mit der Stoffeule in der Hand im Krankenhaus auf Scarlett Johansson in Lost in Translation wartet.

Mit XX hätte ich gerne diesen Film gesehen:

Something’s Gotta Give mit dem Kerl anstatt mit meinem besten Freund. Perfekter Knutschfilm. Schön, wenn dann auch wer zum Knutschen neben einem sitzt.

Freudigste Entdeckung:

Dass Theater eigentlich viel toller ist als Kino.
(Die Spielwütigen.)

Liebste Filmkritik:

Wie immer Stephanie Zacharek von salon.com, von der ich eigentlich jede Kritik mag. Beispielhaft sei hier die zu The Phantom of the Opera genannt, in der sie sich unter anderem fragt, ob die Maske des Phantoms nur deshalb ohne Extra-Befestigung hält, weil sie durch Eiter an seinem matschigen Gesicht festklebt: „The Phantom of the Opera lasts about 629 minutes (or maybe it’s just 627), and it isn’t over until the chandelier falls. If only we weren’t left feeling like its crushed, helpless victims, pinned under 1,000 pounds of cheap crystal.“

Aus dem Film bin ich gegangen:

Aus keinem. Wobei ich dieses Jahr auch nicht so oft im Kino war wie die letzten Jahre. Und wie immer hat nicht jede DVD vor meinen Augen Gnade gefunden. Da waren schon ein paar Stinker dabei.

Aus dem Film hätte ich gehen sollen:

The Terminal, Der Untergang, Ocean’s Twelve.

Hier hätte ich gerne mitgewirkt:

(T)Raumschiff Surprise. Meine Star Trek-Uniform passt nicht mehr.

Knutschen würde ich gerne mit:

Immer noch mit Viggo oder Kiefer. Aber ich setze mal Gaél Garcia Bernal und Patrick Dempsey mit auf die Liste.

Schönster Filmsatz:

“It’s all going to be gone soon. What do we do?”
“Enjoy it.”

(Eternal Sunshine of the Spotless Mind)

Verfilmt werden sollte mal:

Sag ich nicht. Sonst macht’s womöglich noch wer vor mir.

Ich freu mich auf:

The Aviator. Beyond the Sea. Batman Begins. Sophie Scholl. Meet the Fockers. Million Dollar Baby. House of Flying Daggers. Closer. Kinsey. Alfie. Ray. Sideways und viele weitere Filme mit Ein-Wort-Titeln.

I Heart My Car

Arbeitslohn: 55 Euro
Neue Batterie: 65 Euro
Mehrwertsteuer: 19,20 Euro
„Trinkgeld“ (geh mir weg mit Kleinscheiß): 80 Cent

Wieder durch’s McDrive fahren können: unbezahlbar.

(für Volker)

Vergissmeinnicht

(Update 3, 23.30 Uhr. Hat sich hoffentlich erledigt. Danke für eure Hilfe.)

Ocean’s Twelve

Ocean’s Twelve (USA 2004, 120 min)

Darsteller: George Clooney, Brad Pitt, Julia Roberts, Catherine Zeta-Jones, Matt Damon, Andy Garcia, Vincent Cassel, Casey Affleck, Scott Caan, Carl Reiner, Elliott Gould, Bernie Mac, Don Cheadle, Bruce Willis, Albert Finney
Musik: David Holmes
Kamera: Chris Connier, Steven Soderbergh (als Peter Andrews)
Drehbuch: George Nolfi
Regie: Steven Soderbergh

Offizielle Seite

Trailer

Ocean’s Eleven hatte eine richtig dämliche Story: Ein Langfinger beklaut einen Casino-Boss, weil der ihm sein Mädel ausgespannt hat. Aber der Film hat sich nicht eine Sekunde lang dämlich angefühlt, weil er schnell war, spannend, lustig, hübsch durchgestylt und weil er einfach lässig aus der Hüfte kam.

Ocean’s Twelve ist eine richtig dämliche Fortsetzung: Diesmal wollen zwei Langfinger sich gegenseitig beweisen, wer den Größeren hat. Und auch dieser Film fühlt sich nicht dämlich an. Sondern fürchterlich langweilig.

Die Geschichte: Der gelinkte Casino-Boss von damals (immer noch schön böse: Andy Garcia) findet das echt total doof, dass die Bande um George Clooney damals einfach so entkommen konnte. Also verlangt er von den Jungs, ihm innerhalb von zwei Wochen sein Geld wiederzubringen plus satten Zinsen. Ich habe bei den ganzen Millionenbeträgen irgendwann den Überblick verloren, aber ich glaube, der Scheck, den Andy zum Schluss kriegt – denn natürlich gelingt das Unterfangen – belief sich auf irgendwas bei 200 Millionen. Da man dafür mehr Casinos ausrauben muss als Las Vegas zu bieten hat und sich außerdem die Produktionsdesigner gedacht haben, ach lass uns doch mal in Europa drehen, da ist es billiger, landen die Jungs im malerischen Amsterdam, am Genfer See und in Rom, um irgendwas Wertvolles zu klauen.

Von Anfang an ist ihnen dabei eine allwissende Polizistin auf den Fersen – Catherina Zeta-Jones, die sich nie für einen britischen oder amerikanischen Akzent entscheiden kann, aber dafür gerne 10-Zentimer-Absätze und enge Röcke im Dienst trägt. Bei der Tatsache, dass die Polizei eine Rolle spielt, fängt der Film schon an zu nerven. Ocean’s Eleven war immer ein kleines strategisches Sandkastenspielchen: Du hast meine Frau, dafür mopse ich dir deine Kohle. Und dafür hole ich nicht meinen großen Bruder, sondern eine total dufte Bande von Kumpels, die alle ganz lustige Fähigkeiten haben. In Ocean’s Twelve dürfen Kommissare ermitteln, es gibt Formulare, die unterzeichnet werden müssen, es gibt sogar eine Rede von Zeta-Jones vor Europol. Dadurch, dass man plötzlich einen staatlichen verbeamteten Gegner hat und nicht mehr nur ein paar Überwachungsmonitore in einem Casino, kriegt das Ganze einen sehr schweren Anstrich.

Vor allem: Es geht ja eigentlich gar nicht um die klassische Räuber-und-Gendarm-Posse. Es geht viel mehr darum, dass ein Meisterdieb namens Nightfox (nett: Vincent Cassel) den Jungs um George beweisen will, dass er ein viel tollerer Dieb ist, ätschibätsch. Deswegen lässt sich George auf eine Wette ein: Die beiden versuchen, das Gleiche zu klauen, um ein für allemal festzustellen, wer nun der Bessere sei. Und weil man in Europa ist, klaut man kein schnödes Geld, sondern ein Fabergé-Ei. Vive la culture.

Nebenbei spielt übrigens auch noch der verschollene Daddy von Catherine eine Rolle, welche vor Jahren eine Affäre mit Brad Pitt hatte, und es geht noch um den großen, geheimnisvollen Mentor des Meisterdiebs und wahrscheinlich auch noch um den Kennedy-Mord, aber da habe ich schon nicht mehr zugehört. Das waren mir eindeutig zu viele kleine Geschichtchen, die sich zu einer großen zusammenfügen sollten, aber die stattdessen alle unbefriedigend aufgelöst wurden, weil sie eben blöderweise aufgelöst werden mussten; das gehört sich schließlich so. Ich für meinen Teil hätte auf sie verzichten können. Es wäre so einfach gewesen, das Rezept des ersten Teils zu wiederholen: Garcia will sein Geld zurück, George und Gang klauen irgendwas, fertig. Aber stattdessen musste wahnsinnig viel Ballast um die Grundidee rumgestrickt werden. Und ich habe mich zwei lange Stunden gefragt: warum?

Aber selbst den überladenen Plot hätte ich Ocean’s Twelve verzeihen können, wenn er mich wenigstens unterhalten hätte. Aber all das, was an Ocean’s Eleven so charmant war, hat hier nicht geklappt. Angefangen bei der Bande: Was für ein Genuss war es im ersten Teil, Brad und George zuzuschauen, wie sie ihre Spießgesellen rekrutieren. Und welche Fähigkeiten sie alle hatten! Jeder durfte zeigen, was er kann, und alles, was sie uns im Vorfeld vorführten, tauchte elegant und clever im großen Raubzug wieder auf. Diesmal hatte ich das Gefühl, es waren nur zufällig die gleichen Schauspieler dabei. Es hätten auch komplett andere sein können – keiner von ihnen macht irgendetwas Besonderes; eigentlich stehen sie alle nur gut gekleidet in der Gegend rum, reden über einen tollen Bruch, und dann ist der Film vorbei. Die meisterhaften Fähigkeiten haben diesmal der Silverfox und die Zuträger der Bande, die Hologramme basteln und wichtige Informationen haben. Die Jungs selbst dürfen stattdessen über Georges Alter spekulieren oder Matt Damon verarschen.

Einziger Lichtblick im Film und die Viertelstunde, die wirklich Spaß gemacht hat: als Julia Roberts einen Filmstar doubeln soll, um so ins Museum und zum Ei zu kommen. Und der von ihr gedoubelte Filmstar ist: Julia Roberts. Viele kleine Gags und Anspielungen machen hier jede Minute zum Vergnügen, angefangen von der tatsächlichen Namensgleichheit ihrer beiden Ehemänner: Filmgatte Ocean und Wirklichgatte Moder heißen beide Danny. Natürlich trifft die falsche Julia auch noch einen echten Star, und zwar keinen geringeren als Bruce Willis, dem sie, ganz weiblicher Fan, kreischend in die Arme fällt. Hier macht der Film wieder Spaß, hier kommt ein wenig von der ironischen Leichtigkeit durch, die den ersten Teil so schön dahinplätschern ließ.

Ich habe vieles aus Ocean’s Eleven vermisst: die plüschige und glitzernde Falschheit von Las Vegas, durch die der Film von vornherein eine nicht ernstzunehmende Grundstimmung bekommen hat. Das spielerische Tresorknacken, was wie ein Lausbubenstreich aussah und den ganzen Millionen von Dollar etwas Spielgeldhaftes gab. Und das Gruppengefühl der elf Panzerknacker, das aus den einzelnen Akteuren ein Dreamteam gemacht hat.

Ocean’s Twelve sollte wohl eine Neuauflage dieses spielerischen Gefühls sein. Stattdessen ist der Film schwerfällig und wirkt in vielen Szenen wie ein bewusstes Zitat. Jedesmal, wenn Brad Pitt isst, soll man sich daran erinnern, dass er sich in Ocean’s Eleven auch die ganze Zeit den Bauch vollgeschlagen hat. Aber woran man sich stattdessen erinnert, sind die Spiellust und die gute Laune, die der erste Teil gemacht hat. Und deshalb wird einem in jeder dieser „geklauten“ Szenen bewusst, wie bemüht und vor allem langweilig der zweite Teil geworden ist.

Und dann war da noch …

… die Urlauberin in Phuket, die willigen RTL-Reportern ihr Leid klagt, dass niemand von den Einheimischen dafür sorgen würde, dass die Strände aufgeräumt würden. Da könne ja wirklich keine Urlaubsstimmung mehr aufkommen. Wo man doch so schön Devisen ins Land bringe.

Deutsch ist katholisch. Englisch ist evangelisch.

Olaf Nicolai
Interieur / Landschaft. Ein Kabinett 1996–97.
Steine, Pflanzen, Licht, Tapeten, Fotografien.
Installation documenta X, Kassel

(via 18. Oktober)

Zur freundlichen Beachtung

The Fernsehratgeber blogs again. Welcome home.

(Edit: Und die Nebenstelle ist auch wieder da. Weihnachten.)

Pretty when you cry

Das Nichtmädchen hat ihren Jahresrückblick gemacht und dabei auch ihre fünf Lieblingsblogs aufgezählt. Ich habe es nach Frau Lu auf einen ehrenwerten zweiten Platz geschafft, allerdings mit dem Zusatz: „auch wenn sie nachlässt – oder täuscht das?“

Das frage ich mich seit einigen Wochen oder Monaten auch. Ich habe seit längerem das Gefühl, wieder und wieder das Gleiche zu schreiben. Agenturkleinkram, Filmartikel, mal kommentiert, mal nicht, wie geht’s mir heute, was macht der Kerl … die Filmkritiken sind viel weniger geworden, seitdem ich jemanden habe, mit dem ich regelmäßig meine Abende verbringe anstatt alleine ins Kino zu gehen. Ich habe deswegen ein schlechtes Gewissen, aber gleichzeitig sehe ich nicht ein, deswegen ein schlechtes Gewissen zu haben, weil es ziemlich klasse ist, nicht mehr allein zu sein. Aber genau dieses Nicht-mehr-allein-Sein hat bei mir dazu geführt, anders zu schreiben. Oder bilde ich mir nur ein, anders zu schreiben?

Ist etwa doch was an der Theorie dran, dass man besser schreibt, wenn man schlecht gelaunt ist? Wenn ich mich durch meine alten Einträge klicke, gerade die, die zu Therapiezeiten entstanden sind, klingt des Öfteren eine Suche durch, ein Sehnen, ein Wunschdenken, Fantasie, Bilder, Unfassbares. Wenn ich meine momentanen Einträge lese, klingt alles nach geordnet, fertig, passt schon. Was sich in meinem realen Leben ganz, ganz wundervoll anfühlt, sorgt in meinem „Zweitleben“, nämlich dem, das ich in der Öffentlichkeit führe, dafür, dass sich dieses Leben anscheinend immer langweiliger liest.

Andererseits gibt es Weblogs, die trotz glücklicher Beziehung und geregeltem Alltag der Schreiber stets gut sind, immer Neues bieten, täglich ungewöhnlich bleiben. Also kann man die Theorie des „Nur gut, wenn scheiße drauf“ getrost in die Tonne treten. Was ist es dann?

Meine Faszination mit dem Medium ist nicht mehr ganz so groß wie am Anfang. Obwohl ich nicht zu den ganz early adopters gehöre, deren Weblogs noch in kleinen finnischen Clubs gespielt haben, bin ich doch schon etwas länger dabei. Das Neue ist inzwischen nicht mehr neu, die „Szene“ viel unübersichtlicher geworden, die Leserschaft vielleicht etwas fordernder. Die Alternativen sind nur einen Klick entfernt; wo es mir nicht gefällt, verweile ich gerade noch zwei Sekunden, bevor mich diese Seite nie wieder sieht. Man muss lauter brüllen, um überhaupt noch wahrgenommen zu werden. Oder man muss anders brüllen als der Rest, einen eigenen Inhalt haben, eine eigene Stimme.

War meine Stimme jemals unverwechselbar? War ich jemals „anders“ und doch so gefällig, um eine konstante Leserschaft an mich zu binden? Ich kann es nicht sagen, ich konnte noch nie über meinen eigenen Kram urteilen. Ich erinnere mich daran, fünfzehn verschiedenen Leuten meine Textauswahl für das Blogs!-Buch vorgelegt zu haben, einfach, weil ich nicht sagen konnte, welcher Text buchwürdig war und welcher zu persönlich, zu banal, zu langweilig. Und selbst jetzt, wo das Buch raus ist und die Texte damit unveränderlich, bin ich mir nicht sicher, ob ich nicht den dämlichsten Grütz im ganzen Buch geschrieben habe.

Der Prozess des Buchmachens hat meine Faszination für das Thema Weblog auch ein wenig verändert. Die Zusammenarbeit mit so vielen Autoren schafft Reibungspunkte; nicht jeder kann mit allen anderen etwas anfangen. Einige haben sich von Anfang an relativ bedeckt gehalten, andere haben sich an die vorderste Front geschmissen; ich habe das gemacht, was mir zum jeweiligen Zeitpunkt richtig erschien. Aber je länger alles gedauert hat, desto weniger sicher war ich mir mit dem, was ich tat, schrieb, in die Öffentlichkeit brachte. Zum Schluss habe ich nur noch brave, politisch korrekte Platitüden abgeliefert oder es zumindest versucht, weil ich keine Angriffsfläche bieten und einfach nur in Ruhe schreiben wollte, ohne immer „eine von diesen Blogs!-Schreibern“ zu sein. So wie vorher auch.

Dass es nicht wieder so werden konnte wie vorher, ist mir inzwischen klar geworden. Niemand kann es allen recht machen, keiner schreibt in einen luftleeren Raum hinein. Ich habe mehrmals unbewusst einen schönen Flame losgetreten, weil ich nicht weiter als bis zur Nasenspitze gedacht und geschrieben habe. Ich habe sicherlich einige Leser, die mich so richtig schön scheiße finden und die sich jeden Tag davon überzeugen möchten, dass ich immer noch richtig schön scheiße bin. Whatever floats your boat. Aber warum kommen die anderen wieder? Die, die mich gerne lesen? Was ist besonders an meinem Weblog? Oder auch: Warum lese ich selbst eigentlich Weblogs?

Ich lese Weblogs aus einem Grund: Der Inhalt desselben überrascht mich, rührt, begeistert, informiert, fasziniert mich und das konstant über einen längeren Zeitraum. Kann ich das mit meinen Zeilen auch? Kann ich qualitativ bestehen neben den anderen Weblogs, die zum Beispiel bei Blogstats mit mir die oberen Ränge bekleiden? Gerade Blogstats sagt mir: Ja, das kann ich anscheinend. Aber wenn ich mich selbstkritisch frage, kann ich es nicht sagen. Ich weiß nicht, warum mich Leute lesen. Ich weiß auch nicht, warum sie mich irgendwann nicht mehr lesen. Und ich weiß nicht, warum mir mein Weblog im Moment nicht mehr ganz so gut gefällt wie vor einem Jahr.

Komischerweise hat das neue Layout und das dazugehörige Redaktionssystem dieses Gefühl nur noch verstärkt, anstatt (wie geplant) ein „frischer“ Neuanfang zu sein. Das Layout gefällt mir immer noch und auch jeden Tag besser, aber mit WordPress habe ich meine Schwierigkeiten. Früher hatte ich ein HTML-Dokument für jede Woche, das ich „händisch“ jeden Abend befüllt habe. Ich hatte tagsüber, bei der Arbeit, keinen Zugriff auf meinen Rechner zuhause und konnte daher nichts zwischendurch posten, selbst wenn ich manchmal gewollt hätte, um aktuell zu sein. Und jetzt, wo ich den Vergleich habe zum Jederzeit-spontan-posten-Können, stelle ich fest, dass ich meine alte Seite vermisse. Ich schreibe nicht befreiter, sondern gehetzter. Ich vermisse den wöchentlichen Rhythmus, mit dem ich das Dokument selbst ins Archiv gestellt habe, das Monatsarchiv gestaltet habe, meine Lieblingseinträge in die jeweiligen Unterkategorien verschoben habe. WordPress macht alles alleine, und ich habe das Gefühl, dass meine Einträge nur noch an mir vorbeirauschen. Alles fließt, nirgends ein Anfang, nirgends ein Ende, ich kotze meine Buchstaben fast mechanisch aus.

Ich weiß, dass diese Stimmung nicht lange anhält – bald gibt es wieder einen Film, zu dem ich etwas schreiben kann (wenn ich denn ins Kino gehe) oder ich finde einen wunderbaren Artikel, zu dem ich meinen Senf dazugeben möchte oder es entsteht mal wieder eine Alltagsbegebenheit, die sich interessanter anfühlt als der Rest meiner unanstrengend gleichförmigen Tage. Aber darauf zu warten, ist zäh. Und ich finde es im Moment selbst schwierig, die Faszination für dieses Weblog aufrecht zu erhalten.

Katherina Dalton, 1919–2004

Das NYT Magazine veröffentlicht in seiner heutigen Ausgabe einen Rückblick auf die Toten des Jahres 2004. Neben den bekannteren Namen wie Marlon Brando, Rick James, Helmut Newton und Elisabeth Kübler-Ross findet sich auf der illustren Liste auch Katherina Dalton, die „Entdeckerin“ von PMS: The Prophet of PMS.

Dalton and Greene coined the term PMS in a pivotal paper they wrote in 1953. And it was Dalton’s tireless efforts that put PMS on the map. She wrote up case studies of women brought back from the brink by progesterone therapy. She did large-scale studies that showed schoolgirls’ grades declined by 10 percent premenstrually, followed by a 20 percent increase postmenstrually. She found that half of all female suicides in England in the 50’s and 60’s occurred in the four days before menstruation, as did half of crimes committed by women. Her best-selling books were revered by readers, but the medical establishment was ambivalent about her findings. Dr. John Studd, a British contemporary, called her methods the biggest medical scandal of the 20th century. Anne Walker, a feminist psychologist, questioned whether cramps and moodiness amounted to “disease.” Still, women surged toward Dalton for help.

Springfield/Slough

Ricky Gervais, verantwortlich für das wundervolle Office, schreibt eine Episode für die wundervollen Simpsons:

Having originally agreed to follow Tony Blair, Paul McCartney, Bill Clinton and countless others by voicing a character, he has now agreed to go one stage further at the behest of the show’s creator. Matt Groening, a fan of British comedy in general and The Office in particular, asked Gervais to write an episode after meeting him in Los Angeles last year when the British comedy won two Golden Globe awards. “It was embarrassing, because he was saying how much he loved The Office and I was saying how much I loved The Simpsons. It turns you into a nerd because I was quoting bits of the show back at him,” said Gervais.

The pair met for lunch before Wednesday’s British Comedy Awards in London, where Groening was given an outstanding contribution award. Gervais and co-writer Stephen Merchant also won a prize for their work on The Office. Having agreed to write the script with executive producer Al Jean, Gervais said he had already completed a first draft. “I bang it down, give it to them, they make it funny and I claim the credit,” he said. “I feel like I know Homer. It’s a joy.”

Darf ich erwähnen, dass es unter der Motorhaube eines BMW viel üppiger aussieht als unter der eines Fiat Uno? Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich eben ziemlich ratlos vor meinem Schatz gestanden habe und mich nicht entscheiden konnte, ihn vollzufluchen oder vollzujammern, weil er nicht anspringt, obwohl er das doch gestern brav und mehrmals getan hat. Die Batterie geht (Test: Autoradio läuft), der Anlasser funktioniert (Test: gibt Laut), also hoffe ich, dass es nur ein doofes Kabel ist, das die Lichtmaschine nicht mehr findet. Mein Problem ist, dass ICH die Lichtmaschine auch nicht finde und deswegen nicht überprüfen kann, ob meine grandiose Laientheorie stimmt. Was anderes fällt mir nicht ein, denn andere Probleme hatte ich in meinem Autofahrerleben noch nicht. Wenn irgendjemand noch eine weitere Idee hat oder (viel besser) einen Kumpel/eine Kumpelin, die Sonntags total wild drauf ist, fremden Bloggerinnen zu helfen, DIE DOCH NUR MAL EBEN ZU MCDONALD’S WOLLTEN, dann bitte flugs melden, ehe der Kerl einen Nervenzusammenbruch bekommt, weil ich hier nölend im Bettchen sitze und hungrig bin und NICHT SISSI GUCKEN KANN, weil Herr Kerl Sport sehen will.

Weihnachtssteno

Schokolade, Schokolade, Schokolade mit Sprachschnitzern („Valrhona ladet Sie ein“), Elfriede Jelinek (mit kleinem „Nobelpreis für Literatur 2004“-Aufkleber), Ingeborg Bachmann, einen kleinen Unkostenbeitrag von meinen großzügigen Eltern und eine (yeah! meine alte ist seit einem Jahr kaputt) Lavalampe. Zu essen gab’s klare Tomatensuppe mit Kräutercroutons, Rinderfilet in Mandelparmesankruste mit Backkartoffeln und grünen Bohnen, pochierte Birne mit Zimtsahne, Aldi-Rotwein. In der Kirche haben wir Oh du fröhliche, Stille Nacht, heilige Nacht, Lobt Gott, ihr Christen allzugleich und noch ein Lied, das ich nicht mal kannte, gesungen (schön), aber die Predigt war grottenlangweilig (doof). Hinfahrt: eine knappe Stunde, in der wir per Radio erfahren haben, dass die Arche Noah von Playmobil leider ausverkauft ist; Rückfahrt: knapp eineinhalb Stunden, in denen wir unter anderem Rudolph the Red-Nosed Reindeer in einer Fassung von Ray Charles gehört haben. Dazwischen haben wir Papa seinen DVD-Player erklärt, meine Schwester hat die Geschenke von ihren Firmenlieferanten für eBay-tauglich befunden und meine Mama hat ihren neuen Schmuck präsentiert. Christmas as usual, nur diesmal mit Kerl. Schön war’s und ist es immer noch. Ich probiere jetzt die nächste Schokolade.