Ich habe vorgestern auf Twitter gefragt, wo man denn wohl eine richtig schöne, altmodische, dickbauchige, gemütliche Teekanne herbekommen könne. Ich erzähle Ihnen mal, wie es zu dieser SPANNENDEN Frage kommen konnte.
Neuerdings bin ich völlig dem Teekonsum verfallen. Meine Wasserkisten setzen Staub an, ich habe schon ewig keine Nespresso-Kapseln mehr nachgekauft, Coke Zero gibt’s bei uns eh nicht mehr – aber dafür stapeln sich in der Speisekammer die kleinen und weniger kleinen Tüten mit Tee. In einem Pappkarton, den ich – aus Ermangelung einer echten – liebevoll „Teekiste“ nenne, steht der grüne Tee friedlich neben dem weißen, der Früchtetee neben dem Rooibos, der Honeybush (immer noch nicht probiert) neben dem Ceylon und der Assam neben dem Darjeeling. Und deswegen habe ich natürlich auch eine Teekanne. Ich habe sogar zwei. Wozu also noch eine dritte? Ganz einfach.
Als die Teesucht ausbrach, hatte ich nur grünen Tee im Haus. Beziehungsweise der Kerl, dem ich fast alle Vorräte weggetrunken habe. Grünen Tee trinke ich am liebsten ohne irgendwelchen Schnickschnack drin, und deswegen reichten meine Thermoskanne und die riesige Ikea-Teetasse.
Das ist meine Thermoskanne. Sie ist ein Geschenk meines Patenonkels, und sie befindet sich seit meinem Auszug von zuhause in meinem Besitz. Sie hat in fünf verschiedenen Wohnungen in drei verschiedenen Städten gestanden und in ihr war noch nie etwas anderes als Tee. Sie mag aus hässlichem roten Plastik sein, aber es ist MEIN hässliches rotes Plastik und ich liebe diese Kanne wie manche Menschen ihre hässlichen Hunde lieben (die hoffentlich nicht aus Plastik sind).
Das ist die großzügig dimensionierte Ikea-Tasse. Ikea halt. Weiß und schlicht, wie auch der Rest meines Geschirrs. Der Löffel kommt aus der Bubblör-Serie, und ich gebe zu, dass ich ihn auch wegen des Namens gekauft habe. Ich brauche eigentlich keinen Löffel für Tee, in den ich nichts reinrühre, aber irgendwie mag ich es, wenn auf einer Untertasse ein Löffel liegt.
Somit wäre eigentlich alles gut. Ich habe eine schöne Tasse, eine weniger schöne, aber dafür umso mehr geliebte Kanne – wo ist das Problem? Das Problem ist: schwarzer Tee.
Nachdem ich nämlich den Tee vom Kerl leergetrunken hatte, bin ich auf die tolle Idee gekommen, mir ein Probepaket grünen Tee von TeeGschwender schicken zu lassen. Die schlauen Menschlein haben nicht nur den bestellten Tee ins Päckchen gelegt, sondern dazu noch ein Buch mit ihren vielen tollen Sorten, die alle blumigst beschrieben wurden, und ein paar Probetütchen schwarzen Tee.
Ich hatte zum letzten Mal vor gefühlt 25 Jahren schwarzen Tee getrunken, damals, als man sich mit seinen Freundinnen zu „Tee-Partys“ getroffen hat. Deswegen hat auch jede Frau in meinem Alter einmal in ihrem Leben ein Teeservice geschenkt bekommen, in dem gnadenlos Erdbeertee und Vanillesahnetee serviert wurden. Sie erinnern sich? Ich auch. Daher stand ich der Probetüte Darjeeling etwas skeptisch gegenüber, habe sie aber trotzdem aufgegossen (geschenkter Gaul und so) – und wollte danach nie wieder anderen Tee trinken. Also außer den ganzen gerade erstandenen grünen Teesorten.
Ich habe also noch ein paar Päckchen schwarzen Tee geordert und mich brav an die Tipps im Teebuch gehalten, die mir Milch oder Sahne oder Kandis oder Zucker ans Herz legten. Ich war misstrauisch, aber inzwischen weiß ich: Ich liebe Tee mit Milch. Ein Hauch Zucker darf es auch sein, aber Hauptsache Milch. Wieso hat mir das nie jemand erzählt, wie toll schwarzer Tee mit Milch schmeckt?
Und hier entstand das Problem: Ich brauchte ein Milchkännchen. Und eine Zuckerdose.
Die Lösung: Omis Kaffee- und Teeservice, das ich ebenfalls seit Jahren von Wohnung zu Wohnung schleppe, ohne es wirklich zu benutzen. (ABER ES IST SO SCHÖN!) Das hat natürlich ein Milchkännchen. Und eine Zuckerdose.
Und diese wunderhübsche Dose, die ich noch nie benutzt habe, aber deren Deckel ich ab und zu mal öffne, damit sie sich nicht so vernachlässigt vorkommt. Ich glaube, sie ist für Gebäck oder Konfekt da, aber ich weiß es nicht. Oder ist sie etwa eine runde Butterdose? Außerdem hat dieses Service wunderschöne ovale Platten, die besonders mit Schokomuffins sehr gut zur Geltung kommen. Und Eierbecher!
Und natürlich Tassen und Untertassen, auf die ich nur meine Silberlöffel lege. Wenn ich meine Bubblörlöffel auf Omis Untertassen platzieren würde, käme ich mir vor, als würde ich meine Füße auf den Tisch packen und erstmal auf den Boden spucken, bevor ich mit abgespreiztem kleinen Finger ein Schlückchen Tee nähme.
Ich benutze natürlich einen Zuckerlöffel, anstatt einen schnöden Teelöffel in die Zuckerdose zu tauchen. Noch lieber würde ich meine Zuckerzange nutzen, aber ich brauche keinen ganzen Würfel Zucker für eine Tasse. Überhaupt finde ich immer mehr Zeug in meinen Silberkästen, das ich gerne benutzen würde, zum Beispiel die ganzen Vorlegegabeln, von denen ich nicht genau weiß, was sie vorlegen sollen. Neulich fragte mich meine Mutter, ob ich ihren Sardinenheber haben wolle. Ich wusste nicht mal, dass es einen Sardinenheber gibt und ich esse auch keine Sardinen, aber SELBSTVERSTÄNDLICH will ich einen Sardinenheber haben!
Zurück zum Tee, obwohl ich gerade ein wenig Appetit auf Muffins und Fisch verspüre. Das Service hat natürlich auch eine Teekanne. Sie würde mein kleines Tee-Emsemble auf dem Sofa hervorragend komplettieren – wenn ich ein Stövchen hätte. Habe ich aber nicht. Also nutze ich die hässliche rote Plastikkanne, aus der ich vorsichtig Tee in die winzig-kleinen Teetassen von Omi gieße und finde das alles irgendwie unpassend. Jetzt könnte ich mir natürlich einfach ein Stövchen kaufen und alles wäre super, denken Sie? Nein, nein, das wäre zu einfach.
Denn die schon angesprochenen winzig-kleinen Teetassen (die hier im Bild perspektivisch völlig falsch aussehen) machen den Teegenuss, gerade bei spannenden Büchern oder Serien, sehr anstrengend. Bei einer 20-minütigen Sitcomfolge muss ich viermal auf Stopp klicken, um Tee nachzuschenken, Milch nachzukippen und den Zuckerlöffel in Richtung Tasse zu balancieren. Deswegen würde ich gerne die großen Ikea-Tassen benutzen. Aber dazu passen ja Milchkännchen und Zuckerdose nicht! PROBLEME ÜBER PROBLEME! Daher bin ich auf die unglaublich schlaue und sparsame Idee gekommen, einfach ein neues Teeservice zu kaufen, vielleicht in weiß, mit dicker Kanne, Stövchen und weniger filigranen Zuckerdosen und Milchkännchen, die hoffentlich zu den Ikea-Tassen passen.
Bei den ganzen tollen Tipps, die aufgelaufen sind, ahne ich aber, dass ich ein komplett neues Service kaufen werde. Das hat man davon, wenn man mal ganz unschuldig auf Twitter eine Frage stellt. Machen Sie das bloß nicht.