Mein Neuner-Eisen ist eine ganz doofe Schlampe, aber mein Putter der liebste Schläger der Welt
Danke, Golfers Delight. Ich habe vor ein paar Tagen dort ein bisschen rumgeflennt und in den Kommentaren gute Tipps zum Abstellen des Geflennes bekommen. Vor allem die Idee, auf den Platz zu gehen, auch wenn von der Range kein vernünftiger Abschlag kommt, fand ich so unlogisch, dass ich das gestern einfach mal ausprobiert habe. Als alter Streber war ich vorher trotzdem auf der Range, und vielleicht lag es am Kopf, der eh schon abgeschenkt hatte und sich seelisch auf 50 verzogene Gurken eingestellt hatte, dass es nicht ganz so viele Scheißschläge wurden wie ich dachte.
Am Tee traf ich dann meine Mitspieler: zwei mittelalte Herren in Begleitung von Terrierdame Sammy, die meine persönliche Heldin des Tages war, denn Sammy hat die ganze Zeit nichts anderes gemacht als Bälle wiederzufinden. Nicht nur den einen, den ich komplett in die Bäume gehauen habe, nein, auch diverse Bälle, die liebevoll von anderen im Aus, in den Bächlein oder im fiesen Unterholz platziert worden waren. Ich bin gestern zum ersten Mal mit mehr Bällen im Bag als vorher vom Platz gekommen. Und auf demselben kamen auch die Abschläge. Das erste Loch habe ich völlig versaut, weil ich nervös war, aber ab dem zweiten ging’s plötzlich. Und auf einmal konnte ich auch wieder einige der Dinge* abrufen, die ich die ganze Zeit im Hinterkopf hatte, aber irgendwie nicht umgesetzt bekommen habe.
Loch 3 ist wieder ein Par geworden – ich kann anscheinend nur auf diesem Loch Par spielen –, aber bei drei Löchern habe ich mal wieder gefühlte 28 Schläge vom Abschlag ins Rough aufs Fairway wieder ins Rough wieder aufs Fairway halbwegs am Grün aufs Grün an die Fahne ins Loch gebraucht. Ich merke immer wieder, dass meine Konzentration noch nicht die beste ist, und obwohl meine Mitspieler unglaublich nett waren und jeden gelungenen Schlag lauter gefeiert haben als ich, habe ich eben doch einen gewissen Druck gespürt, jetzt doch bitte mal in Fahnennähe zu schlagen – und habe dementsprechend wieder eine Gurke produziert. Ich schiebe das auf meine momentane Unsicherheit – „Klappt der Schlag? Klappt er nicht?“ –, die ich vorher nicht verspürt habe. Da wusste ich zwar auch, dass ich noch keine neun Löcher konstant auf einem Niveau spielen kann, aber ich hatte immerhin das Gefühl, wenn ich alles richtig mache, dann kommen die Schläge auch. Dieses Gefühl habe ich noch nicht wiedererlangt. Aber ich bin ihm schon deutlich näher als vorgestern. Und das ist klasse. Ich habe trotzdem noch eine Stunde bei einem Pro am Freitag gebucht, der mal von außen auf meine Abschläge draufguckt. Kann ja nicht schaden.
Jetzt fehlen mir nur noch schwarze Golfschuhe, denn wie ich gestern auf dem teilweise arg nassen Platz feststellen durfte, sind meine weißen Schuhe auf schlammigem Untergrund eine total bekloppte Idee. Wie praktisch, dass ich von meinen Kollegen als Abschiedsgeschenk einen schönen Shopping-Gutschein bekommen habe. Ich hab da eine Idee, in was ich investieren könnte.
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*Was das alles für Dinge sind, kann sich der geneigte Leser hier anschauen – danke an bebal für den Link. Wenn man mal gesehen hat, auf was man theoretisch alles achten kann/sollte/muss (?), kann man vielleicht auch den wundervollen Swing von Tiger Woods mehr schätzen, den ich bereits verlinkt hatte und zu dem mir mehrere Nicht-Golfer nur sagten: Wasn daran so toll?