The Genius of Design

Schön im wahrsten Sinne des Wortes: Die ersten beiden Folgen der wunderbaren BBC-Serie The Genius of Design sind auf Vimeo zu finden. Mehr beim Guardian, alle Links via Rivva.

Ich hoffe, die dritte (oder war es die vierte?) Folge ist auch bald im Netz, denn in der ging es unter anderem um Design während des 2. Weltkriegs. Mein persönlicher Lieblingsmoment, der auch im Guardian-Artikel angesprochen wird, waren die unterschiedlichen Panzergestaltungen. Der deutsche Panzer sah in meinen Augen eben aus wie ein Panzer – bis der russische neben ihm ins Bild gezuckelt kam. Auf einmal sah man, wie ausgeklügelt der deutsche Panzer war, wie fast elegant seine Proportionen – und wie aufwendig. Eben weil er mehr war als einfach ein Ding auf Ketten mit ner Riesenwumme vorne dran, war er fürchterlich teuer und so umständlich zu produzieren, dass die Wehrmacht damit einfach nicht nachkam. Im Gegensatz zur Roten Armee, die die Dinger massenweise in die Schlacht werfen konnte. Zum Glück, wie ich im Nachhinein sagen möchte.

Aus dieser Sendung habe ich mir auch ein Buch gemerkt: Designing Modern Germany. Empfehle ich einfach mal, ohne es schon gelesen zu haben.

Edit: Danke an René für den Hinweis auf Nerdcore, wo alle Teile der Doku zu finden sind. Wo auch sonst.

Mein neues Spielzeug

Ich lese viel auf dem iPad. Mehr mache ich damit eigentlich nicht – ich habe einen Film und eine Serienfolge darauf angeschaut, und ja, die Bildqualität ist toll, und ja, das sieht alles super aus, aber meine Güte! das spiegelnde Display nervt wie nichts Gutes und man muss das Ding eben die ganze Zeit in der Hand halten. Oder sich so wie ich einen extrem uncoolen iPad-Ständer aus zwei Sofakissen basteln, die im Sommer nicht ganz so viel Spaß auf den Oberschenkeln machen.

Aber zum Filmegucken habe ich ja auch mein MacBook. Das iPad wollte ich haben, um eben darauf zu lesen. Und das klappt ganz hervorragend. Im Folgenden möchte ich kurz aufschreiben, wie sich einige Magazine voneinander unterscheiden und wie sich eBook-Lesen so anfühlt.

eBooks – iBook-Store

Der iBook-Store ist leider bis jetzt nur eine müde Ausrede für einen Buchladen. Seitdem ich das iPad habe, hat sich die Anzahl der Bücher im Store nicht großartig verändert. Lausige 75 Sachbücher sind zu haben (und davon sind gefühlt fünf von Dieter Bohlen), und auch bei der Belletristik sieht es nicht viel besser aus. Hier sind zwar 35.000 Titel käuflich zu erwerben, aber davon ist die Hälfte französisch (auf englisch gibt’s dafür so gut wie nix) und meist nicht viel günstiger als die Papierversion. Von den 50 Büchern auf meinem Amazon-Wunschzettel war ein einziger Titel zu haben, wobei dort allerdings auch Comics und Englischsprachiges vorherrschen. Trotzdem. Der iBook-Store ist bis jetzt eine schlecht sortierte Bahnhofsbuchhandlung. Da habe ich auch nichts davon, dass ich das Buch von jetzt auf gleich mitten in der Nacht aufs iPad ziehen kann, wenn es mich nicht die Bohne interessiert.

Aber: Das Lesen an sich im iBook-Reader gefällt mir sehr gut. Am rechten Rand des „Buches“ sind wirklich Buchseiten zu sehen, man blättert durch Ziehen weiter anstatt durch einfaches Drauftippen. Durch das Tippen aktiviert man nämlich die Menüleiste, mit der man eine andere Schrift wählen kann (wobei meine geliebte Garamond leider fehlt), es wird angezeigt, auf welcher Seite von wievielen man ist, man kann Lesezeichen setzten, Sätze kopieren oder markieren. Man kann außerdem die Leserichtung des iPads feststellen; das heißt, das Bild dreht sich nicht automatisch mit, wenn man sich anders hinsetzt oder -legt. Ich finde das alles recht hübsch – fehlen nur die guten Bücher.

eBooks – Die Kindle-App

Mit der Kindle-App stehen einem sofort bergeweise mehr Bücher zu Verfügung – nämlich (fast) das komplette Amazon.com-Angebot; einige Werke sind mal wieder nur in Amerika und nicht in Europa zu haben, was ich nicht verstehe, denn auf Papier könnte ich mir das Ding schließlich auch nach Europa schicken lassen. Außerdem ist nicht jedes Buch aus Papier auch aus Bits zu haben, aber die Auswahl ist im Vergleich zum iBook-Store ungleich größer. Ich dachte, ich hätte das Paradies gefunden, aber: Leider kann man die Bücher, die man über die Kindle-App kauft, nicht im iBook-Reader lesen, sondern natürlich nur über die App. Und die ist so dermaßen lieblos gestaltet, dass das Lesen längst nicht so viel Spaß macht wie der iBook-Reader. Keine Seiten am Rand, einfach nur eine weiße Fläche mit schwarzer Schrift, nicht mal den Hauch einer Anmutung von 3D. Das Menü zeigt auf Tipp unter anderem in Prozent (!) an, wie weit man sich schon durch’s Buch gearbeitet hat, man kann die Schriftgröße ändern und die Helligkeit, und das war’s. Hm.

Ich hätte nicht gedacht, dass ich als taktiler Mensch, der Buchseiten so mag und ihren Geruch und das Gefühl, beim Lesen mit den Fingern an ihnen rumzuspielen, genussvoll auf dem iPad lesen kann. Kann ich nämlich. Den kostenlosen Winnie the Pooh habe ich natürlich schon durch, und immerhin hat der iBook-Store Zugriff auf die ganzen lizenzfreien Bücher in der Gutenberg-Sammlung. Daher schmökere ich jetzt gerade parallel bei Huckleberry Finn und drei, vier Buchanfängen im Kindle, die ich mir als Leseprobe geladen habe. Das Lesen selbst ist wirklich angenehm. Aber, und das ist das dicke Aber: Irgendwie lenkt es ab, soviele Bücher gleichzeitig in der Hand zu haben. Und das Internet. Und meine Mails. Und Twitter. Ich merke, dass ich mich bei eBüchern nicht so gut konzentrieren kann. Bei Magazinen ist das lustigerweise nicht so; da kann ich entspannt stundenlang lesen.

Magazine – Der Spiegel

Der Spiegel ist ab Samstag, 22 Uhr, zum Download zu haben – zum gleichen Preis wie die gedruckte Ausgabe, mit ein paar Bildergalerien und Filmchen, die man von SpON kennt, sogar teurer: 3,99 kostet der „Spaß“, ein Zeitschriftenlayout fast unverändert auf dem iPad lesen zu dürfen. Ich gebe zu, ich habe bis jetzt jede Ausgabe gekauft, einfach weil es geht und weil ich am Wochenende mehr Zeit zum Spiegel-Lesen habe als in der Woche. Aber: Es ärgert mich, dass sich anscheinend niemand mal hingesetzt und das Layout an das neue Medium angepasst hat.

Hochkant ist es zweispaltig, im Querformat dreispaltig, und am unteren Bildrand wird angezeigt, auf welcher Seite von wievielen man sich im Artikel befindet. Das ist alles hübsch, aber: Wenn der Artikel mit einem Bild anfängt (was man beim Spiegel ja ganz gerne macht), kommt eine eventuelle Fußnote an der Bildunterschift erst auf der letzten Artikelseite. Mitten im Text finden sich dutzende von Bindestrichen, die wahrscheinlich aus dem Print-Layout stammen, und weil die Artikel eben nicht fürs iPad gestaltet wurden, gibt es auch gerne mal eine letzte Seite, auf der nur ein Wort oder ein Satz stehen. Unschön. Beziehungsweise doof. Das können andere besser:

Magazine – Time Magazine

Das Time Magazine ist elektronisch günstiger zu haben als am Bahnhofskiosk: Es werden ebenfalls 3,99 fällig, während ich für die Printausgabe 6, 7, 8 (?) Euro zahlen muss. Und: Das Magazin ist eindeutig fürs iPad gelayoutet worden, sowohl im Hochkant- als auch im Querformat.

Schöner sieht es quer aus: Da ist es eine gelungene Übernahme des Heftlayouts, Bilder und Text sind gemischt, man hat keine Bleiwüste, sondern wirklich ein Magazin.

Und: Genau wie bei der Wired, die ich mir auf dem Kerl’schen iPad angeschaut habe, „blättert“ man hier anders: Von Artikel zu Artikel kommt man „von links nach rechts“, den Artikel lesen kann man, indem man nach unten scrollt bzw. tippt. Angenehmer und übersichtlicher als beim Spiegel, wo man sich von links nach rechts durch das Heft arbeitet (oder natürlich einzelne Artikel im Inhaltsverzeichnis in der Menüleiste abrufen kann). Time hat auch ein Inhaltsverzeichnis, das ebenfalls extra gestaltet wurde: Statt nur einen Textlink zu setzen, bekommt jeder Artikel hier noch ein Bild, was die Orientierung erleichtert, denn Time springt nach dem Beenden der App immer wieder aufs Titelbild zurück. Da fand ich den Spiegel gelungener, denn der zeigt beim erneuten Öffnen die jeweils zuletzt gelesene Seite.

Das Hochkantlayout von Time funktioniert etwas anders: Hier hat man den kompletten Text auf einer Seite; man blättert also nicht, sondern scrollt nach unten – und dort befinden sich dann alle Bilder bzw. Bewegtinhalte auf einen Blick. Ist vielleicht etwas übersichtlicher, ich persönlich mochte das „magazinige“ Layout im Querformat lieber.

Apropos Bewegtinhalte: wie beim Spiegel eher gering gehalten, nichts wahnwitzig Aufregendes, kann ich auch drauf verzichten.

Magazine – BrandEins

Wie beim Spiegel – leider kein besonderes iPad-Layout. Besonders überraschungsarm ist das Hochkantlayout; das ist nämlich eins zu eins das Print-Layout, nur eben mit deutlich kleinerer Typo, um die ganze DIN-A-4-Seite aufs iPad zu bekommen. Nicht ganz so lesefreundlich. Im Querformat ist es ähnlich belanglos: Da hat man quasi eine obere und eine untere Seitenhälfte und scrollt eben hin und her. Ich gebe zu, ich bin keine Stammleserin der BrandEins, daher kann ich auf diese App ziemlich entspannt verzichten.

The joy of it all

Ich habe mir das iPad vom Kerl erstmal angeschaut, weil ich mir nicht so sicher war, wie angenehm es beim Lesen zu handhaben ist. Denn, wie gesagt, dafür wollte ich es haben. Und nach einem Abend damit war ich überzeugt: Das geht. Und das geht gut. Wenn ich rücklings im Bett liege, macht es keinen Unterschied für meine Puddingärmchen, ob sie ein Taschenbuch oder das iPad halten müssen. Und auch auf dem Sofa lässt es sich entspannt halten. Ich habe auch bemerkt, dass ich neuerdings nicht mehr mein Macbook durch die Gegend trage, wenn ich zum Beispiel in der Küche ein Rezept aus dem Netz nachkochen will oder beim Kerl im Zimmer vor den englischen TV-Sendern rumlungere, zu denen ich natürlich parallel twittern muss. Stattdessen ist das iPad ein angenehmer Begleiter geworden (auch weil sein Akku deutlich länger hält).

Unterwegs war ich damit bis jetzt allerdings nur einmal (Zugfahrt), denn ich Pappnase habe es immer noch nicht geschafft, mir endlich eine Hülle dafür zu kaufen (für die Zugfahrt habe ich mir das Mäppchen vom Kerl geliehen). Und ohne Schutz will ich das Teil nicht in meinen Rucksack stecken, wo tausend andere Dinge es hämisch zerkratzen könnten. In den zwei Stunden habe ich sehr entspannt damit lesen können, und auch die Sonne hat mich nicht gestört. Beim Filmegucken war das, wie gesagt, ganz anders, das geht meiner Meinung nach überhaupt nicht. Aber zum Lesen finde ich es ziemlich gelungen.

Fehlen halt nur noch ein paar tausend Bücher im iBook-Store. Grrrr.

(Wer unbedingt ein Fazit haben will: Nein, kein Mensch braucht das iPad. Aber schön isses schon. Und sobald die Zeit und die Süddeutsche eine vernünftige App haben, lese ich die beiden auch wieder. Ich lese ja sogar wieder den Spiegel – trotz seines doofen Layouts.)

Rote Linsensuppe

Wie gestern beim Tiramisu gibt’s heute ein Rezept von Caros Liste, das im Original von 101 Cookbooks stammt. Ich habe die Vorlage nur in Grundzügen befolgt, denn wir hatten nur die Hälfte der Zutaten im Haus, aber ich wollte unbedingt ein Süppchen zum Fußball, und deswegen ist das hier ein bisschen Freestyle.

Für zwei sehr hungrige Fußballfans 180 g rote Linsen und 100 g braunen Reis (bei uns war’s Basmati) waschen. In einem Topf eine große Zwiebel, kleingeschnitten, in Olivenöl anschwitzen und mit ungefähr einem Liter Gemüsebrühe aufgießen. Linsen und Reis dazu, zusätzlich einen Teelöffel Chiliflocken, alles 30 Minuten köcheln lassen und fertig. Eigentlich.

Bei uns gab’s noch ein bisschen Tofu oben drauf. Den habe ich 20 Minuten in Sojasauce marinieren lassen und dann kurz in Erdnussöl angebraten. Gleichzeitig sind im 180° heißen Ofen eine gute Handvoll Cashewkerne in zehn Minuten aromatisch geworden. Beides haben wir über die Suppe gegeben, aber im Nachhinein weiß ich: Das hätte es gar nicht gebraucht. Die Suppe hat durch die Chiliflocken eine sehr angenehme Schärfe – ich musste nicht mal nachsalzen –, und durch die Kombination der zerfallenen Linsen (die nebenbei gelb werden) und des noch bissfesten Reis’ hat man schön was zwischen den Zähnen. Ein neues Lieblingsgericht.

Tiramisu

Das Rezept habe ich von Caros langer Liste leckerer Rezepte geklaut. Den Tofu habe ich inzwischen auch schon zubereitet; ich koch jetzt einfach alles nach, was sie vorgeschlagen hat. Aber erstmal was Süßes: Tiramisu.

200 ml Espresso

kochen und abkühlen lassen. Dazu

2 cl Alkohol

geben, zum Beispiel Amaretto, Brandy oder Grappa. Ich habe Amaretto genommen, werde beim nächsten Mal aber Grappa probieren. Auch wenn mir das Herz blutet, meinen guten Grappa für ein Frischkäsedessert zu opfern. (Was geht mit Cognac?)

4 Eigelb mit
80 g Zucker

so lange verrühren, bis eine cremige, helle Masse enstanden ist und der Zucker sich fast aufgelöst hat. Das Mark einer

Vanilleschote

unterrühren. Vorsichtig

500 g Mascarpone

unterheben. Es hilft, wenn man die Mascarpone vorher schon mal durchgerührt hat; sonst hat man einen fiesen Frischkäseklumpen am Kochlöffel. Eine flache Auflaufform mit der Hälfte von

200 g Löffelbiskuits

auslegen, die Kekse mit der Hälfte des besoffenen Kaffees tränken und darauf, man ahnt es, die Hälfte der Mascarponecreme geben. Dann das ganze wiederholen, die Form mit Frischhaltefolie abdecken und für 24 laaaange Stunden in den Kühlschrank stellen. Kurz vor dem Servieren mit einem Sieb

dunklen, entölten Kakao

auf der Masse verteilen und rauf auf die Teller.

Ich mochte das Tiramisu geschmacklich sehr gerne – ich hätte es nur gerne etwas fluffiger gehabt. Das erste Stück haben wir uns nach 24 Stunden Wartezeit gegönnt; dabei schmeckt man den Alkohol recht vorsichtig durch, und die Konsistenz ist noch ziemlich fest. Der nächste Bissen kam nach 48 Stunden: Jetzt haut der Alkohol ganz schön rein, und das Tiramisu ist ein winziges bisschen weicher geworden – allerdings nicht so weich wie ich es gerne hätte. Ich gehe dann mal auf die Suche nach einem etwas luftigeren Tiramisu. Vielleicht reicht es ja schon, noch Eischnee unterzuheben? Ich teste das mal.

(Auf dem Foto sieht man übrigens prima, wie ungleichmäßig ich den Amarettokaffee verteilt habe. Der untere Löffelbiskuit hat anscheinend überhaupt nichts abbekommen.)

Dankeschön …

… an Henning, der mich mit einem Buch überrascht hat, das ich gerade vom Wunschzettel runtergeschmissen hatte, weil ich den Film so oll fand: The Surrogates von Robert Venditti und Brett Weldele. (Warum der Filmtitel kein „The“ hat, habe ich nicht verstanden.) Lustigerweise hat mir gestern der Teilzeitgigant – meine persönliche Bank, wenn es um Comics und Graphic Novels geht – geschrieben, dass das Buch ganz anders als der Film wäre und viel besser und überhaupt. Jetzt bin ich natürlich neugierig und freue mich sehr, dass mir jemand das Buch vor die Nase gelegt hat. Vielen Dank nochmal.

Anpfiff

Von mir aus kann’s losgehen. Der Spielplan ist gebastelt, das Tiramisu zur Eröffnungsfeier kaltgestellt (für den Wein isses noch zu früh und Chips sind doof), mein Trikot ist zwar vier Jahre alt, aber immerhin passt es noch, und mein Weltmeistertipp ist total überraschungsarm Spanien. Laut des Team-o-mat gucke ich am liebsten England, Holland und Frankreich zu, und das stimmt sogar, aber ich drücke trotzdem der deutschen Mannschaft (ich nenne sie liebevoll „wir“) die Daumen. Obwohl ich Geldverdienen mag, bin ich froh, dass meine derzeitige Buchung mir die Freiheit lässt, schon mittags nach Hause zu gehen, denn dann kann ich alle Spiele gucken, die ich will. Nämlich alle. Hab ich letztes Mal auch gemacht (na fast), und das war toll. Kassel oder Kapstadt, Hauptsache Südafrika. ANFANGEEEEEN!

Avatar


© 20th Century Fox

Avatar (Avatar – Aufbruch nach Pandora, USA/UK 2009, 162 min)

Darsteller: Sam Worthington, Zoe Saldana , Sigourney Weaver, Stephen Lang, Joel David Moore, Giovanni Ribisi, Michelle Rodriguez , Laz Alonso, Wes Studi, CCH Pounder
Musik: James Horner
Kamera: Mauro Fiore
Drehbuch: James Cameron
Regie: James Cameron

Trailer

Offizielle Seite

Okay, okay, ich bin ein BISSCHEN spät mit meiner Meinung zu Avatar, schon gut. Aber zuerst hat mein Hund meine Hausaufgaben gefressen und dann … egal. Mein Blog. Los geht’s.

Meine übliche Seifenkiste: der deutsche Titel. Wieso „Aufbruch“ nach Pandora? 99% des Films spielen auf Pandora, und das restliche eine Prozent im Raumschiff auf dem Weg dahin. Unter „Aufbruch“ versteh ich was anderes. Mein konstruktiver Gegenvorschlag: Avatar – Auf die Fresse auf Pandora. Denn obwohl der Film behauptet, es ginge um die Natur und dass wir nett zu ihr sein sollen und auch zu irgendwelchen Bewohnern, die diese Natur vielleicht ganz gerne mögen anstatt irgendwelche Grütze unter der Scholle abzubauen, auch wenn die ganz toll viel wert ist blablabla Toleranz Diplomatie Gaya Wir sind alle Teil der Schöpfung (oder der atheistische Begriff Ihrer Wahl), so ist Avatar dann doch ein klassischer Cameron: dünne Story, viel Geballere. Schade drum, denn die Bilder, die sich nicht mit dem üblichen Gut-gegen-Böse-Showdown beschäftigen, sind wunderwunderschön. Und ich habe den Film auf einem spiegelnden MacBook bei Tageslicht gesehen anstatt in einem dunklen 3D-Kino, wo der Film eindeutig hingehört.

Die Natur, die Avatar entwirft, schillert und schimmert und glitzert und ist eine einzige Verheißung in allen Blautönen, die der Rechner hergibt (denn es ist natürlich alles CGI), viel Grün, viel Gold und zwischendurch ein tiefes, warmes Violett. Alles sieht wie in Schwarzlicht getaucht aus, nur nicht so billig, und ständig blinkt und flimmert irgendwo ein Farbklecks ganz außen an der Wahrnehmung herum. Man möchte sich einen Pulli aus der Optik stricken und nie wieder ausziehen, so warm wird einem um die Augen, und ich persönlich konnte mich überhaupt nicht sattsehen an dem ganzen Pixelplüsch. Und nicht nur die Farben waren begeisternd, auch die Welt, in der sich die Na’vi, die blauen Bewohner von Pandora bewegen, ist atemberaubend: schwebende Berge, silbrig-glänzende Bäume, die Gedanken und Worte von Verstorbenen speichern und sie weitergeben – und meine Lieblingsidee: die Zöpfe der Na’vi, deren Enden eine Verbindung herstellen können zu quietschbunten Reit- oder Flugtieren oder eben den silbrigen Bäumen, mit denen sie sich so geistig vereinen. Schön subtil und sehr clever – ich hätte Cameron auch zugetraut, dass die Jungs und Mädels T-Shirts tragen, auf denen steht „Du, wir sind total eins mit der Natur, du“. Insofern war ich von der Zopfidee angemessen beeindruckt.

Von diesem Zauber ist auch Jake Sully (Sam Worthington) fasziniert, ein Mensch, der die Reise nach Pandora für seinen verstorbenen Zwillingsbruder übernimmt. Denn der hat seine DNA mit der eines Na’vi mischen und so einen Avatar schaffen lassen, der mit den Na’vi Kontakt aufnehmen kann. Sully stolpert recht unerfahren in die Mission; er ist ein ehemaliger Soldat, der jetzt im Rollstuhl sitzt und die lange Reise nach Pandora nur übernimmt, um sich die Operation leisten zu können, die ihn wieder auf die Beine bringt. Eine der schönsten Szenen im Film – und eine, die zeigt, dass auch Schablonen-Cameron echte Gefühle zeigen kann: als Sully zum ersten Mal seinen Avatar „anprobiert“ und plötzlich wieder laufen kann. Völlig egal, dass er drei Meter groß ist, silbrigblau und spitze Ohren hat – als er aus der Krankenstation sprintet und draußen atemlos die Zehen in den erdigen Untergrund bohrt, sieht er so menschlich und glücklich aus wie danach nie wieder im Film.

Apropos Schablone: Die weiteren Figuren sind prima in Gut und Böse einzuteilen, wie praktisch: der geldgierige und skrupellose Selfridge (Giovanni Ribisi), der das Element Unobtainium (are you kidding me?) abbauen will und dazu die Na’vi irgendwie zum Umzug bewegen muss; der ebenso skrupellose Colonel Quaritch (Stephen Lang), ein Soldat, dessen Mannschaft zum Losballern bereit steht, falls die Diplomatie der Avatare versagt; die Hubschrauberpilotin Chacon (Michelle Rodriguez), die von der Schönheit Pandoras schwärmt, und die Biologin Augustine (Sigourney Weaver), von der ebenfalls ein Avatar existiert und die bereits versucht hat, die Blauen auf ihre Seite zu bekommen. Ohne Erfolg. Jetzt darf Sully ran, und schon bei seinem ersten Erkundungstrip geht so ziemlich alles schief, er gerät in Gefahr und wird von der Na’vi-Dame Neytiri (Zoe Saldana) gerettet. Zunächst will sie ihn allerdings mit Pfeil und Bogen erledigen, aber ein Zeichen der Gottheit auf Pandora – in diesem Fall eine Mischung aus fliegenden Quallen und Pusteblumen – überzeugt sie, ihn am Leben zu lassen. Und ihn zum Clan zu bringen. Und ihn zum Krieger auszubilden. Und und und. Alles egal, denn eigentlich weiß man schon nach 20 Minuten, wie der Film ausgeht.

Das macht er dann auch: äußerst überraschungsarm und mit ebenso überraschungsarmen Dialogen (Menschen: hartherzig und rausgerotzt, Na’vi: voller Gefühl und Pathos) steuern wir auf das gute Ende zu. Dazwischen gibt’s noch eine dämliche Liebeszene, denn natürlich wird aus Sully und Neytiri ein Paar – und wo der Film bei so vielen Dingen innovative Ideen hatte (ich komme nochmal auf die Zöpfe und die schwebenden Berge zurück), wird er hier wieder zur Telenovela. Ein Kuss auf die Lippen, ein Wiegen in den Hüften, und am nächsten Morgen wachen die beiden Arm in Arm auf, wie man’s schon tausendmal gesehen hat, er hinter ihr, schnarch, doof. Außerdem im Programm: der Versuch einer Wiederbelebung von Sigourney, was ein bisschen aussieht wie ein Schwangerschaftsvorbereitungskurs im Elbenland.

Ich mochte an Avatar, dass mir wirklich eine (fast) neue Welt gezeigt wurde. Klar sind da Versatzstücke drin, die einem bekannt vorkommen, aber alleine für die Flora und Fauna von Pandora war mir das ausnahmsweise egal. Nicht egal war mir die Musik von James Horner, der ganz zufällig auch die Lord-of-the-Rings-Filme musikalisch unterlegt hat, was man bei Avatar in ungefähr jedem dritten Takt hört.* Und noch weniger egal war mir die ewig lange kriegerische Auseinandersetzung zum Schluss des Films (gefühlt zwei Stunden). Das war dann wieder blödes Action-Kino, ja gut, mit schwebenden Bergen im Hintergrund, aber eben doch Action-Kino. Natürlich blutet einem nach der ganzen gefühligen Na’vi-Kulturkreis-Erfahrung noch mehr das Herz, wenn eben diese Kultur in Feuer und Späne zerlegt wird, aber es macht Avatar auf einmal wieder so irdisch und belanglos, wo der Film mich eben noch ganz weit weg gebracht hatte. Vor allem hier fällt einem dann doch wieder ein, dass ein Großteil des Films aus Bits besteht, denn hier sieht wieder alles nach Computerspiel aus, wo man vorher völlig vergessen hatte, dass man gerade auf eine künstliche Welt mit künstlichen Bewohner_innen guckt. Ich habe, glaube ich, eine Sekunde daran verschwendet, mich kurz über die tollen Oberflächen und die fast echten Bewegungen zu freuen – und dann war das einfach nicht mehr wichtig, weil es so schön war, daran teilzuhaben. Sobald das Geballere losgeht, wartet man allerdings nur noch auf den eingeblendeten Punkte- und Energiestand am unteren Bildrand.

Im Endeffekt bleibt bei mir ein Naja-Gefühl über: teilweise außergewöhnliche Bilder, die von einer absolut gewöhnlichen Story überlagert werden. Schade drum – aber trotzdem ein Kinofilm, der seinen Namen mal wieder verdient hat. Wenn der nicht ins Kino gehört, das dazu da ist, uns die Augen übergehen zu lassen, weiß ich nicht, welcher Film da sonst reinpasst.

* Danke Sonja: Die Musik in LOTR war natürlich von Howard Shore. Dann möchte ich umformulieren: Die Musik in Avatar hört sich an wie LOTR. (Auch nicht besser.)

Der Bechdel-Test:

1. Es müssen mindestens zwei Frauen mitspielen, die
2. miteinander reden
3. und zwar über etwas anderes als Männer.

1. Es spielen einige Frauen mit: Neytiri, die Biologin, die Hubschrauberpilotin, Neytiris Mutter als spirituelle Führerin der Na’vi. Aber
2./3. bis auf Neytiri, die zwei Sätze mit Mama wechselt und der Pilotin, die einen markigen Spruch in Richtung Sigourney bringt, reden die Damen nicht miteinander.

Test bestanden? Nein. Die Dialoge, die den Namen „Dialog“ wirklich verdient haben, finden zwischen Männern oder zwischen Mann und Frau bzw. Na’vi statt.

Der Bechdel-Test

Der Bechdel-Test ging schon vor einiger Zeit durch die Blogosphäre; damals hatte ich ihn zwar wahrgenommen, aber zu wenige Filme gesehen, um ihn wirklich anzuwenden. Im Moment ist mein Filminteresse wieder ein gaaanz kleines bisschen erwacht, nachdem es ein Jahr lang im Koma lag. Daher versuche ich jetzt bei Kritiken jedesmal den Test anzuwenden.

Erdacht wurde er von Alison Bechdel, einer Comiczeichnerin, von der ich bisher nur ihre wunderbare gezeichnete Autobiografie gelesen habe. In einem älteren Comicstrip von ihr erzählt eine Protagonistin, wie sie ihre Kinofilme aussucht, die sie gucken möchte – diese müssen nur einen einfachen Test bestehen.

1. Es müssen mindestens zwei Frauen mitspielen, die
2. miteinander reden
3. und zwar über etwas anderes als Männer.

Hört sich nicht sooo schwierig an – scheint es aber zu sein. Siehe hier.

The Blind Side

The Blind Side (Blind Side – Die große Chance) erzählt die unglaubliche, aber wahre Geschichte von Michael Oher, der seit 2009 bei den Baltimore Ravens Profi-Football spielt. Als eines von zwölf Kindern einer cracksüchtigen Mutter hatte er eine Kindheit und Jugend, die ihren Namen wahrscheinlich nicht wirklich verdient hat. Ein Bekannter bringt ihn auf einer Privatschule unter, indem er seine sportlichen Talente auslobt, die sich damals rein auf seine Körpergröße und -breite beschränkten. Mithilfe aufmerksamer Lehrer_innen schafft es Oher, halbwegs im Unterricht mitzukommen. Seine häusliche Situation ist allerdings nicht ganz so rosig: Als sein Bekannter ihn irgendwann vor die Tür setzen muss, schläft er in Waschsalons, in denen er seine zwei Shirts und Hosen immer wieder wäscht. Eines Nachts läuft er frierend durch die Straßen, als Leigh Anne Tuohy (Sandra Bullock, für diese Rolle Oscar-prämiert), deren zwei Kinder auf die gleiche Schule wie Oher gehen und ihn kennen, mit der gesamten Familie an ihm vorbeifährt – dann anhält, ihn fragt, ob er einen Platz zum Schlafen habe und ihn kurzerhand mit nach Hause nimmt. Wobei „nach Hause“ bedeutet, in eine riesige Villa, denn sie und Gatte Tuohy besitzen dutzende von Fastfood-Restaurants und sind deshalb nicht ganz arm.

Spätestens hier ahnt man, wohin die Reise geht, wenn man sich nicht vorher sowieso schon den Wikipedia-Artikel zu Oher durchgelesen hat. Und wenn die Geschichte eben nur das wäre – eine Geschichte –, wäre sie fies schmalzig und komplett unglaubwürdig. Aber sie ist wahr: Aus dem für dumm gehaltenen Jugendlichen wird ein guter Schüler und College-Student, der schließlich in der NFL spielt.

The Blind Side erzählt die Story sehr geradeaus und überraschungsarm, lässt sich aber trotzdem sehr gut weggucken. Mehr dann aber auch nicht, denn der Film lebt eben von seiner Geschichte und nicht von wilden Kameratechniken oder einem tollen Soundtrack. Bullock ist kaum wiederzuerkennen als äußerst resolute Soccer-Mom, die hier eher Football-Mom ist, die den armen Coach von der Seitenlinie aus anbrüllt, wie er ihren Sohn zu trainieren habe und schließlich selbst aufs Spielfeld marschiert, um Oher zu erklären, was ein Offensive Tackle eigentlich so macht. Ihre Attitüde – ich weiß, was gut für euch ist, ob ihr wollt oder nicht – ist extrem anstrengend, aber hat ja anscheinend Früchte getragen (was sie nicht weniger anstrengend macht). Ich mochte allerdings die Gradlinigkeit der knallharten Oberfläche, die gnadenlos alle Gefühle bzw. Sentimentalitäten unterdrückt. Und der Film wird seiner Figur auch zum Schluss beim tränigen Finale nicht untreu: Auch hier darf Bullock weiter knarzig sein und muss nicht doch typisch-weiblich anfangen, vor allen zu flennen und große Reden zu schwingen. Ihre Tränen sind privat, und das ist auch gut so, und manchmal sind wenige Worte besser als die üblichen Floskeln in XXL.

Der Bechdel-Test:

1. Es müssen mindestens zwei Frauen mitspielen, die
2. miteinander reden
3. und zwar über etwas anderes als Männer.

1. Leigh Anne, ihre Tochter, diverse Lehrerinnen, die Mutter von Michael Oher und eine Angestellte der NAACP, die allerdings nicht mit anderen Frauen redet, sondern nur mit Oher.
2./3. Leigh Anne redet logischerweise mit ihrer Tochter; sie spricht auch mit Ohers biologischer Mutter, die Lehrerinnen sprechen ebenfalls über ihn, was ich aber nicht als „über Männer reden“ bezeichnen würde. In die Kategorie fällt nur „Oh, er hat so schöne blaue Augen, ob er mich auf ein Kaltgetränk einlädt, wenn ich ihn lang genug anlächele?“

Bechdel-Test bestanden? Ja.

Surrogates

Der Film wird in meiner Erinnerung etwas Besonderes bleiben, denn er ist der erste, den ich mir aufs iPad geladen habe, um im Zug was wegzugucken zu haben. Doof, dass es so ein Gegrütze war.

Surrogates (Surrogates – Mein zweites Ich) beruht auf einem Comic, den ich nach dem Film mal entspannt vom Wunschzettel genommen habe. Die Grundidee ist allerdings nicht doof: In einer nicht allzu fernen Zukunft kann sich jeder ein Surrogate leisten, einen Roboter, den man per Gedankenübertragung steuert, während man entspannt zuhause rumliegt – während das Surrogate draußen den Job erledigt, die Wäsche aus der Reinigung abholt und einkauft, aber auch auf Partys geht und mit wildfremden anderen Surrogates rumknutscht. Das Spannende: Den Surrogates kann nichts passieren, sie sind so gut wie unzerstörbar. Und: Sie entsprechen einem seltsamen Idealbild, das der Besitzer von sich hat. Als ich zum ersten Mal Bruce Willis gesehen habe, musste ich wirklich lachen, so glattgepostet und rosig sah der Mann aus. Er sah allerdings auch kaum noch menschlich aus, sondern eher wie Barbies Ken, und alle Surrogates um ihn herum auch. Nur glatte, belanglose Figürchen, während die Besitzer zuhause liegen und altern und ihr Leben von ihrem zweiten Ich leben lassen.

Natürlich gibt es zu dieser wunderbaren Zukunftsvision einen Gegenentwurf: Eine kleine Gruppe „Radikaler“ weigert sich, den Surrogate-Quatsch mitzumachen und lebt in einem selbstgewählten Reservat, in dem hochentwickelte Technik verboten ist. Und ich habe mich auf einmal viel wohler gefühlt, als „echte“ Menschen zu sehen waren, mit Pickel, Bartstoppeln, verwuschelten Haaren und einem Wohlstandsbäuchlein überm Hosenbund.

Die Story ist leider ziemlich vernachlässigenswert, weil man die ganze Zeit damit beschäftigt ist, sich vor den Plastikfressen zu gruseln. Ein Bösling entwickelt eine Waffe, mit der er Surrogates zerstören kann – und die dummerweise den Menschen dahinter auch gleich erledigt. Bruce ist der Cop, der den Fall lösen soll, was er natürlich tut, er ist schließlich Bruce, und zum Schluss haben wir alle was gelernt. Naja.

Der Bechdel-Test:

1. Es müssen mindestens zwei Frauen mitspielen, die
2. miteinander reden
3. und zwar über etwas anderes als Männer.

1. Es spielen ein paar wenige Frauen mit: Bruce hat eine weibliche Kollegin, die mit ihm den Fall klären muss, und er ist verheiratet.
2. Wenn ich mich richtig erinnere, reden die wenigen Frauen im Film nicht miteinander.

Bechdel-Test bestanden? Nein.

LeseHILFE!

Das schönste Lesezeichen der Welt heißt help!, und ich habe es bei Beton & Garten gefunden.

Buchtipp

Stevan Paul schreibt über Den Tagen mehr Leben geben von Dörte Schipper. Das Sachbuch erzählt vom ehemaligen Sternekoch Ruprecht Schmidt, der Menschen im Hospiz ihre eventuell letzte Mahlzeit serviert.

Mündliche Mutprobe

Ich war neulich zum zweiten Mal im Trific, unter anderem, um die Erdbeeren endlich mal halbwegs scharf zu fotografieren, denn die habe ich natürlich nochmal gegessen. Außerdem habe ich so endlich Christian kennengelernt, auf dessen schönes Bloglayout ihr gerade alle schaut (alle außer den DRÜCKEBERGERN AUS DEM FEED!), Frau Monalisa und hammwanich mit charmanter Begleitung. Little Jamie und Isa kannte ich schon, aber das macht das Treffen ja noch netter.

Ich habe mich sofort auf den Gelben Muskateller gestürzt und dann todesmutig eine Vorspeise mit Tintenfisch bestellt, dem ich bisher immer weiträumig ausgewichen bin. Tintenfisch ist so ein Viech, bei dem ich mich wirklich frage, wie jemals wer auf die Idee gekommen ist, das essen zu wollen. Ist da mal ein Oktopus in einem Fischerboot gelandet und Herr oder Frau Fischer haben sich gedacht, ach guck mal, gleich acht Arme, da werden endlich mal alle satt und vorportioniert isses auch schon, oder was?

Im Zuge meiner neuen Liebe zum Kochen und Genießen habe ich mir aber vorgenommen, nicht immer die sichere Bank von der Karte zu bestellen – also das Zeug, das ich kenne –, sondern auch mal irgendwas, was ich noch nie gegessen habe. Diesmal also Tintenfisch. Der genaue Name der Vorspeise war Risotto mit Calamaretti, Erbsen und Spargelpesto und hat, wie alles in dem Laden, grandios geschmeckt. Ich hatte mir unter Calamaretti naiv kleine Stücke von Tintenfisch vorgestellt, die nicht mehr erkennen lassen, von was sie abgeschnitten wurden. Auf dem Teller lagen dann allerdings drei winzige Kraken und warteten darauf, in meinen Mund zu wandern, worauf ich meinen neuen kulinarischen Mut doch ein bisschen in die Ecke werfen und ein Käsebrot bestellen wollte.

Aber wer nicht wagt, der wird nicht satt. Also nicht lange darüber nachgedacht, wieviele Beinchen da gerade über meine Zunge wandern, rein damit – und lecker war’s! Weitaus weniger gummiartig als ich gedacht hatte und dazu äußerst schmeckig gewürzt.

Zwei Stühle weiter landete eine andere Vorspeise vor zwei Gästen: Austern. Auch noch nie gegessen, und Isa und ich quietschen dann auch ein wenig memmenhaft rum, was Jamie dazu hinriss, uns gnadenlos eine Auster anzubieten. Ich dachte, wenn ich schon Zeug mit Tentakeln essen kann, kann ich auch Mollusken essen. Die Schale war viel schwerer als ich erwartet hatte, und sie roch sehr frisch und salzig. Und so hat die Auster dann auch geschmeckt: ein bisschen wie schales Meerwasser, aber nicht langweilig oder unangenehm. Auch hier: kein Glibber, kein Gummi, einfach ein neues Essgefühl und ein einzigartiger Geruch in der Nase.

Ich werde beim nächsten Mal nicht unbedingt die Fischplatte Surprise ordern, aber ich war mal wieder sehr dankbar für ein paar neue Erfahrungen. Auch wenn ich nach der Auster relativ schnell einen großen Schluck Wein genommen habe. Und jetzt, nach dem Tippen, nehm ich noch einen, denn wie mir die Wikipedia verraten hat – im Gegensatz zur edlen Spenderin der Auster –, war die Muschel noch lebendig. Jetzt hab ich tagelang ein schlechtes Gewissen. (Und kann nie wieder über die Deppen beim Dschungelduell lästern, die lebendige Kakerlaken essen.)

He, Werbe-Arschlöcher!

Wegen „lustigen“ Spots wie diesen hasst uns der Rest der Welt. Und in diesem Fall möchte ich als Autowerberin sagen: vollkommen zu Recht. Was für eine unsägliche Scheiße, Gewalt gegen Frauen als total crazy-cool darzustellen. Wer immer den Rotz gedreht hat – ihr seid widerlich. Mit Sternchen.

Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie die Macher (_innen?) im Kämmerlein gesessen haben und sich gedacht haben, he, jetzt sorgen wir mal für Aufmerksamkeit und brechen Tabus, total toll, du. Das Dumme ist nur: Gewalt gegen Frauen ist leider kein Tabu. Sie passiert dauernd und überall. Und deswegen geht mir der Film noch mehr auf den Zeiger.

(Ich weiß nicht, woher der Spot kommt, aber von VW ist er nicht.)

Edit nach einigen Mails: Ja, ich ahne, dass der Spot nicht von Profis ist, weil ja auch schön „Bewerbung für Hochschule“ drübersteht, aber ich nehme doch an, dass die Nasen in die Werbung wollen, sonst hätten sie ja ein Bild gemalt oder ein Gedicht geschrieben oder was Kleines geklöppelt. Bitte kommt nicht zu uns. Geht woanders hin. Ganz weit weg.

Edit, 15.06. Der Spot wurde anscheinend von YouTube entfernt. Ist mir sehr recht.

Comic-Salon Erlangen

Das Blog „Graphic Novel“ hat ein paar schöne Links zum gerade beendeten Comic-Salon Erlangen und seinen Preisträger_innen gesammelt.